Newal Barari: Eine weitere Geschichte der Menschheit

Akrostichon zum Thema Andere Kulturen

von  Terminator

So viele Geschichten der Menschheit sind geschrieben worden, warum nicht noch eine. Jahrtausendelang jagten und sammelten Jäger und Sammler. Sie kannten alle natürlichen Halluzinogene und lebten in Frieden und Peace. Der Übergang von Leben zu Tod wurde als harmonisch und fließend erlebt. Die Menschen lebten in kleinen Gruppen, sodass Erfahrungen vom hässlichen Tod, der Kakothanasia, nicht an den Rest der Menschheit weitergegeben wurden. Doch als die Verständigung zwischen den kleinen Gruppen von Jägern und Sammlern durch die Weiterentwicklung der Sprache leichter wurde, wurden die Geschichten vom schrecklichen Tod durch Gewalt, Krankheit und Raubtiere tradiert und weitergegeben, und so entstand eine Kultur der Angst.


Die Angst machte die Menschen sesshaft. Sie gründeten Stadtstaaten, die sich mit Mauern umgaben, um sich vor Tieren und Barbaren zu schützen. Aus Angst entstanden Religionen, mithilfe der Angst vor Göttern und Herrschern funktionierten die ersten Gesellschaften. Weitere Errungenschaften waren Sklaverei und Schrift. Das Töten der Feinde war nicht mehr notwendig, und von der Versklavung profitierte der Sieger, indem er halt eben Sklaven bekam, und der Besiegte, indem sein Leben in der Sklaverei verschont wurde. Durch Schrift konnte alles dokumentiert werden, sodass nach der Angst um das Leben auch die Angst um den Besitz gelindert wurde. Die Kultur der Information und der Lebenserhaltung war die Kultur der Scham.


In der Schamkultur waren der Suizid und der Betrug die größten Sünden. Die neuen Götter bestraften diese Taten am härtesten. Die Lebenspflicht und die Wissensakkumulation sorgten schließlich für eine Auslese der Intelligentesten, zumindest hatten die Dümmsten einen immer geringeren soziosexuellen Erfolg. Die Klügsten der Klugen waren so klug, dass sie das philosophierende Subjekt erfanden, das in seinem Denken über das Denken die Einsamkeit und die Ethik entdeckte. Der Ethik wurde sodann auch die Furcht vor der Einsamkeit zugrunde gelegt. Wer sich unethisch verhielt, dem drohte sozialer Ausschluss, und für ein ohne permanenten Smalltalk zwangsläufig über den Sinn seines Lebens reflektierendes menschliches Subjekt, das sich ausdrücklich als Individuum begreift, ist Isolationshaft die Höchststrafe. Das ist die Schuldkultur, in der wir Individuen heute leben.


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Kommentare zu diesem Text


 Augustus (14.12.21, 11:59)
Isolationshaft. Da jeder durch die vielfältigen online-Angebote seiner Einsamkeit entkommen kann, sprich: sich die Welt mit einem Klick heranholen kann, ist Isolation in altem Sinne nicht möglich. 
Analoge Isolation müsste also abgekoppelt von der digitalen Isolation sein, erst dann wäre sie eine Höchststrafe. Die Folge von Individuuen könnte sein, dass aufgrund der Strafen von unenthischen Verhaltens in die digitale Welt geflüchtet wird. Und nur letzte abschließende Ergebnisse nur noch in die analoge Welt herausgeschält werden.
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