Als all das vorbei war

Ansprache zum Thema Begegnung

von  Graeculus

Dieser Text gehört zum Projekt    Corona-Texte

Im August 2022 war all das vorbei. Die Variante lambda von Covid-19 hatte nach der siebten Impfrunde klein beigegeben und ihren Infektionsschwerpunkt auf Eichhörnchen verlagert, weil die Bundesregierung aus Kostengründen darauf verzichtete, deren Antikörper durch Eichhörnchenimpfungen zu stimulieren. Alle Beschränkungen für Menschen konnten aufgehoben werden, und die Verschwörungsgläubigen wandten sich wieder dem Flüchtlingsproblem zu.


Na gut, dachte sich das Virus, dann tobe ich mich eben dort aus.


Na gut, dachten sich die bis dahin tapfer um das Wahre, Schöne und Gute streitenden Mitglieder von keinVerlag, dann können wir ja die alte Tradition unserer jährlichen Treffen im Sommer wiederaufnehmen.


Es mag an der allgemeinen Erschöpfung gelegen haben, jedenfalls fielen die üblichen Meinungsverschiedenheiten um die Gegend der Zusammenkunft relativ kurz aus. Es sollte Nordrhein-Westfalen sein – ein Bundesland, das sich zu diesem Zeitpunkt, nach den Landtagswahlen im Mai, in einer nie gekannten Aufbruchsstimmung befand, nachdem CDU und Linkspartei eine Koalitionsregierung gebildet hatten.


Zwar warnte ein neidischer Astrologe aus Hessen, die aktuelle Sternenkonstellation mißbillige dies, denn Pluto und Mars hätten sich gegen Saturn verbündet, auf daß dieser der Venus nicht zu Hilfe eilen könne. Die immer noch überwiegend älteren Semester bei kV wiesen das allerdings einhellig zurück: Die Venus sei nicht mehr ihr Problem.


Es ging nur noch um den Ort in NRW, dem die Ehre zuteilwerden sollte. eiskimo kam als erster aus der Deckung und schlug den Melaten-Friedhof in Köln vor. Nun herrschten jedoch in Köln gerade bürgerkriegsähnliche Zustände, nachdem Kardinal Woelki in sein Amt zurückgekehrt war. Bluebird brachte daraufhin Düsseldorf ins Gespräch und trug dazu vor, dank seines Wirkens sei diese Stadt dämonenfrei; nicht einmal Woelki traue sich da noch hin. Allerdings sahen die übrigen Mitglieder in den exorbitant hohen Preisen der Landeshauptstadt durchaus Dämonen am Werk. So kam man auf Duisburg – eine Stadt, die für Kardinäle wie Dämonen gleichermaßen unbedeutend war.


Dafür bot sich in Duisburg als Gelände die Sechs-Seen-Platte an, die es ermöglichte, angesichts der heißen Temperaturen (Klimaerwärmung!) angenehm im seichten Wasser zu tagen und besonders verdienten kV-Kämpen, allen voran dem Chef, die eine oder andere Partie auf der Wasserrutschbahn zu verschaffen.


Es blieb die Frage der Verköstigung, und auch die war rasch geklärt: Graeculus brachte Nudelsalat mit, Verlo Lachs aus norwegischer Aqua-Kultur sowie Rollmöpse, Terminator gepflegten Whisky, der Chef Hölzchen zum Zusammenstecken der Rollmöpse, Dieter_Rotmund einen Duden (geistige Kost!) und Graeculus Nudelsalat.


Dann konnte es losgehen!


Schon zur Begrüßung klopften einige Graeculus freundschaftlich auf die Schulter und sagten: Deinen Nudelsalat hast du zweimal erwähnt!


In diesem Moment erwachte Graeculus, rieb sich die Augen, berichtete den Traum seiner Frau und meinte: keine schlechte Idee an sich.

Was?, erwiderte sie, euer Treffen oder der Nudelsalat?



Hinweis: Der Verfasser wünscht generell keine Kommentare von Verlo.

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Kommentare zu diesem Text


 Regina (23.12.21, 15:54)
Es wurde aber auch höchste Zeit, dass sich einer mal Gedanken macht, was wir nach der Pandemie veranstalten wollen. Originell, dein zukunftsweisender Traum.

 Graeculus meinte dazu am 23.12.21 um 23:07:
Weißt Du, allmählich glaube ich, daß wir kaum noch etwas anderes haben als Träume.

 AchterZwerg (23.12.21, 16:48)
Ich hasse Nudelsalat!

Alles andere geht aber gut dorsch, ganz gleich wie sich Saturn und seine Epigonendazu verhalten.

 Bergmann antwortete darauf am 23.12.21 um 18:14:
Wunderbar leicht und pointiert, ja es gibt sogar die Pointe der Pointe obendrauf. Und die Struktur: Vom Allgemeinen zum Speziellen, vom großen Ganzen der Welt bis zu ihrem kleinen Mittelpunkt: Graeculus

 Graeculus schrieb daraufhin am 23.12.21 um 23:04:
Am AchterZwerg:

Dann mußt Du wohl auf Rollmops mit Whisky ausweichen. Für diese Zusammenstellung, so fürchte ich, wird Terminator dich unter die Barbaren zählen.

 Graeculus äußerte darauf am 23.12.21 um 23:06:
An Bergmann:

Ein ganz kleiner Mittelpunkt in einem ganz kleinen Dorf.

Weißt Du, daß in diesem Dorf (Dobel) für etliche Jahre ein weltberühmter Schriftsteller gewohnt hat und gestorben ist? (Gesamtauflage seiner Bücher: 30 bis 40 Millionen.)
Und damit meine ich nicht den kurzen Kuraufentahlt von Johann Peter Hebel.

 Bergmann ergänzte dazu am 24.12.21 um 12:52:
Klar! Willi Heinrich!

 Graeculus meinte dazu am 24.12.21 um 14:57:
So ist es.
Die Älteren kennen noch "Steiner - Das eiserne Kreuz".

 Augustus (23.12.21, 19:42)
Ein heiterer Text, der die Leserlaune hebt und durchaus sanft die schriftstellerische Konkurrenz aufs Korn nimmt ohne zu verletzen. In deprimierenden Coronazeiten eine erfrischende Abwechslung.

Ave

 Graeculus meinte dazu am 23.12.21 um 23:03:
So sollte es sein, so ist es gedacht. Und wenn nun jemand mal über ein kV-Treffen nachdenkt (vorsichtig: 2023?), wäre das kein Fehler.
Ich freue mich ja, daß es kV noch gibt!

 DanceWith1Life (23.12.21, 20:51)
lach, deine Frau kennt dich besser, da müssen wir deinen Darstellungen glauben schenken.
Ich bestehe darauf dass jeder nur das zu essen bekommt was er selbst mitbringt harharhar, gibt es eigentlich Marzipan Duden fürs Lehrerzimmer zu Weihnachten  :alien:

Nein, ich liebe diese gesellige Stichelei, wenn mir nicht gerade der Neptun durchs 13. wandert.
Das waren noch Zeiten als wir uns von Philosophie, Kaffee und Zigaretten ernährten.
Zumindest bis die ersten Brezen zu haben waren.
Das "dämonenfreie Duisburg" das war vor dem Desaster der Musikgroßveranstaltung,  nehme ich an.

Kommentar geändert am 23.12.2021 um 20:51 Uhr

 Graeculus meinte dazu am 23.12.21 um 23:01:
Verdammt! Das Desaster der Love Parade in Duisburg habe ich verdrängt. Das war 2010, nicht wahr? Nein, mein Text ist nachher entstanden; da müssen die Dämonen schon in die Stadt mit der großen Kirche weitergezogen sein.

 eiskimo meinte dazu am 23.12.21 um 23:08:
Wieso nur ein Traum? Ich habe auf Köln-Melaten schon den angemessenem Flecken ausgemacht, wo wir tagen könnten. Dirk Bach, Willy Millowitsch oder Willi Herren wären nicht weit.
Was sollten wir in Duisburg?

 Graeculus meinte dazu am 23.12.21 um 23:12:
Gut, gut. Melaten ist kein schlechter Ort. Er wird ein besserer sein, sobald ... dort liegt.
Oder ist das zu hart? Ich kann den Kerl nicht ausstehen.

(Eine Millowitsch-Tochter hat mit mir in Köln Philosophie studiert - im vorigen Jahrtausend. Erinnerungen ...)

 eiskimo meinte dazu am 24.12.21 um 07:49:
Ich bin mit einer Millowitsch-Tochter im selben Bus zur Schule gefahren. Aber sie hat mich aus den Augen verloren, auch im vorigen Jahrtausend schon.

 Graeculus meinte dazu am 24.12.21 um 14:58:
Die Schauspieler- oder die Philosophie-Tochter?

 eiskimo meinte dazu am 24.12.21 um 15:15:
Die Schauspieler-Tochter.  Ich hab da auch regelmäßig vor der Tür gestanden... als junger Zeitungsbote. 
Im Fernsehen waren die später alle viel netter.

 Graeculus meinte dazu am 24.12.21 um 15:21:
Im Fernsehen waren die später alle viel netter.
Da sprichst Du ein großes Wort gelassen aus.
Die Tochter, die Schauspielerin geworden ist, hieß Mariele, oder? Den Vornamen derjenigen, die Philosophie studiert hat, kenne ich nicht einmal mehr.
Browiak (67)
(24.12.21, 10:41)
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 Graeculus meinte dazu am 24.12.21 um 15:02:
Nein, erwarten wir nicht, daß irgendjemand Verantwortung übernimmt für sein "saublödes Geschwätz von gestern"!

 Dieter Wal (24.12.21, 11:57)
 Besonders gefiel mir der Woelki-Seitenhieb, hier der Tagesspiegel dazu vom 5. 1. 21. Düsseldorf dämonenfrei ist auch sehr niedlich.

Allen erholsame Feiertage!

 Graeculus meinte dazu am 24.12.21 um 15:04:
Ich hasse nicht leicht, aber bei Woelki mache ich eine Ausnahme. Ich wette, er hat einen ganz weichen Händedruck.

Schöne Feiertage Dir, oder wie mir kürzlich ein Freund schrieb: "Frohe Wintersonnenwende!"

 Moja (24.12.21, 12:16)
Herzerfrischend zu lesen, lieber Graeculus, ein Hoch auf die Eichhörnchen, wunderbar wenn die "7 Zwerge" wieder von der Bildfläche verschwunden sein werden   :) , bis dahin träumen wir weiter mit Vorfreude auf Deinen Nudelsalat!

Frohes Fest wünscht
Moja

 Graeculus meinte dazu am 24.12.21 um 15:06:
Nun, ich hoffe, daß ich den armen Eichhörnchen kein trauriges Schicksal heraufbeschworen habe!

Auch Dir ... angenehme Träume, die zu angenehmen Texten taugen.
Wolfgang
Ferdi (70)
(11.01.22, 16:22)
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 Graeculus meinte dazu am 11.01.22 um 17:24:
Zwar weiß ich nicht, wer dieser Wolfgang ist (Wolfgang Schäuble wird es nicht sein), aber gegen Bochum-Wattenscheidt habe ich nichts. Ist dort auch Platz für meinen Nudelsalat?
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