Immanuel Kant: Grundlegung zur Metaphysik der Sitten

Witz zum Thema Kirchenjahr

von  Terminator

Absolute Must-reads zu kommentieren heißt, neue, kritische Aspekte zu beleuchten. Hier ist ein Buch, dass es nicht nicht geben kann, keine kontingente subalterne Neuerscheinung. Was ist neu an meiner Betrachtung der Grundlegung, die ich 2006, also vor 15 Jahren, im Philosophiestudium, im 3. Semester, las? Einiges.


Der kategorische Imperativ, zu dem der INTP-Preuße hinführen will, ist ein perfektes Regelwerk für Autisten. Kant, ich und andere Menschen mit Asperger-Syndrom, typischen oder untypischen autistischen Merkmalen, die stets angeboren sind, könnten auf dieser Basis eine Ethik begründen. Ein Volk von Teufeln, wie Kant selbst behauptet, nicht. Ja, wenn sie sich daran halten würden, aber das ist der Punkt: sie werden sich nicht daran halten. 


Die meisten Menschen sind zu dumm, zu egoistisch und zu misstrauisch, um nach dem kategorischem Imperativ zu leben. "Ich zuerst" gilt nicht nur für Narzissten, die wirklich nicht anders können, sondern für alle Menschen, die aufgrund von Ängsten, schlechten Erfahrungen und dem Überfordertsein mit der Komplexität und Kontingenz des Lebens stets fürchten (müssen), zu kurz zu kommen. Die Moral braucht eine Basis, und eine elitäre Ethik ist nicht bodenständig.


Das einzig Gute ist der gute Wille, aber dieser ist intransparent. Das ist eine unhintergehbare Aporie, ein unlösbares Problem. Wie mit dem Zombie: kannst du mit letzter Sicherheit sagen, dass jemand, der sich wie ein "richtiger Mensch" verhält, ein Bewusstsein hat wie du? So ist es auch mit dem Guten: das Motiv für eine Tat mit scheinbar guten Absichten ist nie für den äußeren Betrachter einsichtig, ja selbst für den inneren nicht. Wir täuschen uns ständig selbst, um kogntive Dissonanzen im Selbstbild zu vermeiden.


Was bleibt, ist ein hehres Ideal, das zwangsläufig an der Realität scheitert. Die Antwort ist nicht im amoralischen Voluntarismus, sondern zunächst bei Hegel zu finden, bei dem man aber noch mehr aufpassen muss. Alles nicht so einfach, aber nicht vergessen: der Wunsch nach Komplexitätsreduktion ist nichts anderes als der Todeswunsch.


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