Erwarteter

Szene zum Thema Jugend

von  RainerMScholz

Ein junges Mädchen läuft im Sonnengegenlicht langbeinig und mit blonddunklen wehenden Haaren über die Kreuzung, voller Sehnsucht und unmittelbarer Erwartung in den strahlenden Augen, beinahe streckt sie die blanken Arme vor sich. Dann verschwindet sie hinter der Biegung der Hausecke der Pizzeria. Ich warte an der roten Ampel. Im Kofferraum ist der Einkauf für das Wochenende verstaut. Und ich lächle. Weil ich mich erinnern kann. Dann schlägt das Signallicht auf Grün und ich überquere mit meinem Fahrzeug die vielspurige Asphaltdecke, ohne sie noch einmal gesehen zu haben oder die glückliche Person, der sie entgegen gerannt ist. Am Himmel türmt es grau, und ich denke, dass ich noch die Straße kehren muss. Um das tote Laub zu entfernen, das von den Bäumen gefallen ist.


© Rainer M. Scholz

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Kommentare zu diesem Text


 AchterZwerg (06.11.21)
Bedrückendes Spiel mit dem Erwarteten, der (das) gleichzeitig der (das) Erwählte ist.
Das Wegkehren toten Laubs bildet das perfekte Bild zum Hintergrund.

Daumen hoch. :)

 RainerMScholz meinte dazu am 07.11.21:
Und dass man sich erinnern kann, obschon die Gegebenheiten andere geworden sind, und man selbst auch, nahezu konträr, auf jeden Fall älter. Aber es bleibt die Wehmut, die mir in letzter Zeit zu oft hinterherläuft.
Gruß + Dank,
R.
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