der Kellner aus Italien

Tagebuch zum Thema Psychologische Phänomene

von  Augustus

Dieser Text ist Teil der Serie  Tagebuch

Nur kurz, so schnell niedergeschrieben, dass ich’s nicht vergesse. Bis eben war ich niedergedrückt, und schlich über die Straßen wie ein Gespenst. Gründe braucht’s nicht zu nennen. Wie auch immer. Ich war hungrig und konnte mich nicht durchringen in irgendeinen Laden zu gehen. Mal war er voll Menschen oder die Gerichte sagten mir nicht zu. Auch jener dumpfe Zustand der Belastung machte mich unentschlossen. Also zog ich weiter und weiter als bis ich – nach 500 Metern – an einem Italiener vorbeischlenderte. Der Kellner sah mich von Innen des Restaurants durch die Fenster – und draußen war’s übrigens schon dunkel – als dieser zur Vordertür ging, sie öffnete um mich herein bat.

Ich stutze über diese Merkwürdigkeit, besann mich gleich und trat wie durch eine unsichtbare Hand geleitet hinein.

Als ich Platz nahm, erinnerte ich mich jener aufdringlichen Kellner in Rom, die vor jedem Restaurant vor der Tür stehen und darauf warten die Touristen anzusprechen, um sie bloß ins Restaurant zu locken. Während mir jene penetranten Drängler der kellnernden Römer missfielen, ist mir dieser in der kalten Jahreszeit willkommen.

Wie verwunderlich, dass dort ein solches Verhalten die Pest ist und hier eine Wohltat darstellt. Denn, hätte der Kerl mich nicht abgefangen und ehe ich vorbei ging, er nicht die Tür geöffnet hätte und mich wie ein Freund hereingebeten – ich hätte am Ende des Tages kein helles Gemüt.

Das verwunderte mich so sehr, dass ich gar darin eine übernatürliche Macht glaubte, dass ich dem Kellner 20 Euro Trinkgeld gab, damit er mich bloß nicht vergesse, und dass er auch durch meine Großzügigkeit in dieselbe Verwunderung seelisch geriet, in die er mich durch sein Tun versetzt hatte.      



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Kommentare zu diesem Text


 Regina (01.03.22, 08:52)
Kleine, durchaus interessante Anekdote zum Nachdenken.
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