FÜSSE IM FEUER [nach c. f. meyer]

Ballade zum Thema Horror

von  harzgebirgler



als man im franzosenland
hugenotten gottlos fand:

einst zur sonnenkönigszeit

erwuchs denen draus viel leid:


war’n in ludwigs aug ein dorn
furchtbar nahm der sie aufs korn
ließ sie foltern ließ sie morden
von dazu bestellten horden...

...einer seiner schergen ritt
jahre später nächtens mit
unruhigem pferd im sturm
und erblickte einen turm

der zu einem schloss gehörte
dessen nachtruhe er störte
bat um lager und erkannt’
dass er sich schon mal befand

in dem saal mit dem kamin
schreck laß nach - er kannte ihn...
...suchte damals nach dem herrn
dieses schlosses hätt’ ihn gern

abgemurkst den hugenott
sah im recht sich gar vor gott
traf stattdessen nur die frau
„ach“ dacht er sich „sieh mal schau

tut ganz harmlos lügt mich an
sagt nicht wo er ist ihr mann
im kamin glüht feuersglut
die bisweilen wunder tut

woll’n mal ihre füßchen braten
wird mir dann schon schnell verraten
wo der gatte sich versteckt
ehe sie vor schmerz verreckt“...

nichts verriet sie, starb, hielt dicht -
jetzt auf schutz vor sturm erpicht
stand er wieder an dem ort
von dem hundsföttischen mord

fürchtet selbst nun um sein leben:
welcher mann könnt' auch vergeben
dass man ihm sein weib so nimmt
wohl kaum einer ganz bestimmt...


doch der schlossherr sagt nichts, schweigt
nein! dem gast wird stumm gezeigt
wo er ruh’n kann bis zum morgen -
oh wie war die nacht voll sorgen


voller angst für ihn den gast
der den zufall noch nicht fasst...
nichts geschieht, der morgen graut
schlossherr nach dem gaste schaut


bringt zur tür ihn lässt ihn geh’n
will ihn nie mehr wiederseh’n
weiß um dessen grause tat
die er nie verziehen hat


macht sich mit ihm nicht gemein:
rache soll gotts sache sein
rache die für ihn als christ
durch gebot verboten ist

mördergast kommt heil davon
im kamin brennt feuer schon...










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Kommentare zu diesem Text


 loslosch (04.01.22, 09:43)
eines seiner besten werke. leider fehlt der passus über das sprechen im traum.

damals, um 1999, ließ ein deutschlehrer in der prima eine interpretation schreiben. in der vorlage fehlten die inneren anführungszeichen (gehauchte worte des träumenden), die ihn als täter outeten. so war der text quasi völlig unverständlich. der pauker hiefte die benotung hoch und drückte sich vor einer neuauflage. mein sohn wie wohl alle anderen hatte fast nix kapiert.

für mich ein albtraum in der erinnerung an diese grandiose ballade von Conrad Ferdinand Meyer.

 harzgebirgler meinte dazu am 04.01.22 um 09:50:
dein haar in der suppe
ist mir mehr als schnuppe. :)

 indikatrix (04.01.22, 10:33)
und im märchen
stirbt das ungeheuer
im feuer
lg
indi

 harzgebirgler antwortete darauf am 04.01.22 um 11:15:
mancher ließe sich vom glauben
des verfeu'rung auch kaum rauben.

herzliche dankesgrüße
harzgebirgler

 TassoTuwas (04.01.22, 14:58)
Gnädig lässt der Schlossherr den Verbrecher leben
so was kann's nur in der schweizer Dichtung geben!

Ergriffene Grüße
TT

 harzgebirgler schrieb daraufhin am 04.01.22 um 17:30:
der'n nationalheld wilhelm tell
hätt' kaltgemacht den auf der stell'!
lg mit herzlichstem dank
harzgebirgler

 EkkehartMittelberg (04.01.22, 22:22)
Hallo Henning,
ich freue mich, dass du an diese großartige Ballade des poetischen Realismus erinnerst.
LG
Ekki

 harzgebirgler äußerte darauf am 05.01.22 um 11:21:
eingedenk zu sein des großen
wird kennern sauer nie aufstoßen -
nur tröpfe nehmen anstoß dran
die man drum auch vergessen kann.

lg mit herzlichem dank
henning
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