Zhuangzi: Das wahre Buch vom südlichen Blütenland

Lebensweisheit zum Thema Weisheit

von  Terminator

Kommt ein taoistischer Meister nach Jahren in der Wildnis zurück an den Fürstenhof und führt einen Smalltalk mit dem Fürsten. Seit Jahren lacht der Fürst mal wieder. Später fragt ein hoher Beamter den Meister, wie ihm dies Kunststück gelang, woraufhin dieser erwidert: Wenn man lange in der Wildnis war, hat man wieder Sehnsucht nach Menschen. Und so geht es unserem Fürsten.

Erst bezieht der Beamte (und der Leser) die im Original etwas längere Rede des Meisters auf den Meister selbst und wartet auf die Pointe. Doch als ebendiese erweist sich der Umstand, dass der Meister eben nicht von sich selbst, sondern halt von dem Fürsten gesprochen hat: der Fürst hat seit Jahren keine (echten) Menschen gesehen, sondern nur dressierte, kultivierte, aber als Menschen eben halt uninteressante, d. h. eigentlich bloß tierische Leute, wie der Beamte selbst einer ist.

Diese kleine Kostprobe aus einer wahren Schatztruhe ist mir besonders in Erinnerung geblieben. Ein Buch, mit dem ich noch auf die eine oder andere Reise gehen werde, denn manches bis vieles, was es halt eben bietet, kann man mit Gewinn und Lust immer wieder lesen. Ein großer Lustgewinn und ein noch größerer Weisheitsschatz; eines der wirklich großen Werke der philosophischen Literatur.

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Kommentare zu diesem Text


 Graeculus (20.05.21)
Der Empfehlung des Buches habe ich mich ja bereits angeschlossen.
Welche Übersetzung benutzt Du? "Das wahre Buch vom südlichen Blütenland" klingt nach Richard Wilhelm, "Zhuangzi" hingegen nicht. Heute gilt "Zhuangzi" ja meist als Titel, nicht als Verfassername.

 Terminator meinte dazu am 20.05.21:
Der Verfassername ist angeblich Zhuang Zhou; heute schreibt man eher "Zhuangzi", aber in der Ausgabe, die ich lese, heißt er "Dschuang Dsi".

 Graeculus antwortete darauf am 20.05.21:
Dann liest Du die Übersetzung von Richard Wilhelm. Wenn Du das Buch (so) liebst (wie ich), lohnt sich vielleicht die Anschaffung einer neueren und vor allem vollständigen Ausgabe.

 Graeculus schrieb daraufhin am 20.05.21:
Dschuang Dsi oder Zhuangzi ist übrigens ebensowenig wie Lao Dse ein Eigenname. Die Verfasser beider Bücher sind unbekannt.
Das paßt zum Inhalt, meine ich.

 Soshura (20.05.21)
Ich schließe mich der Buchempfehlung ebenfalls gern an.
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