Μόρια | Γκρἀιφσβαλντ (chant noir)

Gedicht zum Thema Frauen/ Männer

von  W-M

για την Σιβύλλα

Du meinst, ich solle deiner gedenken und dich lieben?
Auch wenn du mich verlässt, sei nicht so toll!
Ich habe dir schon oft zuvor geschrieben:
Dass niemand Eisen, Stein und Klötze lieben soll.
(adaptierte Übertragung, Sibylla Schwarz: Epigramma)


rudere mit mir zur insel liebchen
wo die boote nicht festmachen dürfen
im nächsten leben werde ich wiederkehren
als ein strand für die boote vom festland
die wellen eines südlichen meeres dringen in mir vor
trunkene burschen und schlaue mädchen
wiegen sich in den armen des windes
heben sie an zu gesängen
                                            einer anderen zeit
alles ist schön alles ist neu baby
wenn du die augen schließt
komme ich auch am tag
fühlst du die nacht
die kanonenboote sind lange schon abgezogen
der meeresgott selbst hat sie befohlen

warte nicht auf mich
rudere weiter in ein anderes meer
ein grünes
mit gold an den küsten
erstarrt sind die käfer die fliegen
lass sie schlafen neben findlingen
aus nordischem granit neben gräbern
sticht mein vater aale
rudern wir ihm entgegen

toteis legt sich neben die stadt
schmiegen wir uns an seine lenden
schlage deinen leib gegen meinen
wie das wasser schlägt gegen die kaimauer
zum geschrei der raubmöwen
zum geschrei der ertrinkenden
vom grund steigen schmerzen auf
im schlamm ist es kalt

reiben wir uns wund an der zeit
[in der bewertung später heißt es
es war krieg]


Anmerkung von W-M:

.

Erstveröffentlichung in der Anthologie   Und bey den liechten Sternen stehen (Hrsg. Berit Glanz und Dirk Uwe Hansen), Gedichte zu Sibylla Schwarz‘ 400. Geburtstag, Leipzig (Reinecke & Voß), Mai 2021

und im  Signaturen-Magazin, München

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Kommentare zu diesem Text


 juttavon (29.05.21)
Dieses 'Wundreiben' hast Du gelungen in Poesie gefasst und lässt so Sibylla Schwarz aufleuchten.
Gefällt mir.
HG Jutta

 W-M meinte dazu am 29.05.21:
Ja, und Danke sehr für Deine Zustimmung! Als ich von dem Anthologieprojekt erfuhr, habe ich mich gleich schlau und dran gemacht, Sibylla gelesen und über die Titulierung "Pommer'sche Sappho" gleich den Bogen gespannt von Greifswald nach Lesbos und natürlich auch bis Moria.

 Dieter Wal (30.05.21)
Diese Anthologie und ihr literarisches Werk unter dem Titel 'Sibylla Schwarz: Ich fliege Himmel an mit ungezähmten Pferden' sehen sehr interessant aus.

Sibylla Schwarz, auch Sibylle Schwartz (* 14. Februarjul./ 24. Februar 1621greg. in Greifswald; † 31. Julijul./ 10. August 1638greg. ebenda)

Happy Birthday nachträglich, liebe Sibylla. Gut schaust Du aus für eine 400-Jährige!

Sie dichtete nach aus dem Altgriechischen. Gebildete 400-Jährige, wow!

Beeindruckendes Gedicht, W-M.

 W-M antwortete darauf am 30.05.21:
danke sehr für die informationen, Sigune ist übrigens auch in der anthologie mit von der partie ...
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