Narrativ, Spurensucher der eigenen unerforschten Wildnis

Skizze zum Thema Schreiben

von  DanceWith1Life

Wir eiferten, die Macher machten, die Layouter überdachten. die Poeten wühlten, die Fotografen schossen.
Und eines Tages sah ich diesen alten Film, über einen Fotografen.
Der Fotograf verlässt ein Haus, und geht in einen Park, er ist einer von denen, die die Kamera immer dabei haben.
Ohne dass er es merkt fotografiert er einen Mord.
Die Handlung des Films besteht eigentlich zum einen darin, dass er es merkt und wie er es zwischen all seinen Routinen "herausfindet" und zum anderen, wie ihm die Fotos wieder abhanden kommen, letzteres ist schnell erzählt, eines Nachmittags oder Abends kommt er zurück und alles ist weg.
Bleibt also, wie findet er es, er hat es bereits fotografiert, alles im Kasten.
Er ist tagelang damit beschäftigt, durch Einzelvergrösserungen seinem Instinkt das fehlende Detail zu liefern.
Das ist alles was er hat, eine Kamera voll Fotos und das Gefühl, da ist noch etwas, das er übersehen hat.
Kommt mir sehr bekannt vor.
Der Film handelt auch davon, wie schnell sich etwas in Schall und Rauch auflösen kann.
Am Ende des Tages, sind alle Bilder entfernt, der Film aus der Kamera ebenso, wie die bereits entwickelten Negative.
Sein Studio "hatte Besuch" und der hat alles mitgenommen.
Als wäre nichts passiert beendet er den Tag.
Soviel zum Film.
Aber zurück in den Film dieser Geschichte.
Einer unserer Fotografen unternahm einen längeren Trip nach Südamerika.
Aber da waren die ersten Auflagen bereits publiziert und da ich nicht so miteifern wollte und das ganze eh mit wechselnden Autoren geplant war, bewegte ich mich auch immer mehr an den Bühnenrand des Geschehens.
Das wars, ich hatte mir ein Bild gemacht von der Welt der Autoren und mich wieder zurückgezogen.
Auf der Bühne in voller Montour, vierteljährlich, Autorenteams , für jede Neue Nr. ein neues Autorenteam.

Durch die Veröffentlichung hatte ich allerdings bereits gelernt, dass es nicht das ist, was man selber für bemerkenswert hält, sondern der Leser eigene Kriterien mitbringt.
Und dass es nicht so sehr das technische Vermögen sondern etwas anderes ist, das ihn am Text hält.
Das soll jetzt keine Verteidigung für Mängel werden.
Btw, die Tips hier, also am Anfang, waren sehr hilfreich und ich möchte mich nochmal bei allen bedanken, die sich die Zeit und vor allem die Geduld genommen haben, sich mit meinen Texten zu befassen.
So viel zur Ausarbeitung.
Aber die Spur einer Geschichte ist das auch noch nicht, und eine gute Geschichte braucht eine Spur. Und das ist es auch was den Leser interessiert.
Das wusste ich immer.
Weil eigentlich wollte ich eine gute Geschichte schreiben und das war noch nicht passiert.
Ich war mal kurz in den Staaten, kam zurück und wurde ein paar Tage später von der Bundeswehr gesucht, weil ich den Musterungstermin verpasst hatte und ausser Landes war.
Sehr kriminell, wenn man bedenkt, dass ich ausgemustert wurde.

Was ich lernen musste und immer noch muss, ist diese Spur so zu zeichnen, dass der Leser sie erkennen kann und zwar ohne das zu werden, was hier manchen Kommentatoren immer wieder aus  "Versehen" passiert, nämlich platt.
Sie ahnen es, ich hätte den Film über den Fotografen nicht erwähnt, wäre nicht etwas darin, dem ich einen oder mehrere Fussstapfen meiner Spur abgewinnen könnte.
Nun, ja habe ich, sehr platt, und es geht, um ein Kapitel, das ich mich immer geweigert habe zuzulassen.
weil es mir nicht ins Bild passte.
Und vor allem, weil ich nichts davon verstand.
Natürlich ging es darum, was meiner Schwester passiert ist.
Und auch darum, zu lernen wo man helfen kann und wo nicht, und wo die Reaktion schlimmer ist, als das was passiert ist. Und Sie glauben gar nicht, wie oft uns letzteres passiert. Und auch darum, zu realisieren, dass man sich ein Bild gemacht hat, und dass das eben nicht die sogenannte "Realität" ist, sondern ein Bild davon.
Nein, kein Problem, das Problem beginnt da, wo ich vor lauter Reaktion das Problem nicht mehr sehe und lösen kann. Und die Frage, ob die Reaktion auf die Realität genauso krass wäre, wenn ich mir kein Bild davon gemacht hätte. Ja, theoretisch weiß ich das auch schon länger, aber das Leben ist nicht theoretisch.
Und theore-tisch ist sowieso, weil da ist gar kein Tisch, da sind noch nicht mal Stühle, da ist nichts als ein blasses Verständnis, das beim nächsten Öffnen der Wohnungstür wieder ratzeputz verschwunden ist.


Anmerkung von DanceWith1Life:

Britische Pubs haben die weltweit beste Annäherung an den "Hobbitlifestyle" die ich bis jetzt entdecken konnte, von den Elfen fehlt jede Spur und das Reich der Menschen ist zerrüttet, um es vorsichtig auszudrücken. Aber darum geht es in diesem Film nicht.

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Kommentare zu diesem Text


 Dieter_Rotmund (09.05.21)
Das ist Michelangelo Antonionis Blow up von 1966.

 DanceWith1Life meinte dazu am 09.05.21:
genau
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