Jürgen Roloff: Jesus

Spielfilm zum Thema Fiktion

von  Terminator

Anfang 2018 gelesen. Dünnes Buch aus der Beckschen Reihe. Sorgfältig historisch recherchiert, nur um im Detail dasselbe zu erzählen, was Karlheinz Deschner in der ersten Hälfte von "Abermals krähte der Hahn" in Umrissen bereits erzählt hat.


Es gab die Essener, es gab den Lehrer der Weisheit. Dieser war als reale Person eine legendärere Persönlichkeit als der junge nennen wir ihn ruhig mal Reformator Jeshua ben Yusuf, den es vielleicht auch nicht gab, und wenn doch, dann keinesfalls als Sohn Gottes. Die Evangelien sind keine Zeugenberichte, sondern Nachdichtungen. Jesus, wenn es ihn gab, behauptete nie, der Weg, die Wahrheit und das Leben zu sein. Er hätte die Gründung einer neuen Religion nicht nur nicht gewollt, sondern entschieden abgelehnt.


Bei der Geschichte der Region zwischen Aleppo und Petra, dem womöglich eigentlichen Mekka des Propheten, ist besonders bei bibeltreuen Christen ein auffallender Mut zur Lücke festzustellen. Was war los in der Landschaft zwischen der heutigen Türkei und dem schon immer gewesenen Ägypten? Was war die politische und kulturelle Situation? Wofür kämpften die Juden gegen die Römer? Warum spielt das Christentum bis zur endgültigen Zerschlagung jüdischer Staatlichkeit durch den römischen Kaiser Hadrian und noch darüber hinaus keine Rolle?


Für Christen sollte ein Studium der jüdischen Geschichte verpflichtend sein, zumidest bis zur Spätantike. Einstiegshilfe wäre z. B. der Youtubekanal von Sam Aronow.




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Kommentare zu diesem Text


 Graeculus (26.12.21, 13:17)
Kann man nach Vespasian/Titus bis Hadrian noch von einer jüdischen Staatlichkeit sprechen?
Nicht so wichtig.

Den Deschner sollte man häufiger in Erinnerung rufen. Mit 62 Jahren noch ein auf ca. 15 Bände angelegtes Werk zu beginnen ("Kriminalgeschichte des Christentums") und dann tatsächlich noch zehn Bände zu schaffen!

 Terminator meinte dazu am 26.12.21 um 16:39:
Du hast recht, aber ich sprach auch von der endgültigen Zerstörung. Bei der Bar-Kochba-Revolte ging es den Juden darum, ihre Staatlichkeit wiederherzustellen, und da machte Hadrian halt Palästina dem Erdboden gleich. Aber eigentlich setzte schon der Jüdische Krieg der Staatlichkeit ein Ende. Jedenfalls spielt das Christentum in allen drei Kriegen der Juden gegen die Römer von 66 bis 135 keine Rolle. Erst mit der jüdischen Diaspora Mitte des 2. Jahrhunderts gewinnt das Christentum an Einfluss, vor allem bei nichtjüdischen Konvertiten. Wäre der Staat erhalten geblieben, hätte das Christentum es nicht über den Status einer Sekte innerhalb des Judentums hinaus geschafft, und wäre wahrscheinlich nach ein paar erfolglosen Jahrhunderten erloschen.

 Graeculus antwortete darauf am 26.12.21 um 16:48:
Interessant. Ja, der Erfolg des Christentums hat in der jüdischen Diaspora begonnen. Ob das Alleinstellungsmerkmal der Christen, die Aufwertung von Frauen und Sklaven, nicht auch ohne das zu einem Erfolg geführt hätte? Immerhin sind es die Frauen, die einen Einfluß auf die Erziehung von Kindern haben. Ein bekanntes Beispiel wäre Helena und ihr Sohn Konstantin.

 Terminator schrieb daraufhin am 26.12.21 um 18:23:
Bis zu Konstantins Kinderstube haben die meisten Kichenväter schon gelebt. Gegen Ende des 3. Jahrhunderts hatte sich bereits eine erste christliche Orthodoxie herausgebildet, im 4. Jahrhundert wurde der theologische Kampf um das kanonische Christentum ausgetragen. Aber von ca. 150 bis 230 werden wohl Frauen und Sklaven viel zur Verbreitung der neuen universalistischen Religion beigetragen haben. Nur hätten sie das ohne die jüdische Diaspora womöglich nur regional getan. Das ganze römische Reich wurde aber vom Christentum wie von einem Virus infiziert. Wäre das nicht geschehen, wenn Hadrian beim Bar-Kochba-Aufstand nachgegeben hätte? Andere Frage: was wäre, wenn im Russischen Bürgerkrieg die Weißen und nicht die Roten gewonnen hätten? Hätten vielleicht Millionen Kommunisten in der Diaspora eine Weltrevoltuion ausgelöst?

 Graeculus äußerte darauf am 26.12.21 um 18:29:
Helena-Konstantin sind ein spätes Beispiel, das stimmt. Aber mir ist auf die Schnelle kein besseres mit Namensangabe eingefallen.
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