Obwohl sie mich geliebt hat
Text
von Verlo
Kommentare zu diesem Text
Ich hoffe, lieber Verlo, das sei kein autobiografischer Text, sondern eine Stilübung.
Als solche ist sie Dir gelungen - das, was einem als Kind widerfuhr, als Erwachsener mit "verstellter Stimme" öffentlich zu machen. Wohl jeder, der diese Zeilen liest, fühlt sich davon (und von den "lieben Eltern") zunächst angefasst. Ich auch.
Für den Fall, dass es doch auch eigene Erlebnisse sein sollten, die Du hier schilderst, wird's aus literarischer Sicht aber schwierig. Wie soll man einem Opfer, das hier die Hosen herunterlässt, Stil- und Syntaxvorschläge machen? Kann man ihm empfehlen, wie es seine Verletzungen grammatikalisch richtig herzeigen sollte und wie besser nicht?
Aus eigener Erfahrung kann ich Opfern nur raten, mit ihren leidvollen Erfahrungen literarisch nicht direkt an die Öffentlichkeit zu gehen, sondern in einer dritten Form. Man kann auch einer solchen Figur Gefühle so intensiv zuschreiben, dass die Leser zutiefst betroffen und nachdenklich werden. Und vor allem - wenn plumpe, verständnislose oder gehässige Kommentare kommen, treffen sie nicht so direkt ins Fleisch. Denn was so gut wie immer kommen wird, ist der Vorwurf, man wolle sich mit einem "Betroffenheitsstückerl" (sic!) hervortun.
Oft ist es so, dass man als Opfer ein zweites Mal unter die Räder kommt, wenn man zu offen ist, und beim Versuch der Aufarbeitung selbst erlittenen Missbrauchs feststellen muss, wie völlig frei von Empathie unsere Gesellschaft eigentlich wirklich ist. Hör Dir nur das Geschwätz des siechen Benedikt XVI und seines "Spielerberaters" Gänswein an. Ekelhaft!
lg
perca
Liebe Grüße
perca
Als solche ist sie Dir gelungen - das, was einem als Kind widerfuhr, als Erwachsener mit "verstellter Stimme" öffentlich zu machen. Wohl jeder, der diese Zeilen liest, fühlt sich davon (und von den "lieben Eltern") zunächst angefasst. Ich auch.
Für den Fall, dass es doch auch eigene Erlebnisse sein sollten, die Du hier schilderst, wird's aus literarischer Sicht aber schwierig. Wie soll man einem Opfer, das hier die Hosen herunterlässt, Stil- und Syntaxvorschläge machen? Kann man ihm empfehlen, wie es seine Verletzungen grammatikalisch richtig herzeigen sollte und wie besser nicht?
Aus eigener Erfahrung kann ich Opfern nur raten, mit ihren leidvollen Erfahrungen literarisch nicht direkt an die Öffentlichkeit zu gehen, sondern in einer dritten Form. Man kann auch einer solchen Figur Gefühle so intensiv zuschreiben, dass die Leser zutiefst betroffen und nachdenklich werden. Und vor allem - wenn plumpe, verständnislose oder gehässige Kommentare kommen, treffen sie nicht so direkt ins Fleisch. Denn was so gut wie immer kommen wird, ist der Vorwurf, man wolle sich mit einem "Betroffenheitsstückerl" (sic!) hervortun.
Oft ist es so, dass man als Opfer ein zweites Mal unter die Räder kommt, wenn man zu offen ist, und beim Versuch der Aufarbeitung selbst erlittenen Missbrauchs feststellen muss, wie völlig frei von Empathie unsere Gesellschaft eigentlich wirklich ist. Hör Dir nur das Geschwätz des siechen Benedikt XVI und seines "Spielerberaters" Gänswein an. Ekelhaft!
lg
perca
Liebe Grüße
perca
Kommentar geändert am 25.01.2022 um 10:14 Uhr
Als Autor habe ich nicht wirklich eine Wahl: etwas klingt in mir, und ich schreibe so, daß innerer und äußerer Klang sich für mich nicht mehr unterscheiden.
Wichtig dabei ist für mich, ich zu sagen, nachdem ich mich Jahrzehnte verleugnet habe.
Wer, wenn nicht ich, soll denn ich sagen, wenn es mich betrifft?
Wichtig dabei ist für mich, ich zu sagen, nachdem ich mich Jahrzehnte verleugnet habe.
Wer, wenn nicht ich, soll denn ich sagen, wenn es mich betrifft?
Eine Geschichte, die unter die Haut geht.
LG Saira
LG Saira
Danke.
Vielleicht hast du meine Tränen gespürt, die ich beim Schreiben hatte.
Vielleicht hast du meine Tränen gespürt, die ich beim Schreiben hatte.
Ein Indiz kann einen wach machen. Aber hast Du bis dahin wirklich das alles geglaubt, was in der Rückschau erzählt geradezu zynisch klingt?
Ich weiß nicht, was ich damals, als ich vor Ort war, geglaubt, erwartet habe.
Wie auch immer der Text klingt: so wollte er heute morgen geschrieben werden.
Allerdings in Bezug auf die zwei Texte, die ich vorher schrieb. Weil ich mich fragte, warum in bestimmten Dingen keinen Spaß verstehe, keine Toleranz habe.
Übrigens: meine Mutter war Lehrerin, eine sehr gute, von Kollegen und Schülern geschätze. Zudem eine sehr intelligente Frau.
Auf Arbeit hat sie sich für ihre Schüler eingesetzt. Zu Hause sie den Täter beschützt.
Der inzwischen 82 Jahre alt ist, nicht eine Tablette nehmen muß, auch die dritte Corona-Impfung ohne Probleme überstanden hat und vermutlich meinen Bruder und mich überlebt.
Wie auch immer der Text klingt: so wollte er heute morgen geschrieben werden.
Allerdings in Bezug auf die zwei Texte, die ich vorher schrieb. Weil ich mich fragte, warum in bestimmten Dingen keinen Spaß verstehe, keine Toleranz habe.
Übrigens: meine Mutter war Lehrerin, eine sehr gute, von Kollegen und Schülern geschätze. Zudem eine sehr intelligente Frau.
Auf Arbeit hat sie sich für ihre Schüler eingesetzt. Zu Hause sie den Täter beschützt.
Der inzwischen 82 Jahre alt ist, nicht eine Tablette nehmen muß, auch die dritte Corona-Impfung ohne Probleme überstanden hat und vermutlich meinen Bruder und mich überlebt.
Antwort geändert am 25.01.2022 um 17:03 Uhr
Der Text katapultiert mich aus einer Traumwelt in eine knallharte Realität. Als Leser brauche ich sicher Zeit, um das zu verarbeiten. Ob das für das "Kind" je machbar sein wird, wage ich nicht zu beurteilen.
Liebe Grüße
Kerstin
Liebe Grüße
Kerstin
Manche Kinder bleiben Kinder und können es nicht verstehen, erinnern sich nicht einmal. Für sie bleiben Mutti und Vati die Besten.
Andere erinnern sich und könnten vor Wut töten.
Alle haben ein Recht auf ihre Gefühle.
Andere erinnern sich und könnten vor Wut töten.
Alle haben ein Recht auf ihre Gefühle.
Die Geschichte um die Unfall-Lüge ist weit besser als die Missbrauchsstory, das würde ich trennen. Ist sowieso "too much", wenn du authentisch wirken willst.
Danke, Dieter, das nächste Mal werde ich besser nachdenken, bevor ich etwas aufschreibe.
Sollten wir das nicht alle? (Mich selbst natürlich eingeschlossen)
Ich wünsche Dir und Deinem Bruder, dass ihr den Tod des Sexualstraftäter-Stiefvaters mehr als überlebt und beide Resilienz erfahrt.
Leider sind solches verbergende Mütter auffallend häufig, was ihre diesbezüglichen Verbrechen keinesfalls rechtfertigt.
Respekt, dass Du hier offen darüber schreibst.
Leider sind solches verbergende Mütter auffallend häufig, was ihre diesbezüglichen Verbrechen keinesfalls rechtfertigt.
Respekt, dass Du hier offen darüber schreibst.
Dieter, danke, für deinen Kommentar.
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Deine Frage
kann ich auch öffentlich beantworten.
Nein, ich habe keine Trauma-Therapie gemacht. Mein Bruder auch nicht.
Bis vor einigen Monaten wußte ich noch nicht einmal, daß viele meiner Probleme auf traumatische Erlebnisse zurückgehen.
Also das Konzept, wie Traumata entstehen und was man machen kann, um sie zu entschärfen, habe ich erst vor einige Zeit (ich war bereits über 60) erfahren.
Ist aber nicht schlimm, weil ich auf "natürliche" Weise versucht habe, meine seelischen Wunden zu heilen.
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Deine Frage
Traumatherapie gemacht?
kann ich auch öffentlich beantworten.
Nein, ich habe keine Trauma-Therapie gemacht. Mein Bruder auch nicht.
Bis vor einigen Monaten wußte ich noch nicht einmal, daß viele meiner Probleme auf traumatische Erlebnisse zurückgehen.
Also das Konzept, wie Traumata entstehen und was man machen kann, um sie zu entschärfen, habe ich erst vor einige Zeit (ich war bereits über 60) erfahren.
Ist aber nicht schlimm, weil ich auf "natürliche" Weise versucht habe, meine seelischen Wunden zu heilen.
Antwort geändert am 06.03.2022 um 19:15 Uhr
eine Geschichte, die bitter ist, die berührt und die zeigt, wie schwer es Menschen mit sich haben. Vielleicht zu schwer um sich auch noch wirklich gut um ihre Kinder kümmern zu können. Petrarcas Rat jedoch schließe ich mich gerne an. LG von Agnete
Agnete:
... wie schwer es Menschen mit sich haben. Vielleicht zu schwer um sich auch noch wirklich gut um ihre Kinder kümmern zu können.
... wie schwer es Menschen mit sich haben. Vielleicht zu schwer um sich auch noch wirklich gut um ihre Kinder kümmern zu können.
Meine Mutter kannst du damit nicht meinen: sie hätte lediglich die Energie, mit der sie den Täter mehrmals geschützt hat, verwenden können, um ihrer Kinder zu schützen.
Außerdem: so lange man lebt, ist es nie zu spät, Verantwortung zu übernehmen, das Gespräch zu suchen und zuzuhören.