Die tatsächliche Unterdrückung der Frau

Dokumentation zum Thema Individualismus

von  Terminator

Die menschliche Spezies ist gynozentrisch; jede menschliche Gesellschaft war bisher gynozentrisch, d. h. bevorzugte Frauen, aber, aufgrund der Konkurrenz der Gesellschaften untereinander (um Land, Ressourcen, Macht) waren (und sind) die meisten Gesellschaften im Erfolgsdruck androkratisch. Frauen herrschen, Männer regieren.

Die westliche Zivilisation ist etwas Neues in der Weltgeschichte: mit der Renaissance begann die Emazipation des Individuums, und zwar des männlichen. Die Frau als Individuum gibt es gesellschaftlich erst seit der Industrialisierung. Da die westliche Lebensart weltweit herrscht, ist auch der Individualismus ein globales Phänomen.

In der traditionellen Gesellschaft war die Frau das unentbehrliche, der Mann das entbehrliche Gattungswesen. In der Renaissance begann die Emazipation des Mannes von der Gattung als freies Individuum, ein solches Leben war noch gefährlicher und unattraktiver denn als das entbehrliche Gattungswesen, da die Sicherheit der traditionellen Weltordnung durch die erste Risikogesellschaft verdrängt wurde. Erst als die soziale Ordnung die Risiken des Individualismus auf ein erträgliches Maß reduzieren konnte, trat auch die Frau als Individuum hervor.

Die verspätete Emazipation als Individuum gilt es für die Frauen aufzuholen. Konservative versuchen, die Frau wieder in die ursprüngliche Rolle als traditionelles Gattungswesen zurückzudrängen, aber in einer individualistischen Gesellschaft ist es nichts anderes als Unterdrückung. Die Frau hat das Recht, sich als Individuum vollständig und nachhaltig zu emanzipieren, es darf keine prekäre und bedingte individualistische Emanzipation sein. Dass das Verhältnis der Geschlechter dann neu verhandelt werden muss, ist kein valides Gegenargument.

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Kommentare zu diesem Text


 harzgebirgler (18.10.21)
es haben künftig noch mehr amazonen
auf jeden fall ne menge an optionen.

 Terminator meinte dazu am 18.10.21:
Auch zarte Frauen halten wir nicht klein:
schön sollen sie und unabhängig sein.

 EkkehartMittelberg (18.10.21)
Danke, Jack. Ich habe durch diesen Text viel gelernt.
LG
Ekki

 Terminator antwortete darauf am 18.10.21:
Ich lerne etwas immer am besten, wenn ich dazu selbst einen Text schreibe. Dann bleibt zwar vieles referatartig-skizzenhaft, aber der Sinn ist für mich nicht die literarische Präsentation, sondern die Auseinandersetzung mit Einwänden.

 Graeculus (18.10.21)
Waren nicht die Frauen immer schon als Individuen gefährdet?
Medea:
[...]
λέγουσι δ‘ ἡμᾶς ὡς ἀκίνδυνον βίον
ζῶμεν κατ‘ οἴκους, οἳ δὲ μάρνανται δορί.
κακῶς φρονοῦντες. ὡς τρὶς ἂν παρ‘ ἀσπίδα
στῆναι θέλοιμ‘ ἂν μᾶλλον ἢ τεκεῖν ἅπαξ.

Sie sagen wohl, wir lebten sicher vor Gefahr
Zu Hause, während sie bestehn der Speere Kampf,
die Toren: lieber wollt ich dreimal ins Graun
der Schlacht mich werfen, als gebären einmal nur.
(Euripides: Medea V. 248-251)

 Terminator schrieb daraufhin am 18.10.21:
Sehr humorvoll, durchaus. Als Kind las ich in einer Männerzeitschrift: "Lieber dreimal gebären als sich jeden Tag zu rasieren!"

 AlmaMarieSchneider (18.10.21)
Ich bewundere schon Deinen Kampfgeist für Frauenrechte. Ich kenne noch die Zeit, da waren Frauen abhängig . Komischer Weise hat sogar die Pest den Frauen etwas Selbstständigkeit gebracht. Sie konnten plötzlich erben.

LG
Alma Marie

 Terminator äußerte darauf am 18.10.21:
Im Mittelalter durften Frauen Geburtenkontrolle praktizieren, mit der Neuzeit kam der Hexenhammer. Meine Skizze ist sehr grob, da fehlen wegen der Kürze natürlich Nuancen wie die Verbesserung der Frauenrechte nach dem Schwarzen Tod, oder auch nach dem 1. Weltkrieg, als ein Land nach dem anderen das Frauenwahlrecht einführte. Dann der Backlash nach dem 2. Weltkrieg; viele emazipatorische Fortschritte wurden zurückgenommen. Die von den Konservativen sehnbesüchtigten 1950-er waren nicht die "gute alte Zeit", sondern nur eine kurze reaktionäre Periode.
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