Ich habe Angst und bin stolz drauf! Wie das? Nun:
Die Angst vor dem Tod z. B. ist intuitiv. Den Tod fürchte ich nicht. Nur ein bestimmtes mögliches Danach macht mir theoretisch Sorge, aber nicht der Tod selbst.
Die Angst vor Schmerz ist die Angst des Gefühlsmenschen. Obwohl mein Leben bisher keineswegs schmerzfrei war, spielt Schmerz als Angstauslöser bei mir keine Rolle.
Die Angst, falsche Entscheidungen zu treffen, auf das falsche Pferd zu setzen, sich zu irren, ist die Angst des Denkers. Das ist eine große Angst, die mich in der Kindheit zu Wissbegierde und in der Jugend zu Religion und Philosophie getrieben hat. Wenn mich das zu einem Angsthasen macht, dann stehe ich weitgehend schamfrei dazu. Denn hiervor Angst zu haben, schmeichelt einem mehr als es beschämt: du bist intelligent, nachdenklich, verantwortungsbewusst usw.
Aber auf welche Art von Angst kann man stolz sein? Ekel ist diese Form der Angst. Extravertierte Sinnlichkeit (Se) ist meine inferior function, darum ist eine Angst in diesem Bereich meine größte Angst. Ich ekele mich, also bin ich: das ist oft das Lebensgefühl. Nichts empfinde ich so intensiv wie den Ekel.