und Du?

Gedicht zum Thema Du und Ich

von  Tula

Wenn wir uns wirklich wandeln, im sieben-jährigen
Pendelschwung, bin ich vom Umkehrpunkt bis dato
weit entfernt. Da liegen Jahre vor mir voller Fragen;
wie: ob du noch immer einem bunten Falter gleichst.

Nein, nicht die Bluse meine ich. Dein Wesen war‘s,
ein Lachen jeder Flügelschlag; es brauchte keinen Witz
dafür, der Frühling und die Wiese waren Grund genug.
Und außerdem: ob heute noch das Reh aus deinen Augen
springt; das scheue Tier, das sich befangen und beherzt
zugleich vom Unterholz befreit und auf die Lichtung wagt.

Schon holt das Pendel wieder aus; bereits zum fünften
Mal Kokon zerrissen, neu entpuppt, ausgeflogen und in
Eisnächten erfroren. Und dito: beim Äsen schnell zum Aas
geworden; mitunter rechtzeitig ein paar Haken geschlagen
und zurück ins Dickicht; am besten für immer verstecken.

Ich jedenfalls bin nach wie vor der Lustigste am Tisch.
Allein, es fehlen mir die Gäste; und weiß sehr wohl
von einem oder anderen:

die Flügel längst verdorrt, kaum mehr als Rudiment; dem
Zweck geweiht, als Accessoire für falsche Freunde und
die Chefetage. Ansonsten viel zu schwer für einen Flug.
Wozu denn auch? Man überblickt den Acker ohnedem;
das Reh vor langer Zeit erlegt; die Furchen sind von uns.

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Kommentare zu diesem Text


 Regina (08.10.21)
Ein interessanter Text mit einigem Raum zur Interpretation.

 Tula meinte dazu am 09.10.21:
Hallo Regina
Auch dir dankend lieben Gruß
Tula

 Graeculus (08.10.21)
Die verdorrten, rudimentären Flügel zu schwer für einen Flug?
Ansonsten spricht das Gedicht mich an, speziell:
Ich jedenfalls bin nach wie vor der Lustigste am Tisch.
Allein, es fehlen mir die Gäste;

 Tula antwortete darauf am 08.10.21:
Hallo Graeculus
In der Tat, die Stelle mag man in bildlicher Hinsicht als Widerspruch sehen. Das 'ansonsten' als 'und dennoch' lesen, käme der Absicht näher. Ich werde über die Stelle nochmals grübeln müssen.
Dankend lieben Gruß
Tula

 EkkehartMittelberg (08.10.21)
Das Reh hat es mir angetan.
LG
Ekki

 Tula schrieb daraufhin am 08.10.21:
Danke Ekki
Mir auch, bis heute :)
LG
Tula

 AchterZwerg (09.10.21)
Das Traurige ist, dass meist noch vor dem finalen Grubengang die Flügel verdorren, so dass es zum Absturz kommt.

Ein wirklich guter Text! :)

 Tula äußerte darauf am 09.10.21:
Moin mein lieber Zwerg
Der wichtigste Flügel bleibt natürlich der Humor. Wenn wenigstens der noch einigermaßen frisch bleibt, kann man hin und wieder leicht abheben und zwei drei Runden im Kreis drehen.
Der letzte Grubengang ... oh je ... hoffentlich in Begleitung lustiger Gesellen. Darauf einen Apfel :)

LG
Tula
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