Der Danziger Druckerstreit

Erörterung zum Thema Religion

von  FrankReich

Druckereien bildeten sich in Danzig zwar schon zu Beginn des 16. Jahrhunderts, waren zunächst allerdings nur provisorisch angelegt, wie bspw. die des ersten namhaften Verlegers Hans Weinreich, der hauptsächlich in Königsberg wirkte und nach seiner Inhaftierung wegen eines Spottgedichtes gegen den polnischen König seine Zelte in Danzig 1524 wieder abbrach. Auch sein zweiter Versuch 1555, zu dem ihn die technisch überlegene Konkurrenz in Königsberg veranlasst hatte, hielt nicht lange vor, wahrscheinlich aus gesundheitlichen Gründen zog sich Weinreich 1558 in seine Heimatstadt zurück, in der er spätestens 1560 starb.

Ab 1537 allerdings scheint sich der Drucker Franz Rhode in Danzig etabliert zu haben, dessen Erbe Jakob Rhode die Druckerei weiterbetrieb, bis sie der aus Stettin stammende Lutheraner Hans Georg Rhete 1619 schließlich aufkaufte und wegen seiner religiösen Ausrichtung spätestens 1630 die Position des Rats- und Gymnasialdruckers innehatte, wodurch das bereits ab 1609 betriebene Werk des kalvinischen Verlegers Andreas Hünefeld etliche Einbußen hinnehmen musste, obwohl Hünefeld nicht nur gewissenhaftere Arbeit leistete, sondern auch in punkto Graphik und Schrifttypus mehr zu bieten hatte als sein Konkurrent, der jedoch aufgrund seines Glaubens schon recht früh die Druckrechte an den Ratsschriften des mittlerweile in der Hauptsache aus Lutheranern zusammengesetzten Gremiums der Rechtstadt erringen konnte, deren Spitze seit 1617 zwar der Protoscholarch, also Schulbevollmächtigte Arnold von Holten bildete, der sich allerdings durch seine relativ liberale Einstellung gegenüber seinen kalvinistischen Ratskollegen, bzw. dementsprechenden Schul- und Kirchenvorständen auszeichnete, so dass Hünefeld noch des öfteren mit Aufträgen versorgt wurde, doch die Kluft zwischen Kalvinisten und Lutheranern vergrößerte sich in den Folgejahren immer weiter, bis die religiösen Konflikte nach 1630 einen traurigen Höhepunkt erreichten, der 1636 in der sogenannten Burggrafenintrige gipfelte.

Zwar hatten einige calvinische Bürgermeister, wie z. B. Bartholomäus Schachmann oder Johannes Zierenberg dieses Dilemma mitzuverantworten, die wirklich Leidtragenden befanden sich jedoch in der Mittelschicht, wie eben Andreas Hünefeld, der sich fortan seine Aufträge mühsam erkämpfen musste und sogar einige kalvinische Kunden an Georg Rhete verlor, wie bspw. Johannes Plavius, der unter dem Protegè von Arnold von Holten ab 1629 seine Texte günstiger beim Ratsdrucker Rhete verlegen lassen konnte, bevor er dort ab 1630 mit einem Publikationsverbot sanktioniert wurde; dass Hünefeld ihn anschließend nicht wieder aufnahm, belegt eindeutig, wie sehr auch dieser von der Danziger Religionspolitik abhängig war, denn immerhin bekam er die Aufträge zugesprochen, die Rhete qualitativ oder zeitlich überforderten, bzw. die er aufgrund seiner Stellung ablehnen konnte oder musste.

Als im Frühjahr 1629 der calvinische Schulleiter des akademischen Gymnasiums, Jakob Fabritius starb und im Herbst darauf Arnold Holten, wähnte sich Rhete schon im Besitz des Danziger Druckermonopols, doch sein weitaus geschäftstüchtigerer Konkurrent konzentrierte sich auf so lukrative Aufträge wie 1632 die Edition Ianua Linguarum des  berühmten Pädagogen sowie Philosophen Johann Amos Comenius und blieb auch nach Rhetes Tod 1647 eine harte Konkurrenz für dessen Frau und ihre Partner bis zu seinem eigenen Tod 1666.

Dieser Druckerstreit ist selbstredend nur eine von vielen religiös motivierten Auseinandersetzungen, verdeutlicht aber einmal mehr, dass im Zeitraum von 1618 - 1648, also dem des 30-jährigen Krieges besonders Konfessionsdifferenzen zwischen den Religionen des Christentums das gesellschaftliche Bild prägten.


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Kommentare zu diesem Text


 Dieter_Rotmund (21.02.22, 09:37)
Uff, etwas arg hastig runtergerattert-erzählt, man kommt kaum zum Durchatmen!

 FrankReich meinte dazu am 21.02.22 um 22:52:
Zunächst einmal freue ich mich natürlich, dass das Interesse am barocken Danzig und seiner literarischen Ausprägung gar nicht so gering ist, wie Du vermutetest und Deine Kritik an meiner Art zu schreiben nehme ich durchaus ernst, momentan bin ich allerdings noch zu sehr der komprimierenden Lyrik verhaftet, mal schauen, ob und wie ich das in den Griff bekomme, vermeiden möchte ich aber auf jeden Fall, ins Schwafeln zu geraten.

Ciao, Frank


Antwort geändert am 21.02.2022 um 22:54 Uhr
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