Alles was geht, kommt

Bericht zum Thema Konsum

von  eiskimo

Das Ladenlokal, das ich früher zu Fuß aufsuchen konnte, steht seit Jahren leer. Zuletzt war da ein Penny drin. Davor Kaisers, und davor Coop. Und ganz früher, da beherbergte es ein Kino.

Jedenfalls war die Verweildauer all dieser Mieter nicht sonderlich lang. Wahrscheinlich war die Größe des Lokals auch nicht mehr zeitgemäß – die Läden brauchen ja immer mehr Fläche.
Ein Neubau-Gebiet hat dafür gesorgt, dass wir kaum drei Kilometer weg Schlag auf Schlag einen Aldi dazu bekamen, dann einen Lidl, einen Netto und zuletzt den Rewe-Markt, wobei der Netto vor Kurzem noch Plus hieß. Der Aldi-Markt brummt, weil daneben auch ein DM aufgemacht hat. Und der Rewe-Markt brummt, weil er schicker ist als die schnöden Discounter.

Allen gemein ist… ein riesiger Parkplatz drum herum. Minimum 100 Parktaschen, neuerdings auch ergänzt durch je zwei Elektroladesäulen und eine DHL-Packstation. Rewe hat sogar einen überdachten Fahrradständer für 6 Bikes.

Nein, wir können nicht meckern. Unsere Grundversorgung ist mehr als gewährleistet. Da scheinen findige Geister rund um die Uhr zu spähen und zu forschen, wie und wo man noch dichter dran sein kann am Verbraucher. Alles, was „geht“, kommt. Und es kommt im Nu.

Nehmen wir es auch an? Ja, klar. Aber wir tun es wie total verwöhnte Kinder: Beiläufig, emotionslos. Es ist halt so. Die immer neuste und nächste Welle der Überversorgung erreicht uns warm und weich, und wir lassen uns gerne vom Fortschritt mittragen.


Stop! Ein Shopping-Erlebnis der ganzen anderen Sorte hat sich ruppig dazwischen gemogelt. Einkaufen wie in den 80er Jahren! Und das kam so:

Wir brauchten ein paar exotische Gewürze, denn meine Frau wollte zu Weihnachten etwas Vietnamesisches kochen. Und dafür  gibt es in Köln einen Asia-Market der ganz eigenen Art. Diesen ganz speziellen Shop im Uni-Viertel, nah beim Ostasiatischen Museum, den hatten wir vor 20 Jahren schon einmal aufgesucht, aus ganz ähnlichen Motiven. Und was haben wir da jetzt im Jahr 2021 vorgefunden: Exakt das gleiche voll gestopfte Interieur, noch immer Möbel, Geschirr und Esswaren ziemlich durcheinander, dasselbe nicht vorhandene Licht , dieselbe Enge, ja, sogar noch derselbe Geruch, und immer noch Inhaber, die selber auch im Laden wohnen –kurz: Ein chaotisches Déjà-Vu der freudigen Art. Und was war unsere Erklärung, als wir da lachend dieses Asien en miniature durchforsteten?

Hier hat sich nichts verändert. Wie schön!



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Kommentare zu diesem Text


 AchterZwerg (30.12.21, 07:37)
Bei uns gibt es ein Fahrradgeschäft, das diese Merkmale aufweist.
E-Bikes hat es noch nicht allzu lange im Sortiment, den wortkargen Besitzer aber schon ...

Dort tragen mich die Füße oft von ganz allein hin ...

 eiskimo meinte dazu am 30.12.21 um 08:42:
Das nenne ich  Verkaufskultur: Inhalt und Inhaber werden eins...man  erlebt  diese Symbiose mit allen Sinnen, wird Teil des Geschehens...
Natürlich gibt es noch Interaktion, persönliche Zuwendung, Erfahrungsaustausch. 
Was wir da vorfinden, Du bei Deinem Fahrradkauz, ich hier beim Chinesen, das haben die anderen nicht ... oder nur in ihrer Werbung
Nostalgische Grüße 
Eiskimo

 EkkehartMittelberg (30.12.21, 11:42)
Hallo Eiskimo, wenn es ums Einkaufen geht, lieben die meisten Menschen das Perfekte. Aber sie schätzen auch die Abwechslung. Ihretwegen darf es ruhig mal asiatisch verstaubt sein.
LG
Ekki
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