Adorno und Gehlen

Tagebuch zum Thema Feind(schaft)

von  Terminator

Psychopolitisch ist die Nazizeit nicht vorbei, aber wir haben jetzt rechtsstaatliche, transparente und inklusive Institutionen.


In Deutschland entsteht schnell ein Mehrheitskonsens, dessen Gegner als Unmenschen betrachtet werden. In Defensive lassen sich die Gemobbten zu Kurzschlüssen hinreißen und vergleichen die Mehrheitsgesellschaft mit den Nazis und sich selbst mit den Opfern des Nationalsozialismus. Dies verharmlost die Übel der Nazi-Diktatur und macht aus Angegriffenen Schuldige, womit im Nachhinein das Mobbing durch die Träger des Mehrheitskonsenses zur guten Tat erklärt wird.


Es ist differenzierter zu betrachten: Die Träger des Mehrheitskonsenses gehen nicht de facto mit Andersdenkenden um wie in einer Diktatur, weil die rechtsstaatlichen Institutionen das nicht zulassen. Aber sie würden, wenn sie die Möglichkeit hätten.


Doch auch hier ist eine weitere Differenzierung nötig. Angenommen, einer hätte ein gesetzlich verbrieftes Recht, für einen Tag jedes Verbrechen ungestraft zu begehen. Ob Mehrheit oder Minderheit, so gut wie jeder würde, abstrahiert man von dem Surrealismus dieses Gedankenexperiments, ein paar Menschen mit Freude umbringen. Der Unterschied zwischen Völkern und Kulturen liegt nicht im Dasein oder Fehlen des Aggressionstriebs, sondern in der bevorzugten Richtung seiner Kanalisierung. Es handelt sich also nicht um ein besonders böses Volk, sondern es ist eine psychosoziale Dynamik aus Konsensdruck, Konformismus und Gehorsam, welche die Nazizeit in den Köpfen nicht enden lässt. Die verspätete und inkonsequente Aufarbeitung rächt sich.


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