Zum Geburtstag von Elfriede Jelinek

Erörterung zum Thema Schaffenskraft

von  eiskimo

"Ich habe aus dieser Wehrlosigkeit, die ich lange hatte, dass ich jedem, der wollte, Rede und Antwort gestanden habe und dabei meine eigene Rezeption sehr oft selbst kaputt gemacht hab, habe ich jetzt auf meine alten Tage die Lehre gezogen, dass ich das eben nicht mehr mache."*
Warum ich heute diese Schriftstellerin mit dieser Aussage zitiere? Klar, sie ist Trägerin des Nobelpreises für Literatur 2004. Sie ist eine der bekanntesten Österreicherinnen. Vor allem aber heißt sie Elfriede Jelinek und feiert heute, am 20. Oktober, ihren 75. Geburtstag.
Und natürlich werden heute viele Weggenossen und Experten gebührend Stellung nehmen zu ihren streitbaren Essays, Drehbüchern, Hörspielen, Romanen und Theaterstücken – sie ist über ihre Homepage ja äußerst präsent und reagiert mit ihren Texten scharfsinnig und  geradezu seismographisch auf die tagespolitischen  Entwicklungen im Lande – bis hin zur sogenannten  Ibiza-Affäre. Sie wird also viel Lob hören heute, und  ihre großen Werke wie „Die Klavierspielerin“ oder „wir sind lockvögel, baby“ werden noch einmal gewürdigt werden.  Ich beschränke mich deshalb auf diese Lehre, die Elfriede Jelinek – die ja auch heftigst angefeindet wurde -  für den Umgang mit Kritik(ern) kundtat, das heißt :auf jenes oben vorangestellte Zitat.
Es gefällt und imponiert mir, weil es deutlich macht, dass Jelinek nicht nur schonungslos die gesellschaftlichen Abläufe um sie herum seziert, sondern offenbar auch gelernt hat, ausgesprochen selbstbewusst und abgeklärt auf die Wirkung ihrer Texte zu vertrauen. Kein Nachbessern, kein Beschwichtigen. Aus der Rezeption hält sie sich heraus; einmal veröffentlicht,  brauchen ihre Texte sie nicht mehr. Home-Stories Fehlanzeige.
So viel Souveränität, glaube ich, haben nur die ganz Großen.
*zitiert nach BR.de/Nachrichten/Kultur/Oesterreich vom 19.10.2021

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Kommentare zu diesem Text


 Dieter_Rotmund (20.10.21)
Dieser Kommentar und die Antworten dazu sind nur für Teilnehmer an diesem Kommentarthread lesbar.

 AZU20 (20.10.21)
Dem stimme ich voll zu. LG

 EkkehartMittelberg (20.10.21)
Österreich hat diese Kritikerin verdient, nicht nur Österreich.
LG
Ekki

 eiskimo meinte dazu am 20.10.21:
Ja, man braucht solche scharfsinnigen Beobachter, sonst lässt man sich allzu leicht was vormachen - überall!
LG
Eiskimo
Agnete (66)
(20.10.21)
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 eiskimo antwortete darauf am 20.10.21:
Da macht eine sehr wache und wachsame Person Dinge öffentlich, die nicht unter den Teppich gekehrt werden dürfen - und sie tut es, ohne selber die Öffentlichkeit zu suchen. Uneitel, aus dem Off heraus.
Finde ich gut!

 AchterZwerg (21.10.21)
Dieser Würdigung stimme ich von Herzen zu!
Eine große Frau.

 eiskimo schrieb daraufhin am 21.10.21:
Sie macht den Kontrast zu den big players, die allzu gern ihre Spielchen ungestört bestreiten wollen.

 Verlo (12.11.21)
Ich mag sie.
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