Im Freien

Text zum Thema Beobachtungen

von  minimum

fast ohne Zeugen
die plötzliche Wut des Straßenkehrers
im einsetzenden Regen

mit verbissenen Besenschwüngen
bewegt sich der Mann in der orangen Hose
rückwärts
und ohne einmal aufzusehen
über eine Bürgersteigstrecke von der doppelten Länge
einer Mehrfamilienhausfront

während am Ende der Straße
ein Junge mit Ball
die Mauer des alten Friedhofs angreift
wieder und wieder

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Kommentare zu diesem Text


 nadir (18.07.21)
das ist heute der zweite text, der mich packt. vorallem die letzte strophe, in der spiel und agression, also eigentlich spiel und frieden in eins fallen, gut vorbereitet durch die wut des straßenkehrers und noch besser gewürzt mit der absurdität des dauernden rückwärtsgehen.

Kommentar geändert am 18.07.2021 um 15:15 Uhr

 niemand meinte dazu am 18.07.21:
Gutes Gedicht und guter Kommentar.
LG niemand

 minimum antwortete darauf am 19.07.21:
@ niemand:
Danke für den ebenso bündigen wie freundlichen Kommentar

@ nadir:
Eine einfühlsame und scharfsinnige Lektüre, die mir als Autor neue Facetten des eigenen Texts erschließt. Danke dir sehr.

 BeBa (19.07.21)
Ich mag an diesem Text, dass ich ihn mit jedem Lesen anders verstehe, Mehrmals gelesen, es bleibt dabei. Mal schauen, wie lange noch.

LG
BeBa

 minimum schrieb daraufhin am 19.07.21:
Auf jeden Fall wird mir dein Feedback noch lange Freude bereiten Vielen Dank.

 FrankReich (19.07.21)
Eigentlich ist der Titel ein Pleonasmus, vielleicht gibt es ja in absehbarer Zukunft überdachte Straßen und Friedhöfe, aber im Ernst, ein guter Text, dem der Anfangsvers als Titel gerechter werden würde.

Ciao, Frank

 minimum äußerte darauf am 19.07.21:
Danke für die konstruktive Kritik. Der erste Vers als Titel ... das erscheint mir grundsätzlich vorstellbar, würde aber die Formulierung für meinen Geschmack mit zuviel Pathos aufladen.

 AchterZwerg (19.07.21)
Viele Dinge lassen sich herauslesen.
Der Straßenkehrer, dessen Karriere rückläufig, ein Straßenkehrer, dem seine Zeitgenossen zuwider sind, der Knabe, der lieber in einer anderen Welt leben möchte ...

 minimum ergänzte dazu am 19.07.21:
Die Mysterien eines gammligen Vorortnachmittags - unergründlich, aber trotzdem offen für jeden, der sehen möchte :) Danke für dein Dabeisein.
Stelzie (55)
(19.07.21)
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 minimum meinte dazu am 19.07.21:
Wenn ich mir, durch deinen Kommentar angeregt, die Szene dezidiert als Film vorstelle, wird die Monotonie tatsächlich übermächtig ... aber die beiden Hauptdarsteller kriegen wahrscheinlich (und glücklicherweise) gar nichts davon mit Vielen Dank für deine freundliche Würdigung!
Agnete (66)
(19.07.21)
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 minimum meinte dazu am 19.07.21:
Danke schön

 RainerMScholz (27.07.21)
Unheimlich.
Grüße,
R.

 minimum meinte dazu am 28.07.21:
Der Frankfurter Westen, wie er wirklich ist ... beruhigend, dass ich nicht der einzige bin, dem sich dieser Aspekt mitteilt Danke dir.
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