Außen & Innen

Gedicht zum Thema Depression

von  niemand



Wie die Figuren sich bewegen,

so wesensfremd, im fernen Schein.

Kein freudig Fühlen,

schmerzlich Regen,

nur Panzerglas und ein Allein.



Zuweil verwischen die Konturen,

die Farben mischen sich zum Brei.

Im Panzerglas nicht Zeit,

nicht Uhren,

nicht Laut, nicht Klang,

nicht Wort, nicht Schrei.


Nur Harren in des Glases Mauern -

kein Fliehen aus dem starren Schrein.

Bar jedes Wissens um das Dauern,

fern jeder Hoffnung auf ein Sein.




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Kommentare zu diesem Text


 plotzn (28.11.21, 09:23)
Sehr eindringlich beschrieben, liebe Irene. Das geht unter die Haut.
Nur das doppelte Panzerglas gefällt mir nicht so gut. Vielleicht könnte man eines ersetzen, z.B. durch Schneckenhaus?

Liebe Grüße,
Stefan

 niemand meinte dazu am 28.11.21 um 17:37:
Du hast nicht unrecht, lieber Stefan, mit dem zweimaligen "Panzerglas",
Aber ich finde kein passenderes Wort und das "Schneckenhaus" ist mir zu harmlos.
Weil man sich in ein Schneckenhaus freiwillig zurückzieht und auch freiwillig aus diesem herauskommen kann. Dieses vom Panzerglas umgeben sein, lässt sich in einer solchen Situation nicht persönlich ändern. Ein Panzerglas kann man schwerlich von außen, wie auch innen durchbrechen. Man ist darin, sofern man in ein solches eingesperrt wurde [hier durch Depression] gefangen, ohne Ausweg. Sollte mir noch ein passenderes [zweites] Wort einfallen, wäre ich bereit es zu ändern. Im Moment allerdings ist meine Birne bezüglich dessen aber leer
Mit liebem Dank Dir und lieben Grüßen zurück, Irene

 plotzn antwortete darauf am 01.12.21 um 19:20:
Du hast völlig recht, Irene. Das Schneckenhaus ist die falsche Assoziation. Wenn man es noch auflösen wollte, dann wohl nicht mit einem Synonym, sondern mit etwas anderen wie "kein Streben mehr, nicht Zeit...", aber so schlimm ist eine Doppelverglasung ja auch nicht Mäkeln an hohem Niveau...

Liebe Grüße
Stefan

 nadir (28.11.21, 14:13)
ungewöhlicher text für dich, aber ausgesprochen gut! wenn ich irgendetwas zu meckern finden wöllte, würde ich persönlich, sowohl klanglich, als auch inhaltlich, in der letzten zeile das "jeder" durch ein "der" ersetzen. aber das ist krümelkunde, es geht auch so.

 niemand schrieb daraufhin am 28.11.21 um 17:44:
Ist nicht falsch es so kritisch zu betrachten, aber zu Verteidigung möchte ich sagen,
dass wenn ich dieses "jeder" durch ein "der" austausche, dann stimmt die Silben-Zahl in dieser Zeile nicht mehr. Eine Silbe fehlt dann, vergleichbar mit der Reim-Zeile davor  [Schrein auf Sein]. Außerdem wäre da noch eine Kleinigkeit aus meiner Sicht und zwar ist das "jeder" bezüglich auf Hoffnung noch etwas tragender als ein "der". Jeder klingt ausschließlicher. Jedenfalls für mich
Dennoch lieben Dank und liebe Grüße in Deine Richtung, niemand
P.S. ich bin zwar im Grunde keine Silben-Korinthen-Kackerin aber manchmal
müssen sie stimmen.

 AchterZwerg (28.11.21, 14:51)
Kennst du das Buch "Die Wand" (Marlen Haushofer)?
Dort findet das Leben von einem Tag auf den anderen hinter einer Glaswand statt.
Genauso stelle ich mir eine schwere Depression vor ...

Gut gelungen, liebe Irene <3

 niemand äußerte darauf am 28.11.21 um 17:49:
Das Buch kenne ich zwar nicht, aber es gab doch mal eine Verfilmung
mit der Gedeck, welche im TV gezeigt wurde. Leider habe ich sie nur
zur Hälfte sehen können. Dieses Gefangensein in einem Panzerglaskasten
passt in der Tat zu einer Depression. Man kommt da nicht heraus, und alles
was sich außerhalb abspielt nimmt man zwar mit den Augen wahr, kann es aber
innerlich nicht mehr nachvollziehen. Vielen Dank Dir! Ich freue mich, danke
und sende ein Herzibussi <3 zurück
Irene
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