diverse inter-tage

Text

von  monalisa

die mit ihrem licht
hinterm berg halten
und nachtschatten werfen

schlaflieder zu ohrwürmern drehen
sich in hängematten verkriechen
und vor sehnsucht in kissen heulen

die im neonkalten spiegel
träume rasieren und breitbeinig
stehend aus allen wolken schiffen

sie müssen sich nicht entscheiden
ich schon: soll ich aufstehen?


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Kommentare zu diesem Text


 tueichler (17.02.22, 09:35)
Das ist ein 'Wow!'-Text. Im Zweifel bleibt man aber liegen und steht später auf. Oder auch nicht 😎

 monalisa meinte dazu am 18.02.22 um 09:37:
Wow, vielen Dank!
Im Zweifel bleibt man aber liegen und steht später auf. Oder auch nicht
Ja, oder nicht? Bleibt man liegen, könnt man was versäumen ...! Ein Dilemma.


Liebe Grüße
mona

 EkkehartMittelberg (17.02.22, 12:02)
Hallo Mona,

in der zweiten und dritten Strophe hast du sensationelle Bilder kreiert. Wie schön, dass ich aufgestanden bin, um sie zu lesen.

Liebe Grüße
Ekki

 monalisa antwortete darauf am 18.02.22 um 09:39:
Wie schön Ekki,
das freut mich jetzt auch, dass es sich für dich gelohnt hat, aufzustehen und dich dem Tag zuzuwenden.

Vielen Dank und liebe Grüße
mona
Adrian (47)
(17.02.22, 15:12)
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 monalisa schrieb daraufhin am 18.02.22 um 09:40:
Dito :) !

Danke auch schön und
liebe Grüße
mona

 Saira (17.02.22, 17:19)
Hallo Mona,
 
ich habe deinen Text mehrmals gelesen und bin ein Stück weit sprachlos.
 
Strophe 1, 2 und 4 hinterlassen bei mir Gedanken, die zum tiefen Nachdenken anregen und Gefühle erwachen lassen, die Wärme, Trauer, aber auch Demut erzeugen.
 
Mit Strophe 3 kann ich mich leider nicht verbinden. Das ist im Grunde auch nicht notwendig, denn oftmals sind Gedichte zu persönlich, um sie einem nicht involvierten Leser zugänglich zu machen oder aber es fehlt dem Leser die Antenne dazu.
 
Ich habe beim Lesen Gänsehaut bekommen.
 
Liebe Grüße
Sigrun

 monalisa äußerte darauf am 18.02.22 um 09:47:
Hallo Sigrun,
wow, du hast ja sehr tief geschürft und vielleicht mehr zu Tage befördert, als ich bewusst angelegt! Ich habe ein bisschen versucht, in meiner Antwort an MagunSimurgh, etwas von dem darzulegen, worum es mir (auch) ging. Vielleicht lässt sich dann die dritte Strophe etwas besser integrieren. Hoffe ich jedenfalls :) !

Sei herzlich bedankt für achtsame Aufmerksamkeit, die du mir geschenkt hast.

Liebe Grüße
mona

 Saira ergänzte dazu am 18.02.22 um 13:18:
Hallo Mona,
 
dank deiner Erklärung an MagunSimurgh bin ich jetzt in der Lage, Strophe 3 als einen weiteren Blickwinkel zu erkennen.
 
Insgesamt ist dir ein beeindruckendes Bild gelungen!
 
Herzliche Grüße
Sigrun

 monalisa meinte dazu am 18.02.22 um 19:11:
Freut mich, Sigrun, dankeschön!

Liebe Grüße
mona
wa Bash (47)
(17.02.22, 18:13)
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 monalisa meinte dazu am 18.02.22 um 09:51:
Hey waBash,
schön, wenn du dir die Freiheit nehmen kannst, liegen zu bleiben :) ! Dieses "entscheiden müssen" birgt für mich das Dilemma, nicht beides haben zu können - also entweder verträumt liegenbleiben oder tatkräftig aufstehen!

Dankeschön und liebe Grüße
mona

 AchterZwerg (18.02.22, 06:48)
Liebe Mona,

zuweilen hilft ein Intermezzo - in seiner Doppelbedeutung.
Ich würde aber zuerst zum Kaffee greifen ...

Herzliche Grüße
der8.

 monalisa meinte dazu am 18.02.22 um 09:53:
Dieses Intermezzo, 8., lass ich mir gefallen. Kaffee ist immer gut  <3 ! Danke!

Liebe Grüße
mona

 MagunSimurgh (18.02.22, 08:57)
Wenn ich den Text lese, bin ich noch nicht ganz sicher, worum es eigentlich geht. Der Wendung mit "soll ich aufstehen?" kann man einen humoristischen Touch geben, finde ich (so ein bisschen wie das hier:  https://www.youtube.com/watch?v=6NRceJNOqzw), aber das passt nicht zu der Traurigkeit, die in dem Vorsatz wohnt: 
"Sie müssen sich nicht entscheiden, ich schon" - die Entscheidung wird also vom LI eher als eine Belastung gesehen. Das lässt mich zweifeln, ob es wirklich (nur) um das Aufstehen aus dem Bett geht.

Der Ort des Liegens scheint ja auch mit einer gewissen Traurigkeit, einem "sich von der Welt zurückziehen" verbunden zu sein (Strophe 2), insofern ist das Aufstehen auch eine Aufgabe des Rückzugs.

Ich frage mich, ob das Aufstehen nicht auch im Sinne eines Weitermachens nach einem Scheitern interpretiert werden darf. Die anderen, die sich gar nicht zeigen (Strophe 1), die sich zurückziehen (Strophe 2), oder breitbeinig genug sind, dass ihnen eh alles egal ist (Strophe 3), für die ist das kein Thema, sie haben ihre Wahl getroffen, nur das LI, das muss sich noch entscheiden, wie es mit dem Fallen/Liegengebliebensein umgehen soll. Und darin besteht das Leid - und die Macht.

Ich würde mich sehr freuen, etwas mehr darüber zu erfahren, worum es für dich in dem Text geht – für mich ist die Deutung relativ offen. 

Liebe Grüße
Magun

 MagunSimurgh meinte dazu am 18.02.22 um 09:05:
Eine Ergänzung vielleicht: Ich habe gemerkt, dass ich dazu neige das "die" als Personen zu lesen und nicht als Relativsatz zum Titel.

 monalisa meinte dazu am 18.02.22 um 09:33:
Hey, also zuerst einmal vielen herzlichen Dank, dass du dir so tiefe Gedanken gemacht hast :)

Es steckt schon ein bisschen was von all dem mit drin. Vor allem ging es mir aber darum, dass man nicht beides haben haben kann, dass man sich entscheiden muss für "Nacht" (liegenbeliben) oder "Tag" (aufstehen), weil man nicht gleichzeitig stehen und liegen kann.
Die "Intertage" personifiziert müssen sich nicht mit aller Konsequenz festlegen, ob sie sich nüchtern im Neonspiegel betrachten, ihre starke, aktive bis aggressive (männliche?) Seite hervorkehren möchten oder oder sich eher verträumter, untätiger, kuscheliger (weiblicher?) Melancholie hingeben.
Das ist natürlich sehr plakativ und nur halbernst gemeint, aber sollte ein Stück weit das Dilemma, sich zu- und einordnen zu müssen, auch im Bezug auf das Geschlecht, ansprechen.
Vielleicht nicht ganz geglückt, ich hatte selbst Zweifel. Darum hab ichs ja auch eingestellt. Eine Idee halt, ein Thema, das mich interessiert und das man in seiner Diversität wohl nur ungenügend erfassen kann.

Also, ich hoffe, ich hab da etwas (Tages-)Licht ind (Nacht-)Dunkel gebracht.

Danke für dein aufrichtiges Interesse, das mich sehr freut.
Liebe Grüße
mona

Antwort geändert am 18.02.2022 um 09:34 Uhr

 MagunSimurgh meinte dazu am 18.02.22 um 22:26:
Also ich gebe ganz offen zu, dass ich die Geschlechtsidentitätsthematik überhaupt nicht erkannt habe. Mir wurde deutlich, dass es um mehr gehen muss als um das Aufstehen am Morgen und mir wurde auch deutlich, dass es um eine innere Zerrissenheit in Bezug auf den Umgang mit einer Art Krise geht. Ich habe auch das "Männliche" versus "Weibliche" so nicht erkannt - wobei ich vielleicht auch einfach ein bisschen in meiner Interpretation gefangen war. 

Ich weiß nicht, ob ich den Text umschreiben würde, oder dir dazu Vorschläge machen – es hängt ja ein bisschen davon ab, wie wichtig für dich ist, dass Lesende diese Thematik auf jeden Fall herauslesen und nicht in ihre eigene Welt abdriften wie ich. Wenn dir das wichtig ist, glaube ich, müsstest du den Lesenden (zumindest mich) noch etwas mehr mit der Nase drauf stoßen. Das ging bspw. über Kleidungswahl oder ähnliche Äußerlichkeiten, oder indem man etwas mehr auf den äußeren Zwang, sich zu entscheiden eingeht (Stichwort: "erzwungenes Outing"). 

Eine andere Möglichkeit wäre, am Ende des Textes sehr krass darauf hinzustoßen. Das ist keine echte Option, wenn du beim Bild des Aufstehens bleiben willst, aber man könnte am Ende fragen: "Soll ich mich outen?" 

Wie gesagt, die Beispiele sind keine ernstgemeinten Vorschläge, den Text so zu ändern, ich will damit nur illustrieren, was es für mich gebraucht hätte, damit ich die Thematik erkannt hätte. 

Ich hoffe, das hilft dir ein bisschen, zu sehen, wieso ich den Text so gelesen habe und diese Geschlechtsthematik nicht gerafft habe.

Liebe Grüße
Magun

 monalisa meinte dazu am 19.02.22 um 15:11:
Na, sieh mal an, so kann man sich täuschen! Ich habe angenommen, dass beides "divers" und "inter" sehr starke Signale wären, Vokabel, die gerade im gesellschaftlichen Fokus stehen.
Es ist aber, denke ich, gar nicht so wichtig, das geschlechtsspezfisch zu sehen. Worum es mir ganz allgemein ging, war halt, dass man sehr oft gefordert ist, sich zwischen zwei oder mehren Möglichkeit zu entscheiden, sich in eine Schublade stecken lassen muss, in die man gar nicht hineinpasst, einen Teil seiner Identität verdrängen oder verleugnen muss.

Was mich aber interessieren würde: Was hast du dir denn zum Titel gedacht?

Die Frage möchte ich auch gern an alle anderen richten, würde mich freuen, wenn ihr euch dazu äußern könntet :) !

Vielen herzlichen Dank und
liebe Grüße
mona

 MagunSimurgh meinte dazu am 19.02.22 um 20:29:
Ich denke, ich habe das als „Zwischentage“ gelesen, also so wie das Morgengrauen, wenn man etwas zu früh aufwacht und versucht, sich zu entscheiden, ob man aufstehen sollte - ob es noch Sinn hat, nochmal einzuschlafen.

divers habe ich eher als „mehrere“ oder eben „kein bestimmter/besonderer Tag“ gelesen. Also ich habe es letzten Endes als eine Zeitangabe verstanden.

 monalisa meinte dazu am 19.02.22 um 23:12:
Na ja, das war schon auch so, allerdings doppeldeutig, gedacht. Schade, dass das so schwer auszumachen ist.
Ich glaube, ich lass es trotzdem erst mal so!
Herzlichen Dank fürs Feedback :)


Liebe Grüße
mona

Antwort geändert am 19.02.2022 um 23:12 Uhr

 TassoTuwas (18.02.22, 09:35)
Hallo Mona,

eingestimmt, nach der zweiten Strophe, auf ein schnuckeliges Ende, kam dann aber der Alltag rasant um die Ecke!

Eine schöne Bescherung
Herzliche Grüße
TT

 monalisa meinte dazu am 18.02.22 um 09:55:
Hallo TT,
die sind schon eine Plage, diese Alltagsraser :) !

Dankeschön für die schnuckelige Bescherung (fast wie Weihnachten), die du mir gemacht hast!

Liebe Grüße
mona
unefemme (63)
(18.02.22, 14:03)
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 monalisa meinte dazu am 18.02.22 um 19:17:
Hallo unefemme,
ich denke, dass du hier sehr viel herausgefunden und verdeutlicht und trotzdem viel Spielraum für Eigenes gelassen hast. Das ist wirklich gut gelungen. Vielen Dank für dieses Geschenk. Und ja, es soll schon auch ein Portion Aufbegehren/Trotz im Ton mitschwingen :)

Liebe Grüße
mona
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