Freundschaft in der Schule

Text

von  Manzanita

Dieser Text gehört zum Projekt    Corona-Texte

Nach diversen Lockdowns und anderen einschränkenden Maßnahmen aufgrund der Covid-19-Pandemie ist klar geworden, wie wichtig Freundschaft in der Schule ist. Denn, was bleibt übrig, wenn wir der Schule die Schüler*innen wegnehmen? Langweilige, gefühlt ewige und sinnlose Stunden, aus denen man nichts lernt. Doch es ist nicht nur die Ruhe, die während den Onlinestunden in die Klassenräume einkehrt, es ist mehr, was fehlt. Es fehlt die Freundschaft. Es wird klar, wie wichtig die Freundschaft im Alltag – auch in dem uns Schülerinnen und Schüler – ist.


Der Nutzen der Freundschaft

Die Schule ist in erster Linie ein Ort zum Lernen. Lernen, lernen, lernen. Eigentlich ist Lernen an sich gar nicht mal so schwer. Natürlich braucht man zum Lernen Konzentration, Motivation und Interesse. Vor allem am Interesse wird seitens der Lehrkörper immer wieder gezweifelt. Wir wollten nicht über die physikalische Arbeit, der Literatur in was weiß ich für einem Jahrhundert oder der Reproduktion von Pflanzen lernen.


Wollen wir wirklich nicht? Ich glaube, wir wollen. Zumindest in den meisten Fällen. Vielleicht sollte man sich wirklich mal über den Zweck mancher Themen wie der Reproduktion von Pflanzen Gedanken machen, aber Literatur ist durchaus interessant. Hier scheitert es viel eher an Konzentration und Motivation. Diese beiden Eigenschaften sind die Schlüsselwörter für eine gute Freundschaft. Beide haben während der Lockdowns sehr gelitten. Die Konzentration ist eng verwand mit dem Arbeitsklima. (Ob Lernen gleich Arbeiten ist, kann natürlich auch diskutiert werden.)

Ich unterscheide hier zwischen drei Arten des Unterrichts bei denen Konzentration, Motivation und Interesse unterschiedlich hoch sind.


Erstens, Merkunterricht. Ein gutes Beispiel ist Biologie, mehr als Lernen tun wir hier uns Fakten einprägen. Das Arbeitsklima ist mittelmäßig und die Motivation zunehmend niedrig, weil die Lehrperson in den allermeisten Fällen Recht und dadurch einen deutlich höheren Status hat. Dem Beispiel oben können wir entnehmen, dass das Interesse nicht unbedingt sehr hoch ist.

Zweitens, Entwicklungsunterricht. Das merkwürdige Wort (entstanden in meiner beschränkten Fantasie) meint Ethik-, Philosophie- und Literaturunterricht. Hier wird oft nach der eigenen Meinung gefragt; anders als in Bio darf ich auch das ein oder andere abstreiten. Eine eigene Meinung hat jede*r bzw. kann sich eine bilden, wodurch das Interesse hoch ansteigt. Und weil deine eigene Meinung nicht automatisch richtig oder falsch ist, steigt die Motivation, sich überhaupt am Unterricht zu beteiligen. Außerdem sind die Status von Lehrer*innen und Schüler*innen so nah beieinander, dass man auch Aussichten auf mehr Anerkennung und Macht (alles in Grenzen) haben könnte.

Zuletzt gibt es auch noch den Verstehunterricht. In Mathe und Physik, zum Beispiel, hat zwar auch die Lehrperson Recht, dennoch ist die Fehlerquote so hoch, dass sie angezweifelt werden kann. Da diese Fächer im Alltag sehr wichtig und nützlich sind, ist das Interesse allgemein sehr hoch. Dadurch erhöht sich die Motivation mitzumachen und das Arbeitsklima verbessert sich.


Diese letzte Variante des Unterrichtes ist besonders wichtig, wenn es um Freundschaft geht. Anders als in Bio, wo mir niemand beim Merken helfen kann und in Ethik, wo meine Meinung meine und nicht die des besten Freundes ist bzw. sein muss kann das Zusammenschließen mehrerer Schüler*innen in Mathematik und Physik sehr weiterhelfen. So musst du nicht den strengen Lehrer oder die strenge Lehrerin fragen, wie man ausmultipliziert oder was man denn bei der quadratischen Ergänzung schon wieder falsch gemacht hat, nein, du nutzt deine Freundschaft. Denn eine gute Freundschaft nützt. Wären wir alle perfekt in Verstehfächern, so würde es keine Freundschaften in der Schule geben.


Denn eine Freundschaft hat auch viele Nachteile. Beispielsweise arbeite ich in Merkfächern schneller, ohne ständig mit meinem Sitznachbar zu reden. Auch die Noten unterscheiden sich deutlich, soziale Personen bekommen schlechtere Noten als unsoziale.


Die Klassengemeinschaft

Beginnen wir doch am besten am Anfang. Da es hier um Freundschaft in der Schule geht, gehe ich vom Beginn der Klassenzusammenstellung, in der sich die Freundschaft entwickelt, aus. Diese kann, je nach Schulmodell variieren. Das Alter der Schüler*innen spielt jedoch gar keine so große Rolle. Hier ist viel eher wichtig, dass sich noch niemand kennt, wie oft der Fall ist. Vor dem ersten Schultag sind also noch keine Freundschaften innerhalb der Klassengemeinschaft zustande gekommen.


Man könnte also meinen, alle können mit allen Freundschaften eingehen. Ist aber nicht so. Grund: die Statuserwartung r. Dieses Wort habe ich mir auch soeben ausgedacht und meine damit eine natürliche Zahl. Diese Zahl zeigt den individuellen Anspruch einer Person auf einen Status in der Klassengemeinschaft. Die Person wird alles dafür tun, diesen Anspruch umzusetzen. Dann wird r zur Zahl s und damit zum Status. Auch der Status ist eine natürliche Zahl. Diese Zahl liegt in einem Zahlenintervall. Das Zahlenintervall (also alle Zahlen zwischen smin und smax) kann man berechnen. Sagen wir, die Klassengemeinschaft besteht aus 27 Schüler*innen.


n = 27; smin = 0

smax = n * (n – 1) / 2 = 27 * (27 – 1) / 2 = 27 * 26 / 2 = 702 / 2 = 351


Diese Zahl scheint auf den ersten Blick ziemlich weit hergeholt. Wie komme ich darauf? Nun, dafür nehme ich ein anderes Beispiel. 4 Freund*innen (na; nb; nc; nd). Stellen wir uns ein Quadrat vor. An jeder der vier Ecken schreiben wir die Namen der Freund*innen. Die vier Kanten des Quadrats sind Verbindungen zwischen den Personen, sie stellen Interaktionen da, bei denen sich der Status bildet. Um alle möglichen Interaktionen aufzulisten, fügen wir also noch zwei Verbindungen hinzu (von links oben nach rechts unten sowie von links unten nach rechts oben). Dann wollen wir den Status bestimmen. Wie? Der Status bestimmt die Macht und Dominanz die jede Person gegenüber anderen Personen in einer Gemeinschaft hat, nicht gegenüber der Gemeinschaft selbst! Also bestimme ich, dass jede Verbindung im Quadrat einer der beiden verbundenen Personen den Status um 1 erhöhen kann (slinks oben + srechts unten > 0). (Davon auszugehen, man könne sich die Macht in irgendeinem Verhältnis mit jemand anderem teilen, ginge auch, wird mir aber zu kompliziert.) In diesem Beispiel handelt es sich um eine geschlossene Gemeinschaft, weshalb der Status aller Personen zusammen immer die selbe Zahl ergibt: smax. Wende ich jetzt die Formel oben an, komme ich auf smax = 6. Also kann jede*r Freund*in einen Status s zwischen 0 und 6 haben.


Um s zu bestimmen, brauche ich jede Menge Informationen. Diese sind am ersten Schultag noch nicht ausreichend bekannt, sodass man anfangs s nur durch Vorurteile und Stereotypen schätzen kann. Selbst ich kann, obwohl ich seit fünf Jahren in die selbe Klasse gehe, nicht s jeder meiner Klassenkamerad*innen ausrechnen. Eine Zahl zwischen 0 und 351, die wird es sein.


Was hat das jetzt alles mit Freundschaft zu tun? Nun, die ersten Freundschaften in einer Schulklasse entstehen während den ersten Tagen in der Zusammenstellung. Und man kann sehr klar beobachten, wie sich Schüler*innen mit niedrigem Status ihren gleichen zuordnen. Somit sind die ersten Freundschaften sehr durch Stereotype und Vorurteile geprägt. Dein Erfolg beim Freundefinden und damit auch dein Lernerfolg sind also vom ersten Tag an festgelegt. Jetzt kann man sich entweder damit zufrieden geben oder durch viel Arbeit einen besseren Status anstreben.


Die Entstehung von Freundschaften

Die meisten Schüler*innen haben keinen hohen Status. Sie nehmen jedoch ihr Ergebnis hin. So entstehen die typischen Gruppen – oder wie man sie auch immer nennen mag. Sie dienen der Eigenverteidigung. Wären sie alleine unterwegs, könnte jede*r auf sie losgehen und den geringen Status weiter senken. Doch zusammen wird es komplizierter. In der Regel gibt es nämlich auch Schüler*innen, welche durchaus Optionen auf Freundschaften mit Höherrangigen haben, jedoch trotzdem lieber runter gehen und sich in große Gruppen integrieren. Dort bekommen sie zwar nicht die Führungsposition, haben also intern einen niedrigen Status, können jedoch sehr gut die Gruppen verteidigen und nach außen Kontakte aufbauen, die sowohl die Gruppe als auch sie selbst in Krisensituationen weiterhelfen können. Somit bleibt immer die Möglichkeit, eine neue und bessere Freundschaft zu beginnen.


Die Freundschaften im Bereich der überdurchschnittlichen Status sind meist klein. Sie entstehen ebenfalls während der ersten Schultage. Der Nutzen der Freundschaft (siehe oben) ist mit wenigen Personen schon erfüllt und alle Integranten geben sich mit einem kleinen Kreis zufrieden. Ich gehe hier von zwei Schülern aus, A und B.


Beide machen alles zusammen, reden die ganze Zeit und sind einfach ein perfektes Beispiel für eine gute Freundschaft. In der Regel kennen sich beide auch schon lange und haben kaum noch Geheimnisse zu verbergen. Nichts könnte sie trennen. Außer der Stundenplan, die Sitzordnung und alles andere, was die Schule gegen Freundschaften unternimmt.


Der Alleingang und geringwertige Beziehungen

Freundschaften haben einen Nutzen, ja, sie haben aber auch viele Nachteile. Für manche mag sich am Ende eine Freundschaft rechnen, für andere, nicht. Schüler*innen mit dieser Meinung sind meistens anhand Stereotypen schwer einzuschätzen und werden daher nicht oder nur kurzzeitig in große Gruppen eingebunden. Nehmen wir als Beispiel Schülerin X.


Die Option, den Schulalltag alleine zu absolvieren, ist sehr riskant. Denn wenn der Status von X am ersten Schultag noch schwer zu bestimmen war, kann man ihn nun sehr weit beeinflussen. Als Alleingängerin kann man sehr gut in Mathe sein und so, ohne Hilfe anderer Schüler*innen die Aufgaben fehlerfrei lösen. So kann X´ Status enorm steigen, allerdings könnte auch das Gegenteil passieren und der Status enorm sinken. Auf beiden Levels wird X neben einer Gruppe agieren, eine Gruppe aus Freund*innen, die X vielleicht aufnehmen will, vielleicht aber auch nicht. Das bleibt aber egal, denn X selbst will ja nicht.


Permanent einen guten Status zu halten wird für X allerdings unmöglich sein, dafür reichen ihre Nerven und ihr Gehirn einfach nicht aus. Aber X ist nicht alleine. Nicht ganz, zumindest. Möglicherweise gibt es Y, auch alleine unterwegs. Bisher haben sich beide nicht sehr gemocht und das werden sie auch in Zukunft nicht. Doch mittlerweile sind ein paar Monate vergangen und die Not dringt. Eine Freundschaft muss her.


Beide helfen einander, der wichtigste Zweck einer Freundschaft ist erfüllt. Doch es handelt sich trotzdem nicht um eine richtige Freundschaft. Erkennbar ist das zum Beispiel daran, das permanent Y den Status 1 und X den Status 0 hat. Und weiterhin richtet sich der Verbund beider Schülerinnen nach außen um sich vor großen Gruppen und Mobbingversuchen zu schützen. Jede freie Minute, in der keine Verteidigung nötig ist, wird ohne der anderen genutzt. Nur die nötigsten Informationen werden ausgetauscht.


Es handelt sich um eine geringwertige Beziehung. Sie ist auf schlechte Intentionen angewiesen, ansonsten besteht kein Grund für die Erhaltung der Freundschaft. Sie wird ins Absurde gezogen, jeglicher Kontakt wird zurückgewiesen. Irgendwo muss Action her, gegen die man sich „verteidigen“ kann.


Nach einigen Jahren endet die Freundschaft zwischen X und Y. Beide gehen ihren eigenen Weg. Doch beide kennen sich gut und so wollen sie sich nicht streiten, sondern in sehr reduziertem Maße weiter miteinander kommunizieren, damit sie ja nicht einmal gegeneinander stehen, ob in einer Prügelei oder in verschiedenen Freundesgruppen. Wenn sie es bis dahin schaffen. Das wollen wir mal hoffen. Jetzt müssen beide erst mal ihren Status etwas höher schaffen. (Schülerinnen X und Y sind erfunden, basieren aber auf Erfahrungen.)


Die Erweiterung von Freundschaften

Die Wahrscheinlichkeit, eine perfekt zu dir passende Person in deiner Klasse zu finden ist so niedrig, dass immer der Wunsch nach mehr Einigkeit besteht. Doch wir alle müssen uns mit dem zufrieden geben, was wir haben. Und wir haben, wie zuvor schon beschrieben, große Gruppen und kleine Freundschaften. Dich an eine Gruppe anzuschließen ist ziemlich einfach. Du brauchst dafür allerdings jemanden, der dich aufnehmen möchte. Eine Person reicht dafür in der Regel. Der läufst du einige Tage hinterher und schon bist du in allem eingeweiht.


Leider sinkt dadurch dein Status enorm und du bis praktisch eingesperrt in deinem neuen Umfeld. Deshalb herrscht auch ein permanenter Andrang vor den Toren der hohen Freundschaften. A und B sind zwei und viele andere der Ansicht, sie könnten dazukommen. Dazu muss man sich allerdings anstrengen. Monatelang zwei Leuten hinterherlaufen, die dir nicht zuhören und dessen Gespräche du weder akustisch komplett mitbekommst noch verstehst, ist schwer. Das braucht Nerven.


Tatsächlich sind A und B nämlich überhaupt nicht für ein C offen. Sie verbringen immerhin schon viele Jahre zusammen und kennen sich gegenseitig besser als niemand sonst. Hingegen kennen sie C kein bisschen und möchten sich nicht wegen ihm zerschlagen. Das ist meiner Ansicht nach völlig verständlich, doch nicht sehr weit gedacht. Die Welt wird komplizierter, Fächerwahlen stehen möglicherweise an, für immer ist eine Freundschaft zwischen A und B nicht möglich. Den Horizont zu erweitern macht Angst, aber meistens lohnt es sich. Meistens. Es hängt von C ab. C muss wirklich sehr gut passen und auch einen entsprechenden Status aufweisen. Dann kann der Prozess beginnen. Angefangen damit, dass C den beiden anderen hinterherläuft. Er muss die Routine kennenlernen. Dabei kann C nur noch eingeschränkt Kontakt zu anderen aufnehmen. Außerdem bekommt er den niedrigsten Status (0 von 3), muss aber gleichzeitig den Status in der Klasse halten, um aufgenommen zu werden. Denn die Aufnahme einer Person mit niedrigem Status würde bedeuten, dass viel mehr Kandidaten ebenfalls einen Platz in Anspruch nehmen würden. Dadurch würde die Freundschaft schlicht kaputt gehen. Sollte C seinen Status also verlieren, würden ihn A und B abschütteln. Sein Status würde weiter gesenkt werden, weshalb C nach kurzer Zeit den Versuch abbrechen müsste.


Nehmen wir aber an, C schafft sein Vorhaben. Es wird nun darauf geachtet, dass auch C mindestens größtenteils mitbekommt, worum es in den ständigen Gesprächen zwischen A und B geht. Außerdem beginnt C nun mit den Speichern von Daten über A und B, die in Zukunft für Diskussionen aber auch zum Verstehen weiterer Informationen nützlich sein können. Außerdem achtet der Neuling jetzt besonders auf den Status, ob A oder B den höheren Status hat. Diese Phase dauert wieder mehrere Monate, ist allerdings schon etwas gemütlicher für C, weil er nicht mehr so leicht rausfliegen kann.


Das Ende dieser letzten Phase vor dem endgültigen „ja“ bestimmen nicht mehr A und B. Es geschieht, wenn C die nötigen Daten hat, um eine Strategie zu starten. Nun heißt es nicht mehr, „heute mache ich wieder alles, was A und B von mir wollen“, sondern, „heute will ich mit A und B in die Kantine gehen“. Damit sind A und B nun ganz offiziell Freunde von C und sogar stolz darauf.


Das Beispiel, an dem ich mich orientiere, hat (inklusive zweiter Lockdown und Schulschließung) insgesamt 13 Monate gedauert. Doch es geht auch anders. Es kann auch sein, dass jemand angeheuert wird, Teil der Freundschaft zu werden. D, wollen wir ihn nennen. Wenn er keine Freundschaften laufen hat und interessiert ist, könnte er sofort integriert werden, ansonsten liegt hier eher das Problem bei den bisherigen Freunden. (Ich weise darauf hin, dass bei diesem Beispiel X oder Y C sein können. Generell muss bei allen bisher eingeführten Personen nicht das Geschlecht stimmen.)


Die Erhaltung von Freundschaften

Freundschaften sind kompliziert. Umso länger sie halten, umso komplizierter. Mehr Meinungen wurden geäußert, mehr Entscheidungen getätigt. Damit eine Freundschaft langfristig halten kann, ist, wie zuvor schon erwähnt, ein Gleichgewicht bei den Status nötig. Einen Tag lang darf A Status 3 (von 6, bei 4 Personen) haben, danach sollte er langsam wieder etwas abgeben, sonst entsteht eine geringwertige Beziehung.


Außerdem sehr wichtig und zu oft unterschätzt ist die Möglichkeit, mit den Freunden über bestimmte Sachen diskutieren zu können. Hierbei müssen A, B, C und D die gleichen Möglichkeiten haben, ihre Meinung zu äußern und zu begründen. Der Status darf also keine Rolle spielen. Das ist, gebe ich zu, oft schwierig, wenn klare Strategien angedacht waren, jedoch machbar, wenn alle mitspielen. Diese Möglichkeit gibt es sonst nie in der Schule, doch bei so viel Informationen die wir alle täglich aufnehmen wollen die vier Freunde sich auch mal darüber unterhalten, wie sie denn z.B. das Koalitionsprogramm der neuen Regierung finden. Sie sind dabei gewiss nicht miteinander einverstanden, aber die Diskussion bringt Vertrauen.


Leider funktioniert eine Freundschaft nicht immer. Stattdessen kommt es ab und zu auch mal zu Krisen. Das Wort Krise deutet allerdings schon selbst darauf hin, dass sie irgendwann zu Ende ist und dann hoffentlich alles wieder wie vorher weitergeht. Trotzdem ist es wichtig, dass unsere vier Freunde zusammenhalten.


Es gibt verschiedene Ursachen für Krisen. Häufig kommt es vor, dass eine Person mit niedrigerem Status einen der vier Freunde, nehmen wir A, in seine größere Gruppe mit aufnimmt. Das heißt, A hat keine Zeit mehr für die anderen drei. Diese sollten möglichst zusammenhalten und immer an der selben Stelle sein. Außerdem sollten sie dem Eindringling klarmachen, dass sie A zurück haben wollen. Nach wenigen Tagen wird A merken, dass ihm die alte Freundschaft besser gefällt als die neue (ansonsten siehe nächstes Kapitel) und versuchen, den Eindringling in die Freundschaft zu integrieren. Meistens hat dieser aber so schlechte Kontakte zu B, C oder D aufgebaut, dass er gar nicht mit ihnen eine Freundschaft eingehen will. So lässt er es bleiben und alles kehrt wieder auf den Ursprungszustand zurück. Diese Art von Krisen sind recht leicht zu neutralisieren, B, C und D brauchen bloß ein wenig Geduld. Komplizierter wird es, wenn die Freundschaft mit einer neuen oder einer Liebesbeziehung kompatibilisiert wird. Dann kann es zu großen Konflikten kommen, bei denen gute und klare Strategien vorbereitet sein müssen.


Wenn ich ehrlich bin, gehe ich nie oder nur sehr selten ohne Vorbereitung in die Schule. Damit meine ich nicht die Hausaufgaben, die mache ich natürlich auch, sondern Strategien. Dafür zeichne ich zuerst alle Verbindungen zwischen den Freund*innen auf und setze die Status, dann tue ich dasselbe für den nächsten Tag und setze meine Statuserwartungen. Ich überlege mir, wer gegenüber wem Status gewinnen und wer verlieren soll. Erst jetzt definiere ich genaue Aktionspläne, also welchen Weg ich beispielsweise vom Deutschraum auf den Pausenhof wähle, wen ich morgens begrüße und auf wen ich warte. Aber es geht auch radikaler. Absichtlich dem Freund sagen, du gehst in die Kantine, wenn du eigentlich in der Bibliothek bist, z.B.. (Vielleicht tue ich das alles auch nur, weil ich überhaupt keinen Talent für Freundschaften habe…)


All diese Details sind sehr wichtig, denn sie bilden den Kern der Kommunikation zwischen uns. Funktioniert diese nicht, sollten wir uns nicht gegenseitig verstehen, kann die Krise nicht gelöst werden.


Die Beendigung einer Freundschaft

Eine Freundschaft hat nicht zwangsläufig ein Ende, auch bei engem Kontakt zwischen den Freund*innen wie in der Schule. Oft kommt es allerdings vor, dass durch neue Klassenzusammenstellungen Schüler*innen voneinander getrennt werden.


Hier geht es aber darum, was passiert, wenn ich aus was auch immer für einem Grund eine Freundschaft beenden möchte. Auf jeden Fall muss diese Entscheidung vorher gut überlegt sein. Sie darf nicht nur die Folge einer Krise sein. Ist die Entscheidung einmal gefallen, darf sie während aller nun aufgelisteten Phasen nicht angezweifelt werden (Ausnahmen sind wie immer ausgenommen.)


Für ein gutes Ergebnis würde ich persönlich die Ferien zwischen schieben. Schon eine oder zwei Wochen Ferien haben zu Folge, dass innerhalb der Freundschaftskreise alle Strategien neu gesetzt werden. Das heißt, am ersten Tag nach den Ferien werden alle Status des letzten Tages vor den Ferien als „standart“ übernommen, wie kurzfristig die auch immer waren. Ich beginne also eine Woche vor den Ferien und laufe meinem noch besten Freund gar nicht mehr hinterher. Plötzlich interessiert er mich kein bisschen.


Dann folgen meinetwegen zwei Wochen Ferien. Am ersten Schultag scheint mir mein bester Freund doch etwas Leid zu tun und ich widme mich ihm wieder etwas. Aber nur etwas, einen Tag ja und einem Tag nicht. Das ist jetzt die längste Phase, sie dauert so lange, bis die nächsten Ferien kommen. Nach denen halte ich mich an eine deutlich striktere Strategie: Überall wo mein bester Freund ist, darf ich nicht sein. Davon ausgenommen ist natürlich der Unterricht. Doch auch dort suche ich mir besser einen neuen Platz weiter weg von ihm. Besonders jetzt kann es sein, dass ich die Entscheidung bereue.


Doch nach wiederum den nächsten Ferien bin ich endlich wieder frei von Strategien. Nun bin ich nicht mehr sein bester Freund. Mittlerweile haben wir uns aber wieder viel zu erzählen.




Anmerkung von Manzanita:

Das soll keine Anleitung oder sonst irgendwas sein, ich wollte es bloß mal loswerden.

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Kommentare zu diesem Text


 Dieter_Rotmund (26.12.21, 09:53)
Dieser Kommentar und die Antworten dazu sind nur für Teilnehmer an diesem Kommentarthread lesbar.

 Manzanita meinte dazu am 27.12.21 um 20:58:
Danke **** *** *********! *** ******* **********. ******* ********* ** 27.12.2021 ** 21:52 ***

 Dieter_Rotmund (19.01.22, 12:24)
Freundschaft als mathematisches Konzept und daraus einen gesellschaftlichen Status ableiten zu wollen (sic)- das scheint mir doch sehr ein Asperger-Text zu sein, bzw. ein Text aus Asperger-Perspektive. Nicht uninteressant, aber auch einfach zu lang. NOCH interessanter wäre es zu erfahren, wenn so ein Asperger-Jüngling im wirklich Leben auf einen Menschen stößt und ihn mit Aussagen wie "Du bist nicht in meiner Definitionsmenge" vor den Kopf stößt ...
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