aus-schau

Gedicht zum Thema Technik

von  Tula

es twittert von allen Dächern:
wir sind glücklicher jetzt, jeder schwebt in der Wolke mit
Fotos aus Vergangenheit und Gegenwart, wie wir sie gerne hätten
wir suchen uns die Freunde sogar selber aus und
tauchen ein in
immer virtuellere Realitäten

digitale Knechte übernehmen
die Qual der Wahl: sie stöbern, feilschen und
gewinnen immer! – wer schreibt schon Algorithmen,
die verlieren? – sie sind ungeheuer
fleißig: lernen, lernen ... alles selbst aus unseren Fehlern,
machen‘s nach und stetig besser: sie errichten Pyramiden,
sprechen Hunderte von Sprachen, pflegen Kunden,
optimieren, züchten Kugeln aus Kristall, in unserer
Gier vertrauen wir mehr-Zahlen und Minoritäten lesen uns
bald jedes Gebrechen aus der Iris voraus

noch erfinden Wir! und formen – Avatare, wir bilden uns
ein, wir sind wie sie, nur eben Fleisch und Blut
doch sie bestehen
morgen erst auf Selbstbestimmung und ihr Recht auf
eigene Kinder


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Kommentare zu diesem Text


 GastIltis (20.02.22, 15:55)
Hallo Tula,
eben hatte ich gelesen, dass Harald Martenstein seinen Job als Kolumnist beim Tagesspiegel beendet hat. Darauf hörte ich mir auf NDR einige Kolumnen an, bevor ich deinen Text las, wobei ich dabei in die Art des Zuhörens verfiel, mit der Martenstein seine Hörer fesselt. Da war mir klar, wer der nächste erfolgreiche Kolumnist des Blattes sein könnte, gut, dein Einverständnis natürlich vorausgesetzt.
Sei herzlich gegrüßt und bleib uns dennoch erhalten. Gil.

 Tula meinte dazu am 20.02.22 um 19:58:
Hallo Gil
Da überlege ich, ob die künstliche Intelligenz auch diesen Beruf bald ersetzen wird. 

Dankend lieben Gruß
Tula

 harzgebirgler (21.02.22, 08:59)
wie's ausschaut bleiben wir der technik knechte
die unser wesen längst abgrundtief schwächte -
doch hoffnung bleibt noch dass es einstmals anders werde
denn "dichterisch wohnet der mensch auf dieser erde".
(hölderlin)

grüße
harzgebirgler

 Tula antwortete darauf am 21.02.22 um 21:28:
Hallo harzgebirgler
Einen Poetron gibt es ja bereits. Seine "Begabung" ist (wie zu erwarten) allerdings recht dürftig. Ehre dem Versuch, der durchaus Unterhaltungswert hat.
Hoffen wir, dass Hölderlin noch lange Zeit recht behält. Ich kann mir jedenfalls selbst als Ing keinen dichterisch-kreativen Poeten vorstellen. Andere glauben da anders.

Grüße
Tula

Antwort geändert am 21.02.2022 um 21:28 Uhr
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