Blicke hinter die Hasskappe. Neue und alte Aphorismen

Aphorismus zum Thema Hass

von  EkkehartMittelberg

1. Hass verzehrt die Leber des Hassenden.


2. Man fühlt sich ohnmächtig angesichts der Schwierigkeit, Hass in konstruktive Energie umzuwandeln.


3. Hassende wollen den Hass ausleben und reagieren gereizt auf Versuche, ihre Motive zu erforschen.


4. Liebe schlägt schnell in Hass um. Der Weg zurück ist selten und unendlich lang.


5. Hass schwächt die Denkfähigkeit.


6. Wer Hass besiegen will, muss demütig sein können.


7. Wer sich selbst hasst, ist kraftlos. Wer sich selbst liebt, kann andere lieben.




1. Blicke aus der Hasskappe verzerren die Wirklichkeit.

2. Hass setzt viel Energie frei. Destruktive.

3. Selbsthass ist eine schlimme Form der Selbstzerstörung.

4. Der Hassende fürchtet in seiner Humorlosigkeit die Karikatur.

5. Inquisition ist eine Ausgeburt des Hasses.

6. Xenophobie führt über Angst zu Hass.

7. Religiös motivierter Hass schafft sich eine Ideologie zur Bestätigung moralischer Überlegenheit.

8. Hass macht blind, Gelassenheit sehend.

9. Hass straft nicht, aber Gleichgültigkeit.

Oktober 2018





Hinweis: Du kannst diesen Text leider nicht kommentieren, da der Verfasser keine Kommentare von nicht angemeldeten Nutzern erlaubt.

Kommentare zu diesem Text


 AZU20 (12.01.22, 13:57)
Weg mit jeglichem Hass. Endgültig. LG

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 12.01.22 um 15:09:
Vielen Dank, Armin, das ist ein frommer Wunsch.
LG
Ekki

 GastIltis (12.01.22, 15:12)
Lieber Ekki,
wenn man deine Zeilen über den Hass liest, kommt man nicht umhin, über die Gleichgültigkeit nachzudenken. Du hast es im letzten Apho erwähnt. Der Hass, wenn er gesteuert wird, und das erkennt man in jüngster Zeit ganz besonders, fällt dann auf fruchtbaren Boden, wenn diejenigen, die er mitreißen soll, zuvor von einem Nebel der Gleichgültigkeit umfangen sind, der sie hindert, sich selbst zu orientieren.
Was die Hassenden dazu treibt, ist zweifelhaft. Man kann aus deinen Zeilen sehr viele Motive dafür herauslesen. Das macht sie wertvoll. Und es könnte aufzeigen, wie ihnen, also den Hassenden (dem Hass) zu begegnen ist. Liebet eure Feinde?
Die Frage ist, ob es der Feind ist, der hasst. Nicht der einzelne. Wir kennen die Beispiele von Fußball spielenden Kriegsgegnern in Feuerpausen. Sie haben sich nicht gehasst. Ich weiß von meinem Großvater (WK I), dass die gegnerischen Soldaten zwischen den Fronten Tauschhändel (Zigaretten, Seife) betrieben haben. Der Hass wird gesät, um Ziele zu erreichen, die dem Gemeinwohl (alter Begriff) entgegenstehen. Bei Dostojewski las ich neulich: Geld ist geprägte Freiheit. Bei dir muss man lesen: Hass ist ein Schatten für nichts.
Sei herzlich gegrüßt von Gil.

 EkkehartMittelberg antwortete darauf am 12.01.22 um 16:17:
Lieber Gil,
man muss viel nachgedacht haben, um zu erkennen, dass Hass ein Schatten für nichts ist.
Leider ist er so schwer zu beseitigen, weil er sich in der Seele der Hassenden verkapselt hat.
Herzliche Grüße
Ekki

 Graeculus (12.01.22, 15:54)
Zu I/4:

Das Gegenteil zu Liebe ist, scheint mir, nicht der Haß, sondern die Gleichgültigkeit; und von jener zu dieser ist der Weg sehr lang, der umgekehrte Weg ebenso.
Der Umschlag von Liebe in Haß und von Haß in Liebe scheint mir hingegen gleichermaßen rasch möglich zu sein, und in der Haßliebe ("Wer hat Angst vor Virginia Woolf?") ist sogar eine Koexistenz möglich. Haßliebe ist allerdings nur schwer zu verstehen.

 derNeumann schrieb daraufhin am 12.01.22 um 16:26:
 Graeculus
Guten Tag.

Das sehe ich auch so. Nur frage ich mich seit Jahren, ob das Gegenteil von Hass auch die Gleichgültigkeit sein könnte. Das würde Liebe und Hass vielleicht noch näher zusammenrücken lassen, was dem allgemeinem Verständnis nicht entgegen käme. 
Aber vielleicht sollte das Ganze dreidimensional gesehen werden.
Oder es gibt eine positive und eine negative Gleichgültigkeit, was mir nicht sehr einleuchtend erscheint.

es grüßt,
der Neumann

 EkkehartMittelberg äußerte darauf am 12.01.22 um 16:32:
Lieber Graeculus, es kommt selten vor, dass ich dir nicht zustimmen kann.. Gleichgültigkeit ist die Indifferenz gegenüber Gefühlen. Insofern kann sie nicht das Gegenteil von Liebe sein.. Das ist der Hass. 
Die Hassliebe bezeugt für mich den langen Weg zurück vom Hass zur Liebe. Ich betrachte die Momente des Hasses als Rückfälle.
Wir sind uns freilich einig, dass "Wer hat Angst vor Virginia Woolf" ein hervorragendes literarisches Beispiel für Hassliebe ist.

 derNeumann ergänzte dazu am 12.01.22 um 16:38:
 EkkehartMittelberg

Guten Tag.

Auf emotionaler Ebene ist selbstverständlich Ekel (oder Abscheu) das Gegenteil von Liebe, aber um ein wirkliches Gegenteil zu erreichen, muss die emotionale Ebene verlassen werden. Da bleibt nur das Desinteresse oder besser: die Gleichgültigkeit.

es grüßt,
der Neumann

 Graeculus meinte dazu am 12.01.22 um 16:46:
Gleichgültigkeit ist das Gegenteil einer emotionalen Beziehung; Haß und Liebe sind selbstverständlich Emotionen. Als Emotionen sind sie einander entgegengesetzt; aber man kann sich, so meine ich, auch auf den Standpunkt stellen, daß Emotionalität und Nicht-Emotionalität am weitesten voneinander entfernt und insofern extreme Gegensätze sind. Das kann, zeitlich gesehen, viele Jahre dauern und gelingt in manchen Fällen nie. So kenne ich Menschen, die es jahrzehntelang abgelehnt haben, auch nur miteinander zu sprechen: ehemalige Eheleute, enge Verwandte. Bei der Liebe hingegen habe ich den Eindruck, daß der Umschlag neinahe blitzschnell erfolgen kann, etwa wenn man erfährt, daß der andere einen hintergangen hat.

 derNeumann meinte dazu am 12.01.22 um 17:07:
Ist dann "Respekt" das Gegenteil von Hass?

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 12.01.22 um 17:29:
@ Neumann @Graeculus. Mir ist es immer peinlich,,auf etwas zu beharren. Aber ich bliebe dabei,, dass Gleichgültigkeit Gefühle ignoriert und somit nicht das Gegenteil von dem sein kann, was sie nicht interessiert.
Richtig ist, dass Liebe blitzschnell in Hass umschlagen kann, aber gilt das auch umgekehrt.? Vielleicht fehlt mir dafür das richtige Beispiel.
@ Neumann: Respekt ist wohl nicht der schärfste Opponent von Hass, aber ich würde den Begriff Gegenteil akzeptieren.

 derNeumann meinte dazu am 12.01.22 um 20:52:
Vielleicht liegt es daran, dass sich so viele Bedeutungen hinter den Begriffen "Liebe" und "Hass" verbergen. So gibt es Liebe, die niemals in Hass umschlagen kann und mehrere Ursachen für Hass.

 Saira (12.01.22, 18:35)
Lieber Ekki,
 
bei deinen Gedankensplittern habe ich folgende Favoriten erkoren:

3. Selbsthass ist eine schlimme Form der Selbstzerstörung.
9. Hass straft nicht, aber Gleichgültigkeit.
 
Mit lieben Grüßen

Sigi

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 12.01.22 um 20:46:
Vielen Dank, Sigti, deine Auswahl trifft auch meinen Geschmack.
Liebe Grüße
Ekki

 AchterZwerg (13.01.22, 06:27)
Zu 1 & 9

Eine Hasskappe dient nicht der Tarnung, sondern der Bloßstellung -
die Gleichgültigkeit dem Vergessen.
Hass setzt Energie frei, die, unter günstigen Voraussetzungen, kanalisiert werden kann.
Gleichgültigkeit tötet jewedes Gefühl.

Nachdenkliche Grüße
Piccola

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 14.01.22 um 21:39:
Merci, Piccola. Dem stimme ich gerne zu..
Liebe Grüße
Ekki

 harzgebirgler (13.01.22, 12:28)
bemerkenswerte aphos, gerne gelesen!

des menschen tiefster widerwillen
gegen die zeit und ihr "es war" *
wirkt seit je eh mehr im stillen -
weitreichend aber unscheinbar.

*nietzsche, zarathustra

lg
henning

Kommentar geändert am 14.01.2022 um 16:15 Uhr

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 14.01.22 um 21:43:
Merci, Henning, Nietzsche war so gescheit4, es beim Widerwillen statt des Hasses zu belassen.
LG
Ekki

 monalisa (13.01.22, 17:08)
Lieber Ekki,
du glaubst mir doch, wenn ich sage: mit Hass kenn ich mich nicht so aus!
Ich glaube aber, dass er nicht nur die Leber verzehrt, sondern das ganze Leben vergällt, das eigene wie das der Verhassten...
Dass Liebe zu Hass wird, glaube ich nicht, aber ich habe oft erlebt, wie das, was für Liebe gehalten wurde, in unerbittlichen Hass umschlug. Meist spielten verletzter Stolz und enttäuschte Erwartungen eine große Rolle, auch ein Quäntchen Selbsthass aus Minderwertigkeitsgefühlen hervorgehend. Der Weg aus der Hassspirale heraus ist gewiss einer der Schwierigsten, da können gute Freund*innen hilfreich sein, die liebevoll, aber ehrlich den Spiegel vorhalten und Gegenstandpunkte beziehen, auch wenn das unbequem ist, 

Aber ich verstehe nicht viel von Hass!
Liebe Grüße
mona

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 13.01.22 um 17:33:
Grazie, liebe Freundin, vielleicht ist es wirklich so, dass wirkliche Liebe nicht in Hass umschlägt, sondern nur das, was für Liebe gehalten wird. Aber gleichgültig, ob man selber zum Hass fähig ist, kann man sich nicht genug mit diesem Gift beschäftigen, das die Beziehungen zwischen einzelnen Menschen und Völkern zersetzt, weil es so schwierig ist, die Wirkung des Hasses zu beenden; denn der Hassende ist ja nicht zum Dialog bereit. Ich glaube, dass es mir einmal durch Telepathie gelungen ist, einen Menschen, der mich hasste, zur Veränderung seines Verhaltens zu bringen, indem ich jeden Abend positiv an ihn gedacht habe.
Liebe Grüße
Ekki

 AvaLiam (14.01.22, 21:48)
Lieber Freund,

in den letzten Monaten habe ich so oft das Wort "Hass" gelesen - und nicht nur gelesen.
Es scheint sich zu einem Modetrend zu entwickeln. Manchmal ertappe ich mich dabei, selbst "Teil dieser Bewegung" zu werden.
Daher empfand ich deine weisen Worte als dringendes Achtungszeichen.

Die Punkte 1.2  und 2.7  erreichen dabei meine höchste Aufmerksamkeit.
Nicht ganz so konform gehe ich mit Punkt 1.4.

Kennst du den Film "Backdraft" - Männer, die durch Feuer gehen?
Da fiel der Satz: "Man kann nur hassen, was man ein klein wenig liebt."  Und der Feuerwehrmann hat sooo Recht, wenn ich in mich selbst hineinhöre.

In meinen Jugendtexten hab ich mal so ein schnödes, profanes Liebesgedicht geschrieben mit einem Statement in den Refrains: "Hass und Liebe liegen nah beieinander. Eins kann ohne das andre nicht sein..." 
Unterschreiben würde ich diesen Satz auch noch heute.
Und noch mehr.

Mit meiner eigenen Lebenserfahrung habe ich oft beobachten/erkennen dürfen/müssen, das Hass manchmal nichts anderes als Liebe ist ...
.... unter dem Deckmantel "Angst" ... "Ehrfurcht" ... "Respekt"  oder auch als  Reflexion, wenn mir der Spiegel vorgehalten wird ...  beispielsweise

In Gesprächen über Hass mahne ich selbst, immer zu unterscheiden zwischen "Hass" und "Verachtung" .  Für viele Menschen finden sich in diesem Gedankenauftrag bereits einige Antworten auf ihre Fragen.

So hoffe ich sehr, dass deine Gedanken zum Thema "Hass", die du hier zusammengetragen hast, auch den ein oder anderen Leser dazu aufrufen, in sich zu gehen und manche Gedanken und Weisen auf den Prüfstand zu stellen.

Mögen deine Zeilen friedliche Impulse streuen.
Liebe und herzliche Grüße
Andrea
Agnete (66)
(21.01.22, 11:53)
Dieser Kommentar ist nur für eingeloggte Benutzer lesbar.

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 22.01.22 um 20:33:
Liebe Agnete, diesmal nehme ich deine Einsprüche zur Kenntnis, ohne darauf zu antworten, weil ich mich in so vielen Punkten missverstanden fühle, dass ich nicht glaube, dass wir auf gemeinsame Nenner kämen..
LG
Ekki
Agnete (66) meinte dazu am 22.01.22 um 22:15:
Diese Antwort ist nur für eingeloggte Benutzer lesbar.
Zur Zeit online:
keinVerlag.de auf Facebook keinVerlag.de auf Twitter keinVerlag.de auf Instagram