der Hexenprozess

Ballade zum Thema Historisches

von  Augustus

Es ward einst ein Schultheiß vor vielen Jahren,
der hatte eine schöne Gattin, 
wohlhabend, angesehen wie sie waren,
sie zogen an die bösen Neider,
Glaubensmänner sowie Weiber,
vor all den tückischen Gefahren, 
sie schützen konnt‘ auch keine Göttin.

Die Frau fand sich bald vor dem Hexenrichter,
sie sah sich keiner Schuld bewusst,
doch Schaulustige drängten sich dichter,
und wollten den Schauprozess sehen.
Im dem Gewimmel, in dem Geschehen,
beschimpfte der Pöbel sie, als er
auf Richters sein Geheiß schweigen musst‘. 

Weswegen werd‘ beschuldigt,  ich Unschuldige, 
die keiner Maus Leid antun könnte? 
„Ich höre“, sprach der Richter, „sie huldige
dem bösen Teufel aus der Hölle
und trinke Jungfernblut in Fülle.“
Die Menge sprach sie schon als Schuldige,
in ihr stiegen tausend Ängste.

„Vor euch sprech‘ ich, Gott ist mein Zeuge, 
niemals gab ich mich dem Bösen preis,
es spricht die Wahrheit meine Zunge,
sie gleicht nicht der einer Schlange –
schamrot ist auch nicht meine Wange,
niemals wäre ich zur Lüge feige –
niemals zu Schandtaten bereit.“

Wir wollen tiefer in die Seele gucken,
und legen selbst an die Wahrheit Hand,
wenn alle Glieder vor Qualen zucken,
und der Mensch um sein Leben fleht,
wenn der Geist aus dem Körper geht,
die Striemen blutig am Rücken jucken:
hält euer Wort auch der Folter stand?

Die Folterknechte drehen an den Schrauben,
im Kerker ertönt der Schreie Hall,
mit jedem Schmerz geht auch der Glauben –
unter der Folter enormen Kraft,
die auch Zugeständnisse schafft –
aus den roten heiß-weinenden Augen,
der Zunge erpressten Redeschwall.

Der starke Wille der Frau war gebrochen,
sie gab unter Werkzeugen der Qual
und unter den brechenden Knochen,
die teuflischen Anschuldigungen, zu.
Sie nahm das Kommende in Ruh,
den Schuldspruch gegen sie, der gesprochen,
im Menschen vollgefüllten Saal.

Es drohte dem Schultheiß der Hexenrichter,
wehe dir, du glaubst sie unschuldig,
und widersprichst dem Glaubenswächter,
so stehst du auch bald neben ihr –
lieber bezahl´ die Rechnungen hier! 
Und mach‘ er keine krummen Gesichter,
das ist nicht gerade christlich.

Er musst zahlen Holz für den Scheiterhaufen,
und zweien Folterknechte Lohn,
er musste Hab und Gut verkaufen,
zu zahlen Richters sein Gehalt,
der ihn noch als unchristlich schallt –
und ihn ließ nur frei aus Gnade laufen, 
als wär er sein eigener Sohn.

Eier und verfaultes Obst wurd‘n geschmissen
und zerschellten auf’m mageren Leib,
aus Angst hat die Frau sich vollgeschissen –
als sie durch die Straßen ging,
am Pfahl des Scheiterhaufens hing;
als Flammen sie in den Tod wegrissen,   
ein gänzlich unschuldiges Weib.

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Kommentare zu diesem Text


 Terminator (07.06.21)
Gunnar Heinsohn/Otto Steiger: Die Vernichtung der weisen Frauen.
Jarina (33)
(18.11.22, 01:46)
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 Augustus meinte dazu am 20.11.22 um 14:24:
du schmeichelst mir, stimmts.
Jarina (33) antwortete darauf am 20.11.22 um 16:45:
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