Es war Platz im Stall

Gedanke zum Thema Weihnachten

von  tulpenrot

Es gab keinen Platz

in der Herberge von Bethlehem,

alle Räume belegt.

Kein Platz für Maria und Joseph und

deshalb auch keinen für Jesus, das Kind.

 

Es war aber Platz

im Stall in Bethlehem

für die jungen Eltern mit ihrem Kind

in einer Futterkrippe,

für Windeln,

für Weihrauch, Myrrhe und Gold,

für Tiere: Schafe, Hirtenhunde, Reit- und Lasttiere wie Ochse, Esel und Dromedare.

Es war Platz im Stall

für Hirten

für viele Menschen ,

die Weisen Männer aus dem Morgenland (Persien) mit ihrem Gefolge,

für Scharen  von Engeln.

Aber kein Platz für sie alle in der Herberge in Bethlehem.

 

Im Stall herrschte reges Treiben.

ungewöhnliche Begegnungen zwischen den Gästen, den Neugierigen, den Fragenden,
den Hirten, den Menschen aus der nächsten Umgebung,

den Wissenschaftlern aus fernen Ländern und nicht zuletzt

den Scharen von Engeln.

War das nicht überregionale Gastlichkeit, Freundlichkeit?

 
Anscheinend war alles wirklich nicht anders machbar.

Eben kein einziger Platz in der Herberge.

So kam also  Jesus im Stall zur Welt.

Den Umständen entsprechend.

Die Umstände diktierten diese Konstellation.

Aber manchmal ist eine ungünstige Konstellation kein Hindernis dafür,

dass Gott zum Zuge kommt, zur Welt kommt.

Auf eine unbequeme Art –

und er weicht nicht aus,

er sucht nicht den leicht zu gehenden Ausweg.

 

Ich denke an uns heute.

Wir beklagen uns über unsere oft so missliche Lage.

„Gott, dir ist es doch ein Leichtes, uns aus der Misere herauszuholen“,

denken wir, beten wir, wenn wir fromm sind.

Aber wie oft  geschieht nichts,

keine positive Antwort,

keine offene Tür,

keine schnelle Lösung.

So wie „kein Platz in der Herberge“.

 

Und dennoch: Gott kommt.

Wenn alles andere versagt.

Wenn es nichts zu hoffen gibt.

Wenn die normalsten Dinge im Leben nicht verfügbar sind.

Es scheint daher möglich,

dass er ausgerechnet  dort und dann zur Geburt kommt.

In unseren Umständen, in uns.

Schon seltsam, erstaunlich,

aber denkbar.



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Kommentare zu diesem Text


 AchterZwerg (04.01.22, 07:58)
Liebe Angelika,

hier drängen sich Parallelen zum Begehren der Asylsuchenden auf,  die bei uns eine neue Heimat finden möchten.. Zumindest aber dem Krieg und Hunger im eigenen Land entfliehen wollen. - Offiziell steht kaum Platz zur Verfügung .... vielleicht wäre aber trotzdem welcher vorhanden.

Vielen Dank für dieses ungewöhnliche Weihnachtsgedicht, das zum Nachdenken anregt.

Herzliche Grüße
Heidrun

 tulpenrot meinte dazu am 04.01.22 um 15:14:
Liebe Heidrun,

diese Parallele wurde wohl vielfach in den Predigten der Weihnachtstage gezogen, auch die zu der Jahreslosung 2022: "Wer zu mir kommt, den werde ich nicht abweisen." Man denkt immer wieder in diesem Zusammenhang über Hilfesuchende nach und darüber, wie man sich als Christ ihnen gegenüber verhalten sollte. Ob dazu diese Bibelstellen Handlungsanweisung geben wollen? 
 
Danke jedenfalls, dass du diesen Text für nachdenkenswert hältst.
Alles Gute für 2022
Angelika

 Quoth (17.01.22, 10:05)
Seine Geburt musste im Stall stattfinden,
sein Tod durch Hinrichtung,
von Geburt an hat man ihn abzuschieben versucht,
ihn unbedeutend, klein und verächtlich machen wollen
und hat das Gegenteil bewirkt.

Danke, dass Du mich daran erinnert hast, Tulpenrot.
Quoth

 tulpenrot antwortete darauf am 17.01.22 um 10:34:
Danke für Kommentar und Empfehlung.
Viele Grüße
tulpenrot
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