Manko

Anekdote zum Thema Abhängigkeit

von  FrankReich

Eine Psychiatriepatientin mittleren Alters irritierte Ärzte, Pflegepersonal als auch Mitpatienten durch ihre Behauptung, nie etwas passendes anzuziehen zu haben, obwohl sie ihre Kleidung so oft wechselte wie manche Menschen nur ihre Geschlechtspartner.
Ein Einblick in ihren Kleiderschrank, den sie schon aus Beweisgründen freiwillig gewährte, erwies sich als unglaubwürdig, da er fast bis zum Bersten gefüllt war, nicht zuletzt, weil sie von zu Hause ständig Nachschub anforderte, sie jedoch beharrte weiterhin darauf, viel zu wenig Kleidung zu besitzen; die Nachfrage bei ihren Angehörigen ergab, dass ihnen dieses Phänomen zwar hinreichend bekannt sei, sie es allerdings nicht begreifen würden.
Erst Wochen später stellte sich heraus, dass die Patientin als Reaktion auf ein Trennungstrauma der Hoffnung verfallen war, sich durch Anpassung an seine modischen Gepflogenheiten auch charakterlich jedem Menschen anzugleichen, mit dem sie gerade näheren Umgang pflegte oder zu pflegen wünschte, um ihn nicht gleich wieder zu verlieren, bzw. abzuschrecken, und dazu gehörte nicht nur der Stil, sondern auch die farbliche Beschaffenheit der Kleidung, was tatsächlich dazu führte, dass sie über eine unzureichende Auswahl verfügte.

Hinweis: Der Verfasser wünscht generell keine Kommentare von Verlo.

Hinweis: Du kannst diesen Text leider nicht kommentieren, da der Verfasser keine Kommentare von nicht angemeldeten Nutzern erlaubt.

Kommentare zu diesem Text


 Moja (20.04.21)
Diese Anekdote beschreibt treffender den Kern als PLATZMANGEL - und erinnert mich an eine Kollegin mit ebensolchen Ambitionen, leichthin gesagt. Verlust des Selbstwertgefühls, der Selbstwahrnehmung durch erlittene schwere Verluste im Leben, stehen dahinter, vielleicht auf ähnliche Weise wie bei Menschen, die alles horten, ansammeln, kaum noch Platz zum Leben in ihren Räumen haben und sich von nichts trennen können. Für Außenstehende kaum nachvollziehbar.

Gruß,
Moja
Sin (56) meinte dazu am 20.04.21:
Diese Antwort ist nur für eingeloggte Benutzer lesbar.

 FrankReich antwortete darauf am 20.04.21:
Hi Moja,

danke für Kommentar und auch Empfehlung, wobei ich in diesem Zusammenhang den Aphorismus zweckmäßiger finde, da er nicht so persönlich ist, als katastrophal erwies sich nämlich die Einstellung der Stationsärztin, die der festen Meinung war, solch ein Trauma durch Psychopharmaka regulieren zu können, die Sensibilität dieser Patientin war jedoch auch körperlich bedingt,
was schließlich durch die Medikamentierung zu Herzrhythmus-, und Kreislaufstörungen führte und wahrscheinlich auch Auslöser einer ziemlich tückischen Stoffwechselerkrankung war. 🤔

Ciao, Frank

 Moja schrieb daraufhin am 20.04.21:
Ein schrecklicher Teufelskreis wurde hier in Gang gesetzt, Tabletten gegen Traumata..., seufzt Moja, noch ein Manko!

Antwort geändert am 20.04.2021 um 11:22 Uhr

 FrankReich äußerte darauf am 20.04.21:
Es mag ja lobenswert erscheinen, dass zur Unterstützung der Psychiatrieärzte vermehrt Psychologen herangezogen werden, eigentliches Problem ist aber das Ego solcher Ärzte, denn die wollen sich natürlich nicht die Butter vom Brot nehmen lassen, ideal wäre natürlich eine Kombination daraus, aber soweit ich informiert bin, ist die so selten, dass keine Psychiatrie darüber verfügt.

Ciao, Frank

 FrankReich ergänzte dazu am 20.04.21:
Hi Sin,

sorry, Dein Komm hatte sich dazwischengemogelt, deshalb sehe ich den jetzt erst, danke auch für Deine Empfehlung, besonders aber für den Hinweis in Deinem Komm zu "Platzmangel", der mich bewog, vor der Einstellung meines Rekomms als Text noch einige essentielle Änderungen vorzunehmen.

Ciao, Frank

 franky (20.04.21)
Das war lieber Frank, eine sogenannte: „Messi.“
Vielleicht nicht gar so ausgeprägt.

Grüße von Franky

 FrankReich meinte dazu am 20.04.21:
Hi Franky,

danke für Empfehlung und Kommentar, allerdings leitet sich der Ausdruck "Messie" vom englischen Begriff "mess" ab, als chaotisch, nachlässig oder desorientiert habe ich diese Frau allerdings nie empfunden und ihr Verhalten hatte weder mit Sammelleidenschaft noch mit dem Zwang, nichts mehr abgeben zu können, etwas gemein, sondern war rein praktischer, bzw. "vernünftiger" Natur.

Ciao, Frank

 EkkehartMittelberg (20.04.21)
hallo Frank,

ich finde diese Anekdote deshalb sehr interessant, weil sie dem Spruch "Kleider machen Leute" eine andere Semantik zuschreibt, insofern nach Ansicht der Patientin Kleider die Psyche beeinflussen können.

LG
Ekki

 FrankReich meinte dazu am 20.04.21:
Hi Ekki,

das Phänomen ist allerdings, wenn auch etwas abgefälscht, durchaus kein Außergewöhnliches, unter Naturvölkern z. B. existiert ja auch der Glaube, durch den Verzehr von Herz und Hirn des Feindes dessen Mut und sonstige Charaktereigenschaften übertragen zu bekommen. 😂

Ciao, Frank

P. S.: Danke auch für Deine Empfehlung.

 indikatrix (20.04.21)
Lieber Ralf_Renkking,
die Angst anderen nicht zu gefallen oder anders gesagt, die Abhängigkeit, Sucht anderen zu gefallen, kann leicht dazu führen, sich selbst zu verlieren. Und dieser Verlust ist durch nichts zu ersetzen. Es sei denn da gäbe es eine Magie?
Liebe Grüße,
indikatrix

 FrankReich meinte dazu am 21.04.21:
Liebe indikatrix,

danke für Kommentar als auch Empfehlung. Obwohl sich oben beschriebenes Phänomen etwas legte, da die Patientin jemanden fand, den sie ausschließlich kopierte, schreitet ihr Selbstverlust unerbittlich fort, da hilft leider auch keine Therapie mehr, denn mittlerweile ist ihre Erbkrankheit ausgebrochen.

Ciao, Frank
Zur Zeit online:
keinVerlag.de auf Facebook keinVerlag.de auf Twitter keinVerlag.de auf Instagram