Partystimmung

Komödie zum Thema Begehren

von  Terminator

Warum haben viele auf einer Party eine seltsam niedergeschlagene Stimmung, welche nicht so seltsam wäre, wenn man sie auf einer Trauerfeier hätte? Trauerparties fühlen sich oft gerade wegen der gebotenen Fassade der Niedergeschlagenheit viel fröhlicher an als Feierparties. Die Fete an sich scheint ein auf tragische Weise komisches Phänomen zu sein.

Holen wir erstmal aus: wann spricht man von einem Doublebind? Wenn zum Beispiel Eltern einem Kind zwei sich widersprechende Gebote auferlegen: erfüllt das Kind das erste, verletzt es automatisch das zweite, und kann somit alles nur falsch machen. Tun Eltern dies unabsichtlich, sind sie schlechte Eltern; tun sie das absichtlich, sind sie böse Eltern. Nicht von schlechten Eltern ist jedoch das böse Doublebind-Paradigma, mit dem wir jetzt auf eine Party gehen.

Auf einer typschen Party findet man äußerst sexuell bedürftige junge Menschen, die sich auf dem hormonellen Höhepunkt ihrer biologischen Passivtätigkeit befinden. Alle sind geil, aber es sind nicht alle geil. Alle jungen Männer wollen was nur von den bestimmten zwei-drei jungen Frauen, und alle jungen Frauen sind nur auf dieselben zwei-drei junge Männer scharf. Alle anderen sind Statisten. Die weniger attraktiven Frauen haben dennoch grundsätzlich eine Chance, denn für eine einzige zu nichts verpflichtende Feuchttat sind sie für die meisten Männer attraktiv genug. Hinterher aber gelten Frauen, die sich darauf einlassen, als Schlampen, also lassen sich viele gar nicht drauf ein, und träumen weiter von einer festen Beziehung. Warum gehen sie nicht gleich nach Hause, ja warum gehen sie überhaupt hin? Dazustehen und neidisch auf die Titten der attraktiveren Geschlechtsgenossinen zu starren ist ja keine wirkliche Partystimmung.

Männer gehen hin, weil Frauen da sein werden. Bis auf zwei-drei Männer mit sozialem Top-Status haben alle anderen so gut wie gar keine Chance, beim anderen Geschlecht einen Erfolg zu erzielen.
Eine Party mit drei Alphamännchen und dreißig Weibchen wäre ja noch nicht ganz absurd, aber, wie ein Kollege über eine Diskothek einmal sagte: "Nur Schwänze!" - also ein Männeranteil von über 70%. Testosteron macht aktiver als Östrogen, weil es aktive aktionistische Aktivitäten aktiviert. Keiner hat eine echte Chance, aber alle gehen hin, weil Aktion und Aktionismus in der Biologie des Mannes liegt. Ein Hund sieht seinem Herrchen beim Essen zu. Der Hund kann nicht einfach nach dem Steak greifen, weil er dafür Stockhiebe bekommt, er kann aber auch nicht einfach weggehen, weil er scharf auf das Stück Fleisch ist. Der Hund bleibt einfach da und beginnt, sich am Ohr zu kratzen. Mit dieser einfachen Parabel lässt sich die Partystimmung des sexuell bedürftigen Menschen im Grunde erschöpfend beschreiben.

Manchmal beschreibt diese Parabel auch das Verhältnis eines Menschen zur Religion: einerseits will er in den Himmel kommen und der Hölle fernbleiben, sprich Lust empfinden und Übel vermeiden, - andererseits kann er nie wissen, ob das allmächtige Wesen, das diesbezüglich die Entscheidungsgewalt hat, und darum Gott genannt wird, wirklich existiert. Er kann sich nicht klar zum Atheismus bekennen, weil es Gott vielleicht doch geben könnte, und er kann sich nicht vollkommen in den Dienst Gottes stellen, weil alle Mühe, tugendhaft zu bleiben, und dafür auf jede Menge Lust zu verzichten, womöglich doch nicht lohnt, - wenn nach dem Tod nämlich einfach gar nichts kommt. Also sitzt er da und kratzt sich am Ohr, oder geht auf eine Party, was sowohl von der Art der Tätigkeit - hyperaktives, krampfhaftes und mühevolles Nichtstun - als auch vom Ergebnis her dasselbe ist.

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Kommentare zu diesem Text


 Regina (14.04.21)
So kann keine positive Stimmung aufkommen.
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