Von der unstimmigen Eigenexistenz zur seligen Gottesgewissheit - die wahre Menschwerdung?

Essay zum Thema Wahrheit

von  Bluebird

Illustration zum Text
(von Bluebird)
Seit Descartes (1596-1650)  wissen wir philosophisch abgesichert, dass wir uns unserer eigenen Existenz gewiss sein können: „Ich denke, also bin ich!“
    Dies mag ein philosophische Quantensprung gewesen sein, aber im Grunde genommen eine Binsenweisheit. Kein Mensch dürfte vor und nach Descartes ernsthaft seine eigene Existenz, die anderer Lebewesen und der Welt im Allgemeinen bezweifelt haben.

Das eigentlich Problem liegt natürlich nicht in der Vergewisserung unserer Existenz, sondern in jenem Gefühl, dass einen mit dem Heranwachsen beschleicht. Nämlich dass etwas mit unserer Existenz und der Welt grundsätzlich nicht stimmt.
    Und was da nicht stimmt, ist auch schnell herausgefunden:

Wie kann es sein, dass ich tief in mir den Wunsch nach Harmonie, Gesundheit, Glück, Frieden, Ewigkeit, Liebe usw. verspüre, und doch in einer Welt lebe, die der Vergänglichkeit und aller damit verbundenen Leiderfahrungen unterworfen ist. Einer Welt, in der es Hass, Feindschaft, Kriege und das Böse gibt?
    Da stimmt doch etwas nicht!
Ich kann mich noch sehr gut an dieses Gefühl des Unbehagens und der Welt-Unstimmigkeit erinnern, welches ich als junger Mensch gehabt habe. Es bestand eine massive Diskrepanz zwischen Wunsch und Wirklichkeit. Und ich war keineswegs bereit, mich damit so ohne weiteres abzufinden!
    Weiter im Labyrinth des Lebens herumirrend, suchte ich intuitiv des Rätsels Lösung und einen Weg zum persönlichen Glück. Oder, um mit Kierkegaard zu sprechen, einen Ausweg aus der Nichtigkeit des Seins!

Interesssanterweise aber hoffte ich schon damals auf einen zuhilfekommenden Zufall: 

Ich werde mich jetzt neu ins Leben verstricken und vielleicht kommt mir ja der Zufall zu Hilfe! ermutigte ich mich selber.
  Und befand mich damals, ohne es zu ahnen, ganz auf der Kierkegaardschen Linie: quote] Aus der äußersten Verzweiflung darüber (also der „Nichtigkeit des Seins“)  kann der Mensch nur dann einen Ausweg finden, wenn sich ihm - ohne sein Zutun - eine neue Möglichkeit öffnet.[/quote] Genauso geschah es dann ja auch! Am Ende einer schicksalsträchtigen und dramatischen Entwicklung öffnete sich mir - sperrangelweit und unerwartet - die Tür zum christlichen Glauben.
 
Es war nun wirklich nicht so, dass ich dies in irgendeiner Weise angestrebt hätte. Ganz und gar nicht! Ich gelangte gänzlich ungewollt vor diese Türe, dann aber die Chance witternd oder begreifend, trat ich in die Welt des christlichen Glaubens ein.
    Ich hatte wirklich keine Ahnung, was mich hinter dieser Türe erwarten würde. Aber es fühlte sich gleich richtig an. Und auch heute, 36 Jahre später, fühlt es sich immer noch richtig an.  Nach wie vor bin ich überzeugt, des Rätsels Lösung gefunden zu haben.
    Was aber war denn genau passiert?
Ich denke, dass ich damals zur Gottesgewißheit durchgedrungen bin. Diesen Zustand, den Augustinus mit den Worten: „Unruhig ist unser Herz, bis es ruht in dir!“ beschrieb. Nichts hatte sich am äußeren Zustande der Welt geändert, aber innerlich hatte ich Frieden gefunden. Wusste mich fortan in Gott geborgen!

Was damals geschah, wird in der Bibel als „Versöhnung mit Gott“ beschrieben:

Aber das alles von Gott, der uns mit ihm selber versöhnt hat durch Jesum Christum ( 2. Korinther 5,18).
Und im Nachhinein verstand ich dann auch, dass genau das all die Jahre gefehlt hatte. Ich - nichtsahnend - unversöhnt mit Gott durchs Leben geirrt war. Dies der Grund für die gefühlte Unstimmigkeit gewesen war.
    Eine menschheitliche Urschuld ( 1. Mose 3) plus eigener begangener Sünden (Jesaja 59,2) mich von  Ihm hatten getrennt sein lassen.
   
So postuliere ich zum Schluss dieses kleinen Aufsatzes gemäß des  biblischen Heilskonzepts, dass - nach meiner festen Überzeugung - in diesem Nichtversöhntsein mit Gott das eigentliche Grundproblem des Menschen liegt. Es ihn hindert, wahrer Mensch  im Sinne seiner eigentlichen Bestimmung zu werden.
    Erst in Versöhnung mit Ihm durch den Mittler Jesus Christus ereicht er diesen Zustand des wahren Menschsein, muss es dann nur noch leben.


Anmerkung von Bluebird:

Meine persönliche Bekehrungsgeschichte kann man  hier lesen

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Frühere bzw. ältere Kommentare zu diesem Text


 Terminator (28.04.21)
Von der Selbstgewissheit zur Gottesgewissheit kam aber ebenderDescartes im gleichen Atemzug mit Kogitoergosum (in den Mediationen). Nur war es halt der abstrakte Philosophengott, und der passt halt nicht in den christlichen Kram.

"...Versöhnung mit Ihm durch den Mittler Jesus Christus..." da kräht doch abermals der Hahn nach einem gewissen Buch von Deschner.

 DanceWith1Life meinte dazu am 28.04.21:
das was er sagt ist halb so wild, was er alles nicht sagt ist ne Katastrophe.
Die Welt der Kreuzzüge, Hexenverbrennung, Enteignung, der Intrigen und des Neids, der Machtkämpfe, und und und, oder was genau ist die Welt des "Chr.G." ( die jüngeren Verfehlungen lasse ich bewußt weg, sie bloß zu erwähnen kann schon lebensgefährlich werden)

 Dieter Wal antwortete darauf am 28.04.21:
@ Terminator: "Nur war es halt der abstrakte Philosophengott, und der passt halt nicht in den christlichen Kram."

1. Bitte rechne den Dämonengottgläubigen bluebird nicht zum Christentum.

2. "der abstrakte Philosophengott" = deistisch. Es gibt Theologia negativa, deren Vorstellung Deismus nahe kommt bzw. ihn begründete.

 Bluebird schrieb daraufhin am 28.04.21:
@DWL

Wo war Gott im Dreissigjährigen Krieg, mögen sich Descartes und Zeitgenossen gefragt haben? Aber dies war und ist einfach die falsche Frage!
"Wo und wie kann ich einen gnädigen Gott finden angesichts all der Zumutungen, die das Leben und die Welt so mit sich bringen?"
, wäre - aus meiner Sicht -die richtige Frage (gewesen).

 DanceWith1Life ergänzte dazu am 28.04.21:
aus meiner sicht geht es nicht um den "gott" der uns erschaffen hat, sondern um den, den wir erschaffen haben, innerhalb und ausserhalb des "christentums".
und die frage, wo letzterer dann war, erübrigt sich dann ja wohl.

 DanceWith1Life meinte dazu am 28.04.21:
@Birdy
sag bloß, der 30jährige Krieg wurde gar nicht vor dem Hintergrund des Glaubens geführt?
und dann hiesse der Titel ja, von unstimmigen Machtverhältnissen zu Religionskriegen, die das Individuum als Kanonenfutter betrachten.
Was wiederum die erwähnte Eigenexistenz dermaßen negiert, dass man sie erst mal wiederfinden musste, bevor man weiterphilosophieren konnte, falls man überlebt hat.

Antwort geändert am 28.04.2021 um 22:25 Uhr

 loslosch (28.04.21)
ich las alles unter dem aspekt des phantomschmerzes. so wird der text lesbar.

 Graeculus (28.04.21)
Gut, Du hast den Sinn Deines Lebens im Glauben an den christlichen Gott gefunden.
Aber warum in aller Welt sollte das auch für alle anderen Menschen gelten? Weil Jesus einschlägige Behauptungen aufgestellt hat? Das ernst zu nehmen, setzt ja schon den Glauben voraus, der dadurch erst vermittelt werden soll - ein logischer Zirkel.

 Bluebird meinte dazu am 28.04.21:
Ob meine Lösung auch für dich stimmt, kannst du nur selber herausfinden!
Ich persönlich bin überzeugt davon, dass es wirklich nur diese eine "Heilstüre" gibt!
Beweisen kann ich das natürlich nicht! Der Beweis geschieht (göttlicherseits) nach Durchschreiten der Türe. Das ist mein Zeugnis und das Zeugnis so vieler anderer!

 DanceWith1Life meinte dazu am 28.04.21:
ja, das passiert öfter, und anders als man denkt.
btw ist nicht die "Bibel" dieses seltsame Buch das gleich die Grundlage für drei Weltreligionen ( jeweils mit Zusatzkapiteln) und hunderte von Splttergruppen bildet und als Grund für die meisten Kriege auf diesem Planeten hergenommen wurde, obwohl darin steht du sollst nicht töten und liebe deinen nächsten wie dich selbst.
Also irgendwas ist da ganz schrecklich aus dem Ruder gelaufen.

Antwort geändert am 28.04.2021 um 13:22 Uhr

 Graeculus meinte dazu am 28.04.21:
Verstehe. Du glaubst, daß nur durch Jesus Christus ...

Auch das ist wieder ein Problem, vor dem ich als Heide befremdet, im Grunde fassungslos stehe: dieser Exklusivitätsanspruch der drei monotheistischen Religionen. Ein Polytheist wäre gar nicht auf die Frage gekommen! Man hatte seine Götter im Plural, und 'neue' (neu bekannt oder populär gewordene) Götter wurden problemlos integriert, solange sie nicht zu sozialen Unruhen führten.

Und dann taucht plötzlich ein Gott auf, der sich selbst (1. Gebot des Dekalogs) einen eifersüchtig Liebenden nennt, der keinen Kult anderer Götter duldet.
Diese neue Art von Intoleranz hat das Leben und die Welt wahrlich nicht einfacher gemacht, zumal sie (die Intoleranz) sich dann auch noch auf die Beziehungen zwischen den monotheistischen Religionen und sogar auf deren Sekten untereinander ausgebreitet hat.
Die Ketzer, die Häretiker, die Apostaten (Abtrünnigen) - Phänomene, bei denen sich Polytheisten an den Kopf fassen.

Antwort geändert am 28.04.2021 um 13:31 Uhr

 Dieter Wal meinte dazu am 28.04.21:
@Bluebird:

Hier Punkt 1 der bereits unter dem Beitrag Terminators verlinkten stichwortartigen Zusammenfassung bei Descartes:

Meditation

Ziel:

„für etwas Unerschütterliches und Bleibendes in den Wissenschaften festen Halt schaffen“ (1)

Methode:

Nichts voraussetzen, was nicht absolut gewiss und unbezweifelbar ist (universeller Zweifel)

Bezweifelt werden kann alles, was Gegenstand der sinnlichen Wahrnehmung ist; Argument der Sinnestäuschung, dass die eigenen Bewusstseinszustände von etwas Realem außer mir handeln; Traumargument die Existenz einer Außenwelt, ferner die Geltung mathematischer Sätze; Argument vom bösen Dämon

 Bluebird meinte dazu am 28.04.21:
@Graeculus

Diese Fasssungslosigkeit kann ich im Grunde genommen gut verstehen ... ich war regelrecht "baff" festzustellen, dass das Heil am Ende doch beim längst vergessenen Gott meiner Kindheit zu finden war.
Das hatte ich wirklich nicht erwartet. Aber die Faktenlage war mehr als eindeutig! Und ich war froh meinen "Heimathafen" gefunden zu haben.

Ich freue mich für jeden, der diese Erfahrung auch gemacht hat oder noch machen wird!

Antwort geändert am 28.04.2021 um 21:37 Uhr

 Dieter Wal meinte dazu am 29.04.21:
@ Graeculus:

"Auch das ist wieder ein Problem, vor dem ich als Heide befremdet, im Grunde fassungslos stehe: dieser Exklusivitätsanspruch der drei monotheistischen Religionen. Ein Polytheist wäre gar nicht auf die Frage gekommen! Man hatte seine Götter im Plural, und 'neue' (neu bekannt oder populär gewordene) Götter wurden problemlos integriert, solange sie nicht zu sozialen Unruhen führten.

Und dann taucht plötzlich ein Gott auf, der sich selbst (1. Gebot des Dekalogs) einen eifersüchtig Liebenden nennt, der keinen Kult anderer Götter duldet."

Die von Dir erwähnten drei Welt-Religionen werden bekanntermaßen ja auch als abrahamitische Religionen bezeichnet. Abram, später Abraham, betet zum kanaanäischen Hauptgott El, der im Zentrum eines eigenen polytheistischen Pantheons steht. Die Abrahams-Erzählungen der Tora zeichnen eine äußerst vitale, farbenfrohe Epiphanie Elohims (Der Plural im Namen gehört zum Programm). Abraham zählt innerhalb des Tanachs, der Bibel und Koran zu den bedeutenden Glaubensvätern. Dass Abram auch polytheistisch praktiziert haben dürfte, verschweigt die Tora diskret, weil es zu der Zeit der josianischen Schrift- und Gesetzesreform, der eigentlichen Entstehung der Tora in heutiger Form, Monotheismus mit JHWH als Hauptgott nach mosaischer Überlieferung üblich war und durch die Überarbetung diverser Rollen zur Tora erst eine einheitliche jüdische Identität geschaffen werden sollte und erschaffen wurde.

Das erste Gebot war erforderliches Alleinstellungsmerkmal in einer komplett polytheistischen Umgebung. Ob das Konzept strengen Monotheismus immer noch ein gutes Konzept ist oder nicht, bleibt die Frage. Damals war es innovativ und sorgte in erheblichem Maß mit dafür, dass König Josias Geniestreich bis heute und wohl auch ferner Zukunft von Erfolg gekrönt bleibt.

Antwort geändert am 29.04.2021 um 13:46 Uhr

 Graeculus meinte dazu am 29.04.21:
Bluebird übernimmt dieses Konzept des einen wahren Gottes, dem gegenüber alle anderen nur Götzen sind, ja 1 : 1.

Und jetzt widme ich mich wieder der Organisation der Spendenaktion. Das nimmt momentan viel Zeit in Anspruch.

Antwort geändert am 30.04.2021 um 00:07 Uhr

 Quoth (28.04.21)
Eine bessere Predigt, Bluebird, als ich sie in letzter Zeit von Kanzeln herunter gehört habe. Gruß Quoth

 Bluebird meinte dazu am 01.05.21:
Bluebird grüßt zurück!

 Dieter Wal (28.04.21)
"Ich denke, dass ich damals zur Gottesgewißheit durchgedrungen bin. Diesen Zustand, den Augustinus mit den Worten: „Unruhig ist unser Herz, bis es ruht in dir!“ beschrieb. Nichts hatte sich am äußeren Zustande der Welt geändert, aber innerlich hatte ich Frieden gefunden. Wusste mich fortan in Gott geborgen!"

Deine Postings haben so gar nichts Befreites und Befreiendes. Sie lassen nicht einmal ansatzweise etwas von Jesu Froh-Botschaft (Reich Gottes) erkennen. Da ist nichts von funkelnder Schatzhöhle, bis an die Decke vollgestapelt mit geistlichen Schätzen, spürbar, keine Freude, keine Weite, keine Freiheit, keine Liebe, keine Menschenfreundlichkeit.

Sie wirken kleingeistig-eng, platt biblizisch, bewegen sich in Wort- und Denk-Schablonen von Laien-Predigern, bringen einen Pseudo-Paulus für geistig Minderbemittelte. Wo Paulus lehrt und seine Gemeinden scharfsinnig in Briefform unterweist, bringst Du keine Lehre, sondern Leere. Und wenn doch einmal eigene Aussagen von Dir kommen, findet man in ihnen das Gotteszerrbild eines grausamen Dämonen, Dämonenfurcht, Fanatismus und unvorstellbar grenzenlose Ignoranz, was Deine pseudochristliche Froschperspektive betrifft. Dieses monothematisch-beharrlich Autistische ist dein "Glaube".

 Dieter Wal meinte dazu am 30.04.21:
Wenn man jetzt nicht gerade wie ich alle Bluebird-Postings las und viele kommentierte und diskutierte, sondern ganz unbefangen diesen Text liest und absolut nichts sonst vom Autor und seinen Produkten weiß, kann diese Predigt, die kein Essay* ist, auch als schön wahrgenommen werden.


*)
Essay

Substantiv, maskulin oder Substantiv, Neutrum [der]

Abhandlung, die eine literarische oder wissenschaftliche Frage in knapper und anspruchsvoller Form behandelt

 Dieter Wal (30.04.21)
"Von der unstimmigen Eigenexistenz zur seligen Gottesgewissheit - die wahre Menschwerdung?"

Besserer Titel: WAHRE MENSCHWERDUNG

Die kurze Inhaltsangebe des Textverlaufes "Von der unstimmigen Eigenexistenz zur seligen Gottesgewissheit" wirkt umständlich, antiquiert und frömmelnd (zur seligen Gottesgewissheit), und damit abstoßend. Bei Heinrich Seuse mag so etwas zeitgemäß gewesen sein.

Verneinungen in Titeln sind generell unvorteilhaft, denn sie wirken umständlich auf den Leser. Positive Mehrdeutigkeit ist sinnvoller.
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