Stoffwechsel

Text zum Thema Traum/ Träume

von  Moja

Der Tag ist strahlend sonnig, der Himmel wie blankgeputzt über dem See. Ich fühle mich schon wie ein Fisch im Wasser. Schnell ziehe ich mich aus – lasse die Sachen auf der Kreuzung liegen – und renne ins Wasser. Weit schwimme ich hinaus. Als ich zurückschwimme, stehen viele Leute im See, alle tragen Anzüge und Trenchcoats. Ich bin mir meiner Nacktheit bewusst und mache das Peinliche daran einfach kleiner, laufe wie ich bin durch die Menschenmenge und überquere die Hauptstraße. Meine Kleidung ist verschwunden! Mir bleibt keine Zeit zum Wundern, denn eine überfüllte Straßenbahn fährt auf mich zu – und ich springe zurück. Die Fahrgäste sitzen steif und bis oben hin zugeknöpft da, die Münder streng geschlossen, bei dieser Hitze! Das gibt mir zu denken.


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Kommentare zu diesem Text


 AZU20 (11.12.21, 17:45)
Ein Traum, der nicht ganz leicht zu ertragen ist, so bloßgestellt. LG

 Moja meinte dazu am 12.12.21 um 19:00:
Die Blöße empfand ich erst nach dem Aufwachen, als ich über den Traum nachdachte, davor überwog die Freude am schönen Sommertag, dem Schwimmen.

Lieben Gruß,
Moja

 Graeculus (11.12.21, 18:47)
Es gibt Träume, bei denen man froh ist, wenn man aufwacht ... und vielleicht 'nur' merkt, daß man sich freigestrampelt hat. Da mag man sich unsicher umschauen, ob gerade eine Straßenbahn durchs Schlafzimmer fährt.

 Moja antwortete darauf am 12.12.21 um 19:04:
Zum Glück bewegte ich mich ganz natürlich - wie ein Fisch im Wasser - nur diese ernsten zugeknöpften Menschen verstand ich nicht. Tja, eine Straßenbahn, die durchs Schlafzimmer fährt, das wäre was, in meiner Gegend fährt eine parallel zum See. 

Danke & lieben Gruß,
Moja

 niemand (11.12.21, 19:12)
Mir gefällt hier besonders die Doppeldeutigkeit des Wortes "Stoffwechsel"  ;)
Solche Träume könnten durchaus aufgrund eines Fehlers im Stoffwechsel entstehen, das kann man nicht ausschließen. Hier wird vielleicht etwas verarbeitet, das einem im Wachzustand so gar nicht bewußt wurde. Humorvoller Text, aber auch einer, den sicher schon so mancher in diese Richtung nächtens durchmachen musste, sprich man war in einer peinlichen Situation und froh, wenn der Traum zu ende ging beim Aufwachen. Mit lieben Grüßen, Irene

 Moja schrieb daraufhin am 12.12.21 um 19:12:
Nach der Überschrift suchte ich länger, sie sollte "mehrlagig" sein, schön, dass das so rüberkommt, liebe niemand. Ich bin ein recht pragmatischer Mensch, dem Traum ging eine Zahn-Extraktion voraus, ich war gezwungen einige Zeit mit "einer Zahnlücke" herumzulaufen, mich "bloßzustellen" im täglichen Umgang mit anderen, das geht nur mit innerer Sicherheit    :D , ansonsten lasse ich meine Kleidung nicht auf einer Kreuzung liegen...

Schmunzelnden Gruß,
Moja

 FrankReich (11.12.21, 19:45)
Surreale Stilübung nach Queneau von außen. Gib 's ihm, Moja.  :D 

Ciao, Frank

 Moja äußerte darauf am 12.12.21 um 19:13:


Danke & Grüßchen,  
Moja

 AchterZwerg (12.12.21, 08:06)
Du bist einfach in der "falschen" Familie aufgewachsen, Moja!
Unter Calvinisten wäre dir das nicht passiert - nicht einmal im Traum,

ahnt der8.

 Moja ergänzte dazu am 12.12.21 um 19:13:
Stimmpt!  8-)

Dank Dir schön!
Moja

 harzgebirgler (12.12.21, 13:44)
erst kleider machen leute -
gilt selbst im traum bis heute!

lg
harzgebirgler

 Moja meinte dazu am 12.12.21 um 19:15:
Trägt eine keine Kleider -
entfacht sie viele Neider  :)

Dankeschön und lieben Gruß,
Moja

 GastIltis (12.12.21, 16:38)
Liebe Moja,
ich bin ja (d.h. wir als Familie) FKK-Anhänger. Wir haben rund zwanzig Jahre in Prerow auf dem Darß, einem FKK-Campingplatz, gezeltet. Bei der Anreise erging es mir oft so, dass ich die Nacktheit der Anwesenden auf den ersten Blick gar nicht bemerkt hatte. Der zweite war wie eine Art Erwachen, aber eben positiver Art. Insofern sehe ich deinen Traum als eine Art Negation der einzig realen Freiheit.
Viele Grüße von Gil.

 Moja meinte dazu am 12.12.21 um 19:17:
Lieber Gil,
Du sagst es, ich fühlte mich völlig frei im Traum, machte, was ich wollte und verhielt mich, als wäre ich angezogen. Im real Life , nach einer Zahn-Extraktion, musste ich Mut zur Lücke beweisen!  :D

Danke & schöne Grüße,
Moja

 GastIltis meinte dazu am 13.12.21 um 18:45:
Fein! Habe ich soeben ein Gedicht von Fritz Reuter gelesen: "Tähnuttrecken."
Die passenden Schmerzen heißen übrigens "Tähnweihdag."
Tun quasi nur halb so weh.
Mitfühlende Grüße von Gil.

 Moja meinte dazu am 14.12.21 um 17:23:
Danke, lieber Gil, hab das Gedicht "Das Zahnziehen" im Projekt Gutenberg nachgelesen und in Reuters Wörterlexikon Plattdeutsch geschmökert, wieder was gelernt, dazu sehr vergnüglich! Haie haben es gut, denen wachsen Zähne nach   ;)

Schmerz- und lückenfrei grüßt Moja

 diestelzie (15.12.21, 12:00)
Hallo Moja,
es ist die Angst davor, das wahre Ich könnte von den anderen, den angezogenen (maskierten) Menschen erkannt werden. Dadurch ist man auch verletzlicher, denke ich...
Gerne drüber nachgedacht.

Liebe Grüße
Kerstin

 Moja meinte dazu am 15.12.21 um 18:39:
Danke, liebe Kerstin!
Ja, wer sich die Blöße gibt, macht sich angreifbar, das sehe ich auch so.
Durch diesen Traum allerdings schwamm ich einfach glücklich hindurch und wunderte mich erst beim Erwachen über meine Unvorsichtigkeit. 

Herzliche Grüße,
Moja
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