Das Geschriebene (Paul Celan)
Interpretation zum Thema Mystik
von HerzDenker
Kommentare zu diesem Text
Spannend, anregend, aber schwere Kost. Nun ja, - Celan, wer hätte es anders erwartet. Ich werde es lesen, ein paar Mal noch und mich dann sicher noch dazu melden, das geht, der Schwere des Themas angemessen, nur nicht so rasch. Aber es gefällt! Schön, wir brauchen mehr Interpretationen, sind sie doch Kunst für sich.
LG
nadir
LG
nadir
Toll, liebe Nadir, dass Du als eine meiner Favoriten hier darauf eingestiegen bist. Ich habe noch einige solcher Doppeltexte in petto und freue mich auf Deine etwaigen Kommentare.
wa Bash (47)
(12.12.21, 12:56)
(12.12.21, 12:56)
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Danke für Deinen Kommentar! Mmh, bei "verflüssigen" sehe ich aber- mehr als wenn es "verdunsten" hieße- weniger einen Verlust, als eher eine Zustandsveränderung.... ja, die Wörter sind nicht mehr "greifbar"...so gesehen relativiere ich gleich meine Einschränkung wieder...
Lieber HerzDenker,
Paul Celans Gedichte gehören neben Nelly Sachs' Gedichten zu meinen liebsten poetischen Arbeiten jüdischer Autoren, die mit von der Shoa geprägt, doch eben längst nicht einzig Shoa-Gedichte schrieben. Sachs mehr biblischer Prophetie nahe und vom Chassidismus inspirierten Gedichte sind in meinen Augen bestens verständlich. Celans hermetische sehr selten. Doch ihre Sprache und Metaphern sind so archaisch und in ihrer Bedeutungsbreite dem klassischen Hebräisch verwandt, dass ich sie immer wieder im Celan-Gesamtwerk lese. Empfehlenswert für Celan-Begeisterte finde ich seine frühen Gedichte, welche noch in Czernowitz entstanden und von seiner damaligen Freundin Ruth Kraft herausgegeben wurden (Paul Celan, Gedichte 1938-1944, Suhrkamp).
Einfühlsame Interpretation. Es wäre schön, würde sie mit dazu beitragen, dass sich mehr Leser für Celan zu begeistern beginnen.
Der auch kV-Autor und Gemanist Dr. EkkehartMittelberg spezialisierte sich als Pädagoge und Schulbuchfachautor auf deutsche Lyrik und gab mehrere deutsche Lyrik-Anthologien für Schulen heraus. Er ist im kV-Universum wohl die absolute Koryphäe für deutsche Lyrik. Ich hoffe, er kommentiert auch Deine erfreulichen Celan-Interpretationen. Seine eigenen Lyrik-Interpretationen findest Du teilweise auch auf kV. Sie haben sehr hohe Aufrufzahlen und werden mutmaßlich dankbar von Schülern und sicher auch sämtlichen sonstigen Altersgruppen in Anspruch genommen.
Gruß
Dieter
Paul Celans Gedichte gehören neben Nelly Sachs' Gedichten zu meinen liebsten poetischen Arbeiten jüdischer Autoren, die mit von der Shoa geprägt, doch eben längst nicht einzig Shoa-Gedichte schrieben. Sachs mehr biblischer Prophetie nahe und vom Chassidismus inspirierten Gedichte sind in meinen Augen bestens verständlich. Celans hermetische sehr selten. Doch ihre Sprache und Metaphern sind so archaisch und in ihrer Bedeutungsbreite dem klassischen Hebräisch verwandt, dass ich sie immer wieder im Celan-Gesamtwerk lese. Empfehlenswert für Celan-Begeisterte finde ich seine frühen Gedichte, welche noch in Czernowitz entstanden und von seiner damaligen Freundin Ruth Kraft herausgegeben wurden (Paul Celan, Gedichte 1938-1944, Suhrkamp).
Einfühlsame Interpretation. Es wäre schön, würde sie mit dazu beitragen, dass sich mehr Leser für Celan zu begeistern beginnen.
Der auch kV-Autor und Gemanist Dr. EkkehartMittelberg spezialisierte sich als Pädagoge und Schulbuchfachautor auf deutsche Lyrik und gab mehrere deutsche Lyrik-Anthologien für Schulen heraus. Er ist im kV-Universum wohl die absolute Koryphäe für deutsche Lyrik. Ich hoffe, er kommentiert auch Deine erfreulichen Celan-Interpretationen. Seine eigenen Lyrik-Interpretationen findest Du teilweise auch auf kV. Sie haben sehr hohe Aufrufzahlen und werden mutmaßlich dankbar von Schülern und sicher auch sämtlichen sonstigen Altersgruppen in Anspruch genommen.
Gruß
Dieter
Lieber Dieter, danke für diesen inhaltstreichen und ermutigenden Kommentar! Gerne nehme ich mal in der Sache Kontakt zum Ekkehart auf, ist doch im Vornamen schon ein kleiner "Wink" . (Meister Eckhart!) Heute wird es dann von mir einen weiteren Celan_Beitrag geben! Gruß! Hellmut
Lieber Hellmut,
ich versuche eine werkimmanente Interpretation dieses kryptischen Gedichts:
Das Geschriebene höhlt sich wie das Gesprochene, das heißt, es gerät in Vergessenheit. Es wird seicht wie das Wasser in meergrünen Buchten, aber seine Farbe heischt Aufmerksamkeit.
In den "verflüssigten Namen", die in Vergessenheit geraten, tummeln sich die schnellen Interpreten ("schnellen die Tümmler") Es entsteht hier das "geewigte Nirgends", die ewige Ortlosigkeit des Verstehens.
Das kann auch im sakralen Bezirk der "überlauten Glocken", der überlauten Zeremonien, passieren.
Wer schnaubt (Hinweis auf das Pferd des Pegasus) in dem "Schattengeviert" des Vergessens. Ein Dichter, der unter dem Schatten steht ("Wer unter ihm") könnte aufschimmern und Licht in den Schatten bringen. Die dreifache Wiederholung des Aufschimmerns unterstreicht die Notwendigkeit der Erleuchtung.
Du siehst, es gibt diesmal nur partielle Übereinstimmung zwischen uns. Aber das ist bei den großen zu füllenden Vakanzen des Sinns auch nicht erstaunlich.
ich versuche eine werkimmanente Interpretation dieses kryptischen Gedichts:
Das Geschriebene höhlt sich wie das Gesprochene, das heißt, es gerät in Vergessenheit. Es wird seicht wie das Wasser in meergrünen Buchten, aber seine Farbe heischt Aufmerksamkeit.
In den "verflüssigten Namen", die in Vergessenheit geraten, tummeln sich die schnellen Interpreten ("schnellen die Tümmler") Es entsteht hier das "geewigte Nirgends", die ewige Ortlosigkeit des Verstehens.
Das kann auch im sakralen Bezirk der "überlauten Glocken", der überlauten Zeremonien, passieren.
Wer schnaubt (Hinweis auf das Pferd des Pegasus) in dem "Schattengeviert" des Vergessens. Ein Dichter, der unter dem Schatten steht ("Wer unter ihm") könnte aufschimmern und Licht in den Schatten bringen. Die dreifache Wiederholung des Aufschimmerns unterstreicht die Notwendigkeit der Erleuchtung.
Du siehst, es gibt diesmal nur partielle Übereinstimmung zwischen uns. Aber das ist bei den großen zu füllenden Vakanzen des Sinns auch nicht erstaunlich.
Lieber Ekkehart, etwas "sich Höhlendes" meint, dass es in Vergessenheit gerät? Kann es auch sein, dass sich beim Abklopfen der Wortbedeutung zeigt, dass die Wortgrenze für das Gemeinte überschritten wird, das Worte nicht mehr ausreichen? Du tendierst zu einem "seichter werden" der Worte...da käme ich weniger drauf, wobei mir das "Vergessen" noch nachvollziehbarer erscheint. -Sehr schön finde ich Deine Formulierung: "ewige Ortlosigkeit des Verstehens". Da schimmert doch ein ähnliches Eingehen auf Mystik durch wie ich es auch pflege.
-Du deutest für mich nicht erkennbar das Wort "überlaut"- magst Du das nochmal konkretisieren?
Im entscheidenden Schlussakkord stimmen wir ja überein: Licht möge in die verschattete Welt kommen, ein Lichtbringer wird herbeigesehnt.
Danke für die Mühe, die Du Dir mit derDeutung gemacht hast. Gerne würde ich noch ein, zwei Texte hernehmen...
-Du deutest für mich nicht erkennbar das Wort "überlaut"- magst Du das nochmal konkretisieren?
Im entscheidenden Schlussakkord stimmen wir ja überein: Licht möge in die verschattete Welt kommen, ein Lichtbringer wird herbeigesehnt.
Danke für die Mühe, die Du Dir mit derDeutung gemacht hast. Gerne würde ich noch ein, zwei Texte hernehmen...
Hellmut, ich interpretiere, die überlauten Glocken als überlaute Zeremonien, die, Sinn übertönend, zum Vergessen beitragen.
Ja, man kann kombinieren, dass die Wortgrenzen für das Gemeinte nicht mehr ausreichen, wenn die Worte vergessen werden.
Wenn das "meergrün" eine Bedeutung haben soll, ist die Deutung flach, seicht für das Gewässer in den Buchten (die Korallenringe sind grün) meines Erachtens die einzige Möglichkeit.
Ja, man kann kombinieren, dass die Wortgrenzen für das Gemeinte nicht mehr ausreichen, wenn die Worte vergessen werden.
Wenn das "meergrün" eine Bedeutung haben soll, ist die Deutung flach, seicht für das Gewässer in den Buchten (die Korallenringe sind grün) meines Erachtens die einzige Möglichkeit.