Bei Wein und Verlorenheit
Interpretation zum Thema Gott
von HerzDenker
Kommentare zu diesem Text
Moin Herzdenker
Celan zu interpretieren ist schon für sich eine Herausforderung. Das Gesamtwerk bei mir im Regal hat angeblich viele, reiche Anmerkungen, die sich allerdings als völlig nutzlos erwiesen. Ich gab irgendwo kurz nach Seite 200 auf, weil ich begriff, dass mir der Hintergrund fehlt, vor allem in theologischer Hinsicht.
Bei diesem hätte ich in der Tat intuitiv weniger Probleme. Deine Analyse scheint mir vortrefflich zu sein, bist auf alle Details eingegangen, die sich (im Gedicht wie in deiner Interpretation) zu einem sinnreichen und inhaltlich weiterreichendem Ganzen fügen.
Trotz aller Deutungsschwierigkeiten ist Celan's sprachliche Mystik natürlich einzigartig. Mein Lieblingsgedicht, vom bisher gelesenen, bleibt das allererste im Buch, "Drüben", jenseits der Kastanien. Faszinierend schön.
LG
Tula
Celan zu interpretieren ist schon für sich eine Herausforderung. Das Gesamtwerk bei mir im Regal hat angeblich viele, reiche Anmerkungen, die sich allerdings als völlig nutzlos erwiesen. Ich gab irgendwo kurz nach Seite 200 auf, weil ich begriff, dass mir der Hintergrund fehlt, vor allem in theologischer Hinsicht.
Bei diesem hätte ich in der Tat intuitiv weniger Probleme. Deine Analyse scheint mir vortrefflich zu sein, bist auf alle Details eingegangen, die sich (im Gedicht wie in deiner Interpretation) zu einem sinnreichen und inhaltlich weiterreichendem Ganzen fügen.
Trotz aller Deutungsschwierigkeiten ist Celan's sprachliche Mystik natürlich einzigartig. Mein Lieblingsgedicht, vom bisher gelesenen, bleibt das allererste im Buch, "Drüben", jenseits der Kastanien. Faszinierend schön.
LG
Tula
Hallo, Herzdenker, ja, ein guter Deutungsversuch. Am ehesten scheitere ich an "unser(e) Gewieher", weil das lyrische Ich dadurch plötzlich auch zum Pferd wird, es übernimmt gleichsam die für Normalsterbliche nur deutbare Pferdesprache ...
Stark ist die Fern-Nähe, vergleichbar mit Hölderlins "Nah ist/ und schwer zu fassen der Gott". Gruß Quoth
Stark ist die Fern-Nähe, vergleichbar mit Hölderlins "Nah ist/ und schwer zu fassen der Gott". Gruß Quoth
Lieber Tula, lieber Quoth, danke für Euer Interesse und -besonders Tula- das ausdrückliche Lob. Hier wäre das Ganze auch als E-Book:
https://www.grin.com/document/429825 "Drüben" kenne ich leider noch nicht...Danke,lieber Quoth, für die Ergänzung zur Pferde-Identität, die sich im Alleinheitsgedanken ja auch gut einfügt. -Allgemein wird Celans Dichtung sehr stark vom erlittenen Leid der Familie -Eltern starben im KZ- her gedeutet, was ich auch sehe, aber nicht in den absoluten Mittelpunkt rücken würde.
https://www.grin.com/document/429825 "Drüben" kenne ich leider noch nicht...Danke,lieber Quoth, für die Ergänzung zur Pferde-Identität, die sich im Alleinheitsgedanken ja auch gut einfügt. -Allgemein wird Celans Dichtung sehr stark vom erlittenen Leid der Familie -Eltern starben im KZ- her gedeutet, was ich auch sehe, aber nicht in den absoluten Mittelpunkt rücken würde.
Ja! Das ist tatsächlich eine hervorragende Analyse, scharf gedacht jedenfall und dennoch ... ich glaube da ist etwas das du vergessen hast, das von Tula angesprochene religiöse Symbol. Ich habe daraufhin auch eine Interpretation geschrieben, vielleicht schaut mal einer vorbei? Jedenfalls, nichtsdestotrotz eine wunderbarr Analyse, die ihre Eigenheit hat. Und da es bei Gedichten eh keine Schwarz, oder Weiß gibt, - Ein Favorit!
Ich bezweifele einmal die Behauptung "Hier ritt einer Gott", denn im Text steht eindeutig: ... ich ritt Gott ... über die Menschenhürden ...
und über die "Menschenhürden" heißt es dann weiter: ... Sie duckten sich ... , somit ist das lI meiner Auffassung zufolge nicht einer, sondern ein ganz bestimmter, auf die Redewendung "vom Teufel geritten", bezogen bedeutet das, dass das lI keinen anderen als den Teufel darstellt, der die Oberhand hat, was von den "Menschenhürden" allerdings glorifiziert, also umgelogen worden ist.
So zumindest verstehe ich das Gedicht.
Ciao, Frank
und über die "Menschenhürden" heißt es dann weiter: ... Sie duckten sich ... , somit ist das lI meiner Auffassung zufolge nicht einer, sondern ein ganz bestimmter, auf die Redewendung "vom Teufel geritten", bezogen bedeutet das, dass das lI keinen anderen als den Teufel darstellt, der die Oberhand hat, was von den "Menschenhürden" allerdings glorifiziert, also umgelogen worden ist.
So zumindest verstehe ich das Gedicht.
Ciao, Frank
Lieber Ralf, ich habe schon gemeint, dass das lyrische Ich Gott reitet, dass sie zusammen mit ihrem Tun das Herzstück des Gedichts bilden. Deine Deutung, dass da der Teufel im Spiel ist, scheint mir überzogen. Aber Dein Hinweis lässt mich ernsthaft überlegen, ob nicht das Tierische in uns hier vor allem gemeint ist. Und das hat ja auch für Viele etwas Bedrohliches, das man gerne verdrängt und vor dem man sich gerne "wegduckt". Danke für deinen Kommentar!
Wer soll denn Deiner Meinung nach sonst das lI sein, ein Mensch ist auszuschließen, denn das lI reitet das "Gottespferd" über die Menschenhürden, und warum sollte nicht mal Gott vom Teufel geritten sein?
Schließlich heißt es zuletzt "... sie logen unser(e?) Gewieher um in eine ihrer bebilderten Sprachen."
Dabei gilt es nämlich zu berücksichtigen, dass auch der Teufel in vielen Darstellungen einen "Pferdefuß" hat.
:D
Ciao, Frank
Schließlich heißt es zuletzt "... sie logen unser(e?) Gewieher um in eine ihrer bebilderten Sprachen."
Dabei gilt es nämlich zu berücksichtigen, dass auch der Teufel in vielen Darstellungen einen "Pferdefuß" hat.
:D
Ciao, Frank
Hallo Herzdenker,
ich kann deiner Interpretation weitgehend folgen. Die Kernfrage ist: Wer ist das LyrIch? Für mich ist es der Dichter, der Gott zu interpretieren versucht. Dabei interpretiert er ihn zunächst in die Ferne, später in die Nähe.
Der interpretierte Gott sang bedeutet, dass dieser sich offenbart, die "Menschen-Hürden sind alle die Missverständnisse, die der Interpretation entgegenstehen.
Was aber bedeutet der Ritt durch den Schnee? Er kann das sein, was einem beim Interpretieren die Sicht nimmt, aber als Symbol der Reinheit auch bedeuten, dass man bei dem Interpretationsvorgang ins Reine kommt.
Die Empfänger der Interpretation ducken sich: Sie haben also Angst, deshalb schreiben sie das Gewieher (bitte korrigieren) auch um bis hin zur Lüge, damit sie nicht schmerzliche Konsequenzen ziehen müssen,
Den Verweis auf den Teufel kann ich nicht nachvollziehen.
Begreift man das gesamte Gedicht als Offenbarungsvorgang erschließen sich auch die ersten beiden Zeilen: Der Wein (die Wahrheit) geht zur Neige, nach der Offenbarung aber auch die Verlorenheit des LyrIch.
ich kann deiner Interpretation weitgehend folgen. Die Kernfrage ist: Wer ist das LyrIch? Für mich ist es der Dichter, der Gott zu interpretieren versucht. Dabei interpretiert er ihn zunächst in die Ferne, später in die Nähe.
Der interpretierte Gott sang bedeutet, dass dieser sich offenbart, die "Menschen-Hürden sind alle die Missverständnisse, die der Interpretation entgegenstehen.
Was aber bedeutet der Ritt durch den Schnee? Er kann das sein, was einem beim Interpretieren die Sicht nimmt, aber als Symbol der Reinheit auch bedeuten, dass man bei dem Interpretationsvorgang ins Reine kommt.
Die Empfänger der Interpretation ducken sich: Sie haben also Angst, deshalb schreiben sie das Gewieher (bitte korrigieren) auch um bis hin zur Lüge, damit sie nicht schmerzliche Konsequenzen ziehen müssen,
Den Verweis auf den Teufel kann ich nicht nachvollziehen.
Begreift man das gesamte Gedicht als Offenbarungsvorgang erschließen sich auch die ersten beiden Zeilen: Der Wein (die Wahrheit) geht zur Neige, nach der Offenbarung aber auch die Verlorenheit des LyrIch.
Lieber Ekkehart, sehr spannend, danke..., auch für die Empfehlung. morgen mehr.