Der Spaziergänger-Hype

Kommentar zum Thema Aufmerksamkeit

von  eiskimo

Dieser Text gehört zum Projekt    Corona-Texte

Bilden die Medien eigentlich unsere Lebensrealität ab? Zeigen sie wirklich die existentiellen Nöte und Herausforderungen, die über unsere Zukunft und die unserer Kinder entscheiden? Etwa die Klimaerwärmung, das Artensterben,  wachsende Flüchtlingszahlen bei explodierenden Rüstungsausgaben,  die Krise der  Demokratie,  der Niedergang von Religion und klassischer Familie?

Welches dieser zentralen Themen schafft es zur Zeit ganz nach vorne in den Fokus?  Keins.

Warum keins?  Weil Presse, Tv und soziale Medien total angepiekst sind von etwas viel Aufregenderem: Von der Zurückhaltung mancher Leute, sich impfen zu lassen. Ja, es gibt welche, die haben tatsächlich ein Problem mit dem Impfen., was für ein Scoop!

Dass 60 Millionen Deutsche längst geimpft sind, ist nur eine Randnotiz.  Wenn in Schweinfurt, Bergisch-Gladbach oder Cottbus aber ein paar Tausend Leute gegen eine mögliche  Impfpflicht protestieren, „geht das viral“, auf gut deutsch: man schenkt ihnen eine völlig unverhältnismäßige Aufmerksamkeit.

Ein Außenstehender könnte meinen, dieses Lande stünde am Abgrund, die Versklavung seiner Bürger kurz bevor. Denn, so muss er es deuten. mit der  "Impfpflicht" ist offenbar die Schicksalsfrage der Nation gestellt.

Die Nation hat derweil mehrheitlich längst entschieden. Sie will die Frage nach dem Impfen pragmatisch angehen. Ganz pragmatisch. Und sich endlich um die viel dringenderen anderen Probleme kümmern.



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Kommentare zu diesem Text


 Dieter_Rotmund (11.01.22, 12:43)
Nun  ja, "die Medien" gibt es nicht, das reicht ja von einem Reichsbürger-Post auf dem asozialen Medium Telegram bis zur einer sorgfältigen recherchierten  Hintergrundgeschichte in der FAZ auf Seite 3. Ob Nachrichten-Medien, um mal Telegramm und Co. auszuschließen, die per se keine Nachrichten liefern,  "unsere Lebensrealitäten abbilden" ist jedoch eine interessante Frage. Ich denke, sie tun es, wenn man mehrere seriösen Nachrichtenmedien nutzt. Das ist aber nicht so einfach. Zudem finde ich, dass Nachrichtenmedien über die  von dir genannten Medien sachlich und ausführlich informieren sollen - ob man dann Angst hat oder nicht, soll ein mündiger Leser selbst entscheiden. Die Boulevard-Medien bedienen sich leider an Emotionen. Warum diese immer noch so beliebt sind, verstehe ich nicht.

 eiskimo meinte dazu am 11.01.22 um 13:19:
Richtig, Die Medien in dieser Vereinfachung gibt es nicht. Ich habe den WDR, eine Tageszeitung, die Startseiten im Internet von Web.de oder t-online,  die Fernsehnachrichten: Alle übereifrig diese Spaziergänger hochstilisierend.  Eine tolle Bühne....
Wie gesagt: Wir haben auch 60 Millionen , die das Impfen befürwortet haben

 Graeculus antwortete darauf am 11.01.22 um 23:34:
Der Einwand von Dieter_Rotmund trifft zu: Die Medien gibt es nicht, und Deinen Eindruck hat man nicht bei arte journal (Das muß doch für Dich ein Muß sein!) und FAZ.
Was den "Niedergang der Religion" angeht, so erfreut mich die FAZ, die früher doch ziemlich kirchenfromm war, mit einer sehr kritischen Berichterstattung über den Papst und diesen Kölner Kardinal ... wie hieß er noch gleich?

Damit hast Du natürlich nicht komplett unrecht - es kommt halt auf die Medien an.

 eiskimo schrieb daraufhin am 12.01.22 um 07:39:
Danke für das  differenzierte  Zurecht-Rücken...Wer will, kann sich durchaus ausgewogen und sachgerecht informieren (lassen). Von daher habe ich auch die im Beitrag monierte Schieflage - etwa bei der Aktuellen Stunde (WDR) - bemerkt.
Die FAZ - vor allem die am Sonntag - schätzen wir hier auch sehr, schon, weil der Kölner Stadt-Anzeiger sehr abgebaut hat.
Die von Dir zitierte Berichterstattung über Firma Kirche und Co habe ich noch vor Augen. Ich als alter Messdiener kann da nur ein ums andere Mal  traurig den Kopf schütteln.
Was ich bei der Gelegenheit immer sage: Die Vereinsführung ist ein Desaster, aber worum es da letztlich geht - nämlich schön Fußball zu spielen - das bleibt.
Gute Journalisten werden deswegen  "Kirche"  auch nicht reduzieren auf "Missbrauch", so gravierend diese Vorfälle auch sind.

 AZU20 (11.01.22, 12:52)
Wirklich? Es würde Zeit. LG

 eiskimo äußerte darauf am 11.01.22 um 17:22:
Ich denke schon, dass viele Leute hierzulande den Ernst der Lage begriffen haben. Viele Medien setzen aber andere Prioritäten, und so kommt es zu dieser in meinen Augen verzerrten Wahrnehmung
LG

 AchterZwerg (11.01.22, 18:17)
Sei froh,
dass es keine KaVau-Schreib-  mit anschließender Veröffentlichungspflicht gibt ... *hüstel)

:'(

 eiskimo ergänzte dazu am 11.01.22 um 19:28:
.. und schlimmer noch: dass wir es lesen müssten...
....brrr
Agnete (66)
(11.01.22, 19:15)
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 eiskimo meinte dazu am 11.01.22 um 19:31:
Danke!
Wie sagte Voltaire: Lasst uns unseren Garten bestellen...
LG
Eiskimo

 EkkehartMittelberg (12.01.22, 11:18)
Hallo Eiskimo, 
kritische Artikel wie deiner werden dazu beitragen, dass der Spuk der sog.Spaziergänger bald aus der Berichterstattung verschwinden wird, denn diese Protestler haben keine Argumente. Jedenfalls zeigen sie diese nicht.
LG
Ekki

 eiskimo meinte dazu am 12.01.22 um 11:43:
Der Spuk wird verschwinden, denke ich, wenn andere Aufreger kommen.....
Im Moment tun mir die Polizisten Leid, die da den Prellbock spielen müssen...
LG
Eiskimo

 Verlo (12.01.22, 22:43)
@ eiskimo

Wären es nur


ein paar Tausend Leute [, die] gegen eine mögliche  Impfpflicht protestieren

würde niemand mehr von ihnen berichten, hätte sich das Problem schon längst erledigt.


Die Nation hat derweil mehrheitlich längst entschieden. 
 Das sieht meiner Meinung nur danach aus, weil die Masse sich immer anpaßt, um so wenig wie möglich Streß zu haben.


Ich kann dir sagen: keine deutscher Tourist, den ich im Sommer 2021 in Norwegen getroffen habe, hat eine Maske getragen oder Abstand gehalten, obwohl sie es vor wenigen Kilometern in Deutschland noch taten. Auf Nachfrage antwortete man: hier müssen wir es nicht, also lassen wir es.
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