Somewhere Only We Know

Innerer Monolog zum Thema Erinnerung

von  RobertBrand

Somewhere only we know

Dieser Moment, wenn dich komplett unvorbereitet ein Lied aus dem Radio - man will schon fast sagen - erschlägt.
Du hörst die ersten paar Takte, das Herz wird schwer, deinen Hals schnürt es unsichtbar zu, die Augen werden glasig, versuchen zu weinen, aber man erlaubt es sich selbst irgendwie nicht.
Warum?
Warum passiert das?
Zumindest bei mir?
Weil dieses eine Lied - so wunderschön es auch sein mag - traurigschöne Erinnerungen wachruft.
An ein jüngeres Leben, ein jüngeres Ich, ein jüngeres sorgenfreiers Dasein, an ein hoffnungsvoll in die Zukunft blickendes Ich, in seinen vielversprechenden Mitt-Zwanzigern …
Den Kopf voller Ideen und Hoffnungen, das Herz überschäumend vor Liebe und Zuwendung an Menschen, die sie nicht erwidern noch verdienen aber der Kopf noch zu unerfahren um das zu verstehen oder richtig einzuordnen.
Lebenshungrig - neugierig - wissbedürftig - Zuwendung suchend.
Alles in allem - ein ziemliches gegenteiliges Ich von dem, was ich heute bin. Von der Wirklichkeit geläutert, die Phantasie gezähmt und den Möglichkeiten angepasst - anstatt umgekehrt - die Wünsche demütiger und kleiner - man selbst - älter, kaum weiser, enttäuscht von Menschen, die einen entlang des Weges begleitet, dann benutzt und dann später irgendwann ziemlich schäbig entsorgt und am Wegesrand abgelegt und zurückgelassen haben.
Die Erinnerungen an dieses eine Konzert mit diesem wunderbaren Mädchen, mit diesem unwiderstehlichen Lächeln, diesem erhellendem lautem Lachen, diesen funkelnden blitzenden Augen, der langen bis über die Schultern reichenden wild geschwungenen Mähne an brünetten Haaren.
Die Abende vor der Glotze und dem DVD Player, beide ko von der Arbeit, aber beide den Abend hinauszögernd, wissend, morgen würde wieder die quälende Arbeit warten, die nicht wirklich erfüllend war und einfach die Gesellschaft des anderen haben wollen und nicht wollen, dass die Zeit schon zu Ende geht.
Die Telefonate und das SMS hin und herschreiben, das sich necken, das lästern über Trends in der Werbung, in der Zeitung, im Internet …
Der Besuch im Museum und dieses starke Gefühl meinerseits, dass da etwas tieferes zwischen uns sich anbahnt und entwickelt.
Ein Gedanke der bald vorüber sein sollte.
Das Ende der Bekanntschaft, da meine Gefühle stärker waren als deine und ich nicht mit deiner Zurückweisung richtig umgehen konnte - wie so oft in meinem Leben, wo ich mit Zurückweisung nicht umgehen konnte.
Drei Minuten siebenundfünfzig Sekunden im Radio können so lang sein. Und können einem so viele traurige und schöne Momente in einer Schrecksekunde zurückbringen.
Doch mit diesen Erinnerungen auch die ewig quälende Frage - was wäre, wenn deine Gefühle damals für mich gewesen wären, wie meine für dich und du damals „ja“ zu mir - zu einem „uns“ gesagt hättest?
Der Moderator quatscht ins Ende des Liedes, die Werbung beginnt zu plärren, man dreht angewidert von der Werbung den Radio leiser oder ab - der Gedanke an dich, an ein "Uns" hängt noch lange nach und lässt sich wieder stundenlang nicht beiseite wischen.

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Kommentare zu diesem Text


 Mondscheinsonate (05.04.21)
Sehr nett, dein Text. Schöner Einstand.

 Dieter_Rotmund meinte dazu am 29.04.21:
Nein, das sehe ich anders - der Text wirkt wie ein Bauplan für eine gut erzählten inneren Monolog, ausgelöst durch ein Lied im Radio. Aber es ist leider nichts umgesetzt, alles wirkt sehr distanziert und leblos.
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