Haben Tiere eine Seele

Gleichnis zum Thema Mensch und Tier

von  Spezialarbeiter

Wir haben einen spanischer Straßenhund. Er heißt Cachito, was so viel bedeutet wie ein Stückchen. Über sein früheres Leben wissen wir nicht viel. Er soll einen Hundefreund gehabt haben, mit dem er gemeinsam unterwegs war. Wahrscheinlich ist es beiden nicht immer gut ergangen. Er hat Angst vor Fahrrädern, hat ein Geschoss im Körper und eine schlecht zusammengewachsene Hüfte. Wenn man ihm mit den Schuhen zu nahe kommt, zuckt er noch heute vor Angst zusammen.
Seit einigen Jahren wohnt er in Berlin und macht uns viel Freude. Nach einem anstrengenden Tag, egal wie das Wetter ist, schnappe ich mir meinen kleinen Freund und drehe mit ihm eine Runde durch den Wald. Das tut mir gut, meinem Körper und meiner Seele.

Die Seele, was ist das eigentlich? Da fällt mir unser alter Pfarrer ein. Er war ein besonderer Mensch, liebte die Natur, war Vegetarier und pflanzte sein eigenes Gemüse. Für uns Kinder war es mit ihm nie langweilig. Nicht nur, weil er mit über 70 Jahren noch Kopfstand machte und 50m in der kalten Ostsee tauchte, sondern auch weil er Geschichten, Wunder oder Phänomene aus der Bibel sehr bildhaft erzählte. Dabei brachte er selbst die wundersamsten Geschichten in Einklang mit den Naturwissenschaften.
So erklärte er uns im Religionsunterricht auch die Seele. Er nutzte dafür als Beispiel sein altes Fahrrad. Er erzählte uns von abenteuerlichen Touren und wie er es immer mal wieder reparieren musste. Oft wurden dabei Teile ausgetauscht, das Vorderrad, das Hinterrad, Pedale, Lenker und einmal auch der Rahmen. Über die Jahre waren alle Teile des Fahrrades erneuert. „Und doch ist es noch immer mein altes Fahrrad von damals!“ „Wir Menschen sind mehr, als nur unser Körper!“
Wenn ich den alten Pfarrer richtig verstanden habe, hat Seele also auch etwas mit Einzigartigkeit, der Bedeutung für uns selber und mit Beziehung zu tun.

Solch ein Fahrrad habe ich auch. Ich habe ihm vor ca. 25 Jahren das Leben gerettet. Für 10 DM kaufte ich es vom Schrotthändler. Es war ein gutes altes Diamantfahrrad und fast vollständig. Bei meinem kurz nach der Wende gekauften „Trekkingrad“ der Marke Pegasus war nämlich schon der Rahmen gebrochen.
Ich baute noch etwas an meinem „neuen“ Fahrrad herum und bald fuhr es wieder. Den fehlenden Gepäckträger ersetzte ich durch den vom Pegasus.

Seit dem ist dieses Fahrrad mein treuer Begleiter. Wir haben schon viele Touren zusammen unternommen. Zum Beispiel bin ich mit meinen zwei besten Freunden durch die Masuren und das Baltikum bis fast zur russischen Grenze geradelt. Natürlich musste an dem Fahrrad auch immer wieder repariert werden. Nach der Familien Radtour nach Zinnowitz, war sogar der Rahmen gebrochen. Mittlerweile sind fast alle Teile ausgetauscht. Nur der Pegasus Gepäckträger, der ist noch dran.
Vor kurzem, bei einer Runde um den Müggelsee, war die Gabel gebrochen, das war gefährlich! Ich klapperte alle möglichen Fahrradläden ab, aber keiner hatte eine passende Gabel. Im „Radhaus“ machte ich sogar schon eine Proberunde auf einem superleichten Alurad mit Zahnriemen. Das hat mir auch gefallen. Zum Glück bin ich dann doch noch zur Radschmiede nach Alt-Köpenick. Der hatte eine alte, unbenutzte Gabel in blau metallic und damit läuft es wieder. Und wie, um mich für den kurzen Augenblick der Untreue zu entschuldigen, spendierte ich ihm noch einen neuen Ledersattel.

Ich weiß nicht, in wie weit sich die Frage, ob Tiere oder gar Fahrräder eine Seele haben überhaupt beantworten lässt?
Ich weiß nur, dass mein Fahrrad zu mir gehört und sollte es mir mal gestohlen werden, ich wütend und traurig wäre.
Cachito gehört zu unserer Familie. Gemeinsam werden wir noch viele wunderschöne Streifzüge durch die Natur unternehmen.


Anmerkung von Spezialarbeiter:

eigentlich gehören zu dem Text noch zwei oder drei Fotos, aber hier kann man wohl nur Text ein fügen?

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Kommentare zu diesem Text


 Graeculus (18.11.21)
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 AlmaMarieSchneider (19.11.21)
Alles Lebendige hat eine Seele. So ist jegliches Leben zu achten und zu respektieren.
Liebe Grüße
Alma Marie

 Verlo meinte dazu am 19.11.21:
Beziehst du Pflanzen und Wasser ein?

 AchterZwerg antwortete darauf am 19.11.21:
Liebe Alma,
ich denke, dass auch Dinge der Menschen beseelt sein können.
Einige Gebrauchsgegenstände entwickeln nach Jahren eine Art Eigenleben (beispielsweise Autos) oder eben Fahrräder.
Sie können zuweilen grundlos "lieb" sein oder trotzig ...

Herzliche Grüße
der8.

 LotharAtzert schrieb daraufhin am 19.11.21:
Bei Pflanzen und Tieren würde ich eher an Gruppenseele denken: dh. verletzt du eine Art, geht das als Information an die Gattung und in der nächsten oder übernächsten Generation hat sich das Immunsystem aller dementsprechend angepasst - selbst dort, wo sie durch Kontinente getrennt waren. So werden zb. immer mehr Elefanten ohne Stoßzahnentwicklung geboren - was ihnen zwar das Leben vor den Elfenbeinjägern rettet, aber es fehlt in der Entwicklung des Einzelnen.

 AlmaMarieSchneider äußerte darauf am 19.11.21:
Das eine ist Evolution, das Überleben des Körpers und das passiert genauso wie Du beschreibst. Doch ist jedes Lebewesen ein Einzelwesen, das beweist die Gentechnik und deshalb braucht es auch eine Seele. So denke ich mir das.
Liebe Grüße
Alma Marie

 Verlo (19.11.21)
Du nennst deinen Text "Haben Tiere eine Seele", hängen bleibt in mir dein Fahrrad.

Daß du im letzten Absatz auf deinen Hund zurückkommst, wird dem Tier nicht gerecht.

Oder hast du zu deinem Fahrrad eine tiefere Beziehung?

Ich würde daraus zwei Texte machen. Hund & Seele und Fahrrad & Seele.

#

Grüße nach Köpenick. Hab da 20 Jahre gewohnt.

Werkzeugmacher. Hast du bestimmt in Schöneweide gelernt und gearbeitet.

 FrankReich (19.11.21)
Was der Erzähler unter "Tier" und "Seele" versteht, ist eigentlich glasklar, "Bazille" und "Psyche" fallen also schon einmal fort, die Frage allerdings, ob eine Seele nach theologischem Verständnis existiert, kann nur jeder Mensch für sich beantworten und ich meine, dem Text entnehmen zu können, dass der Erzähler dies bejaht, das "Fahrradgleichnis" empfinde ich daher als unpassend, denn abstraktes Denken ist bisher nur in der menschlichen Psyche nachgewiesen.

Ciao, Frank

 Dieter_Rotmund (19.11.21)
Inhaltlich gefällt's mir überhaupt nicht, aber handwerklich recht ordentlich gemacht. Unangenehm fallen da nur die vielen Absätze nach jedem Satz zum Schluss auf und
Familien Radtour -> Familien-Radtour oder auch Familienradtour
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