Ludwig und Markus

Groteske zum Thema Politik

von  Regina

Beide bringen es auf eine stattliche Körpergröße von über einem Meter neunzig. Ihre Väter hörten auf den Vornamen Max. Allerdings trägt der König feinere Gesichtszüge. Das Jugendbild von Markus Söder, das ihn mit dem von Ludwig II bevorzugten Mittelscheitel zeigt, erreicht nicht ganz dessen elegante Erscheinung, die bei der Damenwelt durchaus verfing. Insidern gilt Söder dennoch als Charmeur.
Als der Bayernkönig seine Verlobung mit Sophie Charlotte von Bayern löste, zog dies in der damaligen Adelswelt einen Sturm der Entrüstung nach sich. Ein so rüdes Verhalten wurde als unmoralisch bezeichnet. Heute versucht die Presse gelegentlich, die voreheliche Tochter des Ministerpräsidenten zum Stolperstein hochzustilisieren, obwohl selbst Bayern in Beziehungsfragen nicht im 19. Jahrhundert zurückgeblieben ist.
Söders Kunstsinn offenbart sich in seinen Faschingsverkleidungen, die man sicherlich eines Tages zwischen den Bühnenbildern von Wagneropern auf Schloss Neuschwanstein ausstellen wird. Der Bezug zu Bautätigkeiten drückt sich bei ihm schon einmal dadurch aus, dass seine Eltern ein Baugeschäft besaßen.
Während der Adlige des Französischen mächtig war, spricht der Ministerpräsident zwar keinen bajuwarischen (was ihm der eine oder andere Niederbayer verübelt), sondern einen mitteldeutschen Dialekt und leidliches Englisch. Er träumt aber auch nicht von Versailles, Absolutismus geht heute nicht einmal für Spitzenpolitiker mehr durch. Um Herrenchiemsee trotzdem zu toppen, schweben ihm des Nachts Szenen wie „Cape Canaveral in Bavaria“ vor.
Wohlmeinende Parteifreunde hatten Söder geraten, wenigstens Bayern stabil zu halten, wenn schon ganz Europa zusammenbricht. Der Ministerpräsident teilt durchaus die Abneigung des Wittelsbachers gegen preußische Militaria. Sein Platz sei in Bayern, hatte er standhaft behauptet, bevor er anfing, die Kennedyworte „I am aa a Berliner“ täglich zu üben. Ein kurzer Ausflug in die Geschichte zeigt auf, dass Bayern unter Ludwig II 1872 dem deutschen Reich beitrat, sicherlich der größte politische Fehler des „Kini“, nachdem an der Seite Österreichs Krieg gegen die Preußen geführt worden war.
Allerdings wären es die Fantastereien grüner Spinner im Anthroposophenmodus oder jener Asienreisenden, die ihre verschränkten Beine zu lange im Ganges gebadet haben und nun versuchen, den Yogitee samt Milchschaum in bayerische Bierkrüge zu füllen, wenn wegen einiger läppischer Gemeinsamkeiten hier behauptet wird, Markus Söder sei die Reinkarnation des Märchenkönigs. Dieser habe sich nach seinem Tod unverzüglich daran gemacht, im entleerten Mikrokosmus einen ähnlichen Körper mit ähnlichen Lebensumständen aufzubauen, um seiner karmischen Mission gerecht zu werden, Bayern in jedem Leben ein wenig weiter nach vorn zu bringen. Im Maßkrug sprudelt Cola Zero. Süchte hat der Bundeskanzleranwärter in der letzten Verkörperung zurückgelassen.


Anmerkung von Regina:

Kini = König

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Kommentare zu diesem Text


 LottaManguetti (15.04.21)
Na, dann gehören ja bald in alle Schulen Kruzifixe und keine Kopftücher!

...

(frei nach Söder, 2004)

 Regina meinte dazu am 15.04.21:
vor allem auch in der Raumfahrt.
Aber deine Bemerkung zeigt auch die Herausforderungen auf, die ein bayrischer Buka in Berlin zu erwarten hätte.

Antwort geändert am 15.04.2021 um 09:28 Uhr

 LottaManguetti antwortete darauf am 15.04.21:
Wer nur auf Umfragen schielt, dem gehörts nicht anders.
Machterhalt vs. Volkswohl - immer dasselbe Spiel!

 EkkehartMittelberg (15.04.21)
Feiner Stil mit Witz
LG
Ekki

 Regina schrieb daraufhin am 15.04.21:
so war es gedacht. Danke.
Agnete (66)
(15.04.21)
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 Regina äußerte darauf am 16.04.21:
du meinst also, dass der Laschet zu lasch ist. Wer aber soll dann für die bayerische Raumfahrt sorgen?

 Reliwette (16.04.21)
Was dräut diese Menschen nur an die Macht? Der Bayerkönig hat der Nachwelt (trotz Staatsverschuldung) wenigstens u.a. (das gut besuchte) Schloss Neuschwanstein hinterlassen. Was Söder uns im Falle seiner Wahl zurücklassen wird?

 Regina ergänzte dazu am 17.04.21:
Neuschwanstein bringt dem Tourismus was ein. Immerhin.

 Reliwette meinte dazu am 17.04.21:
Herrenchiemsee auch - nicht zu vergessen die Grotte, in der gerne Richard Wagner - Aufführungen stattfanden. Mir geht es vielmehr um die Frage, weshalb es einen nicht zu unterschätzender Anteil von Zeitgenossen nach "oben" treibt. Ein Eintrag in das Geßichtsbuch (Helmut Kohl) scheint eines der beliebtesten Motive zu sein. Bedeutung zu erlangen, wichtig sein und andere Unwichtigkeite. Seltener dagegen ist der subjektiv empfundene soziale Auftrag. Vielleicht ist Söder sogar ein guter Christ, der nach der Praemisse handelt: Tu Gutes? Sich oder anderen? Fragen über Fragen!

 Regina meinte dazu am 17.04.21:
Wenn ich konsequent im sinne meines Textes antworte, muss ich sagen "Karma". Den allgemeinen neuen Hang zur Politik solltest du vllt. mal in einem Essay behandeln und die Motive dazu untersuchen. Söder ist Steinbock, solche Leute sind meist auf Stabilität bedacht und können damit Vertrauen erwecken.. Er trägt aber auch eine gewisse Leichte in sich, so dass er auch schon Politikhallodri genannt wurde. Wir meckern ja gerne von unten, sollten aber nicht vergessen, dass es nicht leicht ist, Min.präsident oder Buka zu sein.

 Reliwette meinte dazu am 18.04.21:
Essay zum Hang zur Politik? Passt so nicht recht in meine augenblickliche Einschätzung zur Menschheit, die ich recht kritisch bewerte. Ein Journalist schrieb mal anläßlich einer Vernissage: " "Reliwette nimmt die Menschen die ihn sehen nicht ernst". Das stimmt nicht. Es ist nur die halbe Menschheit. Dazu gehören auch die Politiker. Letztendlich muss einer eine längere Strecke in den Schuhen des anderen gelaufen sein, um sich ein aussagekräftiges Bild von ihm zu machen. Noch ein Gedanke: Verantwortung für das gesellschaftliche Ganze können auch "Jene von unten" übernehmen und ausleben In diesem Falle wären Politiker mehr in der Verantwortung als KOORDINATOREN.

Antwort geändert am 18.04.2021 um 12:18 Uhr
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