John Horgan: An den Grenzen des Wissens

Pastiche zum Thema Cyberlove

von  Terminator

Im Januar 2004 las ich dieses damals noch frische Buch und war schon als Jüngling verwundert, wie manipulativ und unredlich Wissenschaftsjournalismus sein kann. Da werden Koryphäen ad hominem vorgeführt, um zwischen den Zeilen zu sagen: dieser Gigant der Wissenschaft ist zu alt, und mit ihm wird das Zeitalter der Wissenschaft auch sterben. Jener große Wissenschaftler ist ein Spaßvogel, also darf man seinen Optimismus nicht ernst nehmen.


Wie oft dachte man, alles sei bereits entdeckt. Wie oft irrte man. Aber am Ende des 20. Jahrhunderts, da war nun wirklich alles entdeckt! Das war das Ende der Wissenschaft wie Wissenschaftsjournalisten sie kennen. Seitdem nähern wir uns dem neuen dunklen Zeitalter. Die Labore verfallen, es gibt keine Entdeckungen mehr, keine neuen Theorien, die Wissenschaftler sterben, die Forscher werden Gamer und Pornostars, die Universitäten werden zu Kirchen und Moscheen, besonders im UK und den USA.


Es war halt Mode zu einer Zeit, zu der Fukuyama das Ende der Geschichte verkündete, auch das Ende der Wissenschaftsgeschichte mitzuverkünden. Was mitnichten irgendetwas entschuldigt; dümmere Bücher las ich selten.



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Kommentare zu diesem Text


 Graeculus (23.12.21, 11:19)
Dann ist es ja gut, daß ich mir dieses Buch erspart habe.

Über das Fehlen offener Fragen kann sich die Wissenschaft wahrlich nicht beklagen, wenn 95 Prozent des Universums aus etwas bestehen, für das man nur Namen, von dem man aber keine Ahnung hat, was es ist. Und selbst bei den 5 % hat man immer noch nicht die Gravitation mit den anderen drei Elementarkräften in Einklang gebracht, die Relativitätstheorie nicht mit der Quantenmechanik. Es ist geradezu verblüffend, wieviel die Wissenschaft immer noch nicht weiß. Und dann noch die Frage, ob es außerirdisches Leben gibt - mit der Kontroverse zwischen Physikern (sehr wahrscheinlich, weil sehr viele Planeten) und Biologen (sehr unwahrscheinlich, weil sehr spezielle Bedingungen).
Eigentlich ist das auch gut so, denn die Welt der Wissenschaft bleibt spannend.

Etwa zu der von Dir genannten Zeit habe ich die Bücher von Paul Davies verschlungen ... und das nicht bereut.

 Terminator meinte dazu am 23.12.21 um 23:38:
"Die Unsterblichkeit der Zeit" und "Der Plan Gottes" las ich 2003/04, aber nicht vollständig. Für Mitleser, die dieser Zufall wundert: Es gab früher so etwas wie Stadtbibiliotheken, in denen Bücher mit ähnlicher Thematik nebeneinander standen.
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