Wortfetzen des Werbens

Innerer Monolog

von  RobertBrand

Verlust des Werbens 


Wir erleben einen Verlust der Sprache in den ach-so-sozialen Medien und auch in den diversen EinsamenHerzenHomepages und Partnerschafts-Foren.

Eine Verrohung des Ausdruckes und eine rapide Steigerung in der Gedankenlosigkeit und Gehässigkeit des gesprochenen und geschriebenen Wortes.

Anstatt einem höflichen Fragen nach dem Wohlbefinden wird mit unsäglichen neu-denglischen Kunstausdrücken wie „wassup“? abgekürzt.

Anstatt einem ehrlichen und wohlformulierten Kompliment zu den Fotos oder Inhalten in den sozialen Profilen wird mit Verkürzungen wie „Geile Pics - treffen“ - verärgert. 

Anstatt höfliche Begrüßungen zu verwenden, werden Fetzen wie „Halo Süse“, „Geile Bupe“ oder „Wie gezz“ um sich geworfen. 

Anstatt sich um die Gunst einer Frau wirklich redlich und ernsthaft zu bemühen, ihre Aufmerksamkeit, ihre Zuwendung, vielleicht ihren Kuss oder ihre herzliche Umarmung, schließlich ihr Herz zu erobern um zu späterem Zeitpunkt in Gemeinsamkeit Unkeuschheit zu frönen wird hingerotzt mit einem „Sex?“. 

Und sollte diese mehr als plumpe Annäherung nicht vom gewünschten Erfolge gekörnt werden, wird noch nachgetreten mit einem „Bitch!“ - was die Möglichkeiten auf der oben beschriebenen gemeinsamen Unkeuschheit natürlich noch weiter reduziert.

Eine als nächster Eskalationsschritt gesendete Genitalfotografie hat in den seltenstes Fällen bisher zu einem erfolgreichen Austausch der Körpersäfte beigetragen. 

Wenn die Verrohung der Sprache so weit geht, dass ein „Ich Tarzan, Du Jane“ gefolgt von einem heftigem Klopfen auf die nackte rasierte Brust schon als das höchste aller möglichen Balzrituale verstanden werden muss, so ist es doch auch verständlich, dass es Damen der Schöpfung gibt, die solches Verhalten nicht gutheißen und sich in Abscheu von Männern abwenden.

Und die wenigen Männer, die doch noch versuchen, sich in der alten Schule zu bemühen, sein weibliches Gegenüber mit dem hohen Wert zu behandeln, der jedem von uns eigentlich inne wohnt, müssen nun über all die Stümper hinweg sich beweisen, die im Stakkato ihre abgestumpften und eintönigen Wortfetzen in den medialen Äther hinaustippen, ja hinauskotzen und hinausplärren in der Geschwindigkeit es ihre Finger, Smartphones und Internetverbindungen eben hergeben.  

Mann könnte glauben, all die, die nicht in der Lage sind, in vollen Sätzen zu korrespondieren, würden es denjenigen leichter machen, die dies sehr wohl beherrschen. Genau das Gegenteil scheint aber immer mehr der Fall zu sein. Wenn sich die Weiblichkeit - angewidert von all dem gedankenlosem, in maschinengewehrsalven abgefeuerten NonsensSprech der sprachlichen Benachteiligen, satzbaulich Unterprivilegierten oder schlichtweg denk-sprech-und-schreibfaulen Bagage versucht zu recht zu finden, kann es schon mal passieren, dass einer, der sich Mühe gibt, trotzdem nicht wahrgenommen wird. 

So geht der eloquente, aufmerksame, auf sprachliche Korrektheit und grammatikalische Richtigkeit Werbende dann in der tsunamartigen Überflutung mit Floskeln, Wortfetzen und Bausteingebrabbel unter- und verloren.

Frauen wollen verständlicherweise die Gewissheit haben, sie sind für den Werbenden jemand aussergewöhnliches. Jemand, für den er sein restliches Leben vorübergehend auf Pause stellt - sich jetzt gerade ganz ihr widmet, seine ganze Aufmerksamkeit für diesen jetzigen Moment ihr alleine widmet. Nicht in Sekundenschnellen fließbandartigen Nachrichten versucht so viele wie möglich an einem Tag zu belästigen, in der irrigen Annahme, eine davon würde dann schon so weit sein und sich mit einem „Ficken?“ sowohl als ausgiebigem Kennenlernen wie auch ergiebigem Vorspiel begnügen - ihn noch mit allerlei Praktiken belohnen, wo er nur passiv am Rücken liegen braucht und sie den aktiven Part übernimmt - und ihm abschließend, wenn er sich wegrollt und am Handy zur nächsten scrollt, noch ins Ohr haucht, wie hervorragend es mit ihm denn gewesen sei.

Wa bleibt abschließend zu sagen?

Stiehl nicht die kostbare Zeit einer Frau, wenn du nichts wichtiges, höfliches, schmeichelndes, aufmerksames, aufrichtiges, oder ehrliches zu sagen hast und nur deinem narzisstischem Selbst frönen willst. 




Anmerkung von RobertBrand:

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Kommentare zu diesem Text


 Dieter_Rotmund (20.12.21, 09:53)
 gesprochen -> gesprochenen

 RobertBrand meinte dazu am 20.12.21 um 10:00:
danke!
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