Mit der Urne ganz weit raus

Vorhin habe ich mit meiner Schwägerin telefoniert in Rinteln. Die hatte eine Seebestattung. Die Mutter. Aber die war schon über neunzig. Und die mussten alle nach Kiel, ohne Auto. Aber der Kapitän wäre so nett gewesen von dem Schiff, so ein kleiner Butterdampfer. Wie so ein Cap´tn Iglo wäre der gewesen. Ja, die Schwägerin kam da gar nicht drüber weg. Und der hätte auch die Predigt gehalten, also geredete hat der, und richtig nett sei es gewesen. Was ich aber gar nicht wusste –die haben die ganze Urne ins Wasser geworfen. Ich dachte immer, nur die Asche. Aber dann ginge das ja gar nicht, hat mir die Schwägerin erklärt, wegen dem Wind. Der würde einem ja das Zeug wieder ins Gesicht blasen, wenn man Pech hat. Und die Urnen, hat sie gesagt, lösen sich auch im Wasser dann auf. Das ist irgendwas Gepresstes, Pappe oder so, die sich dann auflöst. Amazing Grace hätte der Kapitän dann aufgelegt, das wollte die Mutter. Schon immer hätte die das gewollt. Amazing Grace. Ist ja auch schön, und die See wäre auch ganz ruhig gewesen. Und was hatte die vorher Angst gehabt wegen seekrank Werden. Aber die mussten trotzdem richtig weit rausfahren, über eine Stunde, bis hinter diese Drei-Meilen-Grenze. Und da wäre das Ganze dann gewesen. Ja. Nee, richtig schön.