Die Zeit entflieht ins alte Nichts

Gedicht zum Thema Identität

von  GastIltis


Die Zeit ergreift zum letzten Mal

den Strohhalm biedrer Ehrbarkeit.

Dann sagt sie sich, ist scheißegal,

es ist doch schließlich meine Zeit.


Der Umgang, den sie bisher pflog,

heißt pflegte, wie sie sich verhielt,

als sie die Dimension betrog,

aus der sie sich von dannen stiehlt,


gut stahl, und zwar ins alte Nichts,

wieso ins alte, ins gegebne,

in dem sie nunmehr angesichts

der Unklarheiten dieser Ebne


sich teils bewegte teils bewegt,

ist äußerst schwer erklärbar und,

falls man die Wahrheit noch erträgt,

nichts andres als der Hintergrund.




Anmerkung von GastIltis:

Empfohlen von: Agnete, BeBa, plotzn, TassoTuwas, Moja, franky, AZU20, TrekanBeluvitsh, EkkehartMittelberg, diestelzie.
Ist meine Zeit!

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Kommentare zu diesem Text


 diestelzie (14.03.22, 09:26)
Ein spielerischer Versuch, Raum und Zeit zu überwinden?

Liebe Grüße
Kerstin

 GastIltis meinte dazu am 14.03.22 um 16:43:
So ungefähr, liebe Kerstin,
könnte man es formulieren. Wenn man wie ich „nur“ Experimentalphysik gehört hat, ist es sicher schwierig, in höhere Sphären vordringen zu wollen. Mit Mathe ist es ähnlich. Es muss schon bei Versuchen bleiben.
Danke und viele Grüße von Gil.

 EkkehartMittelberg (14.03.22, 11:26)
Hallo Gil,
selbst ein so kluges Gedicht wie dieses kann sich der geheimnisvollen Zeit nur annähern. Sie bleibt ein Rätsel.
Herzliche Grüße
Ekki

 GastIltis antwortete darauf am 14.03.22 um 16:57:
Richtig Ekki,
wir wissen nicht, was mit der Zeit los ist. Wann hat sie ihren Anfang gehabt. Gab es ihn. Es ist wie mit dem Punkt. Auch er „ gehört er zu den großen Rätseln der Welt“ (Manon Baukhage). Gibt es Zusammenhänge?
Aber hier handelt es sich um keine wissenschaftlichen Aussagen. Es soll ein Gedicht sein. Oder der Versuch eines Gedichts. Oder ein Einfall.
Danke auf jeden Fall für deine Sicht. Sie stimmt mich optimistisch.
Herzlich grüt dich Gil.
klausKuckuck (71)
(14.03.22, 11:51)
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 GastIltis schrieb daraufhin am 14.03.22 um 17:37:
Hallo Peter,
das geht mir bei ungefähr der Hälfte der allgemein eingestellten Beiträge genauso. Wahrscheinlich liegt es daran, dass ich älter bin als du und möglicherweise schon ein wenig an Hirnsubstanz eingebüßt habe. Und es betrifft sogar die Texte, die ich kommentiere. Natürlich versuche ich genau das, was du auch tust, ich bemühe mich, mich in die Gedanken des anderen hinein zu versetzen. Wenn du mich ernsthaft fragst, wie die Zeit mit sich selbst redet, müsste ich genauso ernst antworten, über das System permanenter Rückkopplung. Das wäre natürlich grober Unfug, das wissen wir beide. Die Aktion pflog/pflegte klammere ich mal aus, weil sie tatsächlich nicht so wesentlich ist. Was die Dimension betrifft, ging es mir darum anzudeuten, dass mit der Hinzufügung der Zeit aus dem dreidimensionalen Raum die vierte Dimension entsteht, für die und die darüber hinausgehenden Dimensionen uns die Vorstellungskraft fehlt. Jedenfalls mir.
Dass ich den Begriff das „alte“ Nichts eingeführt habe, ist natürlich Absicht. Wir wissen z.B. nicht, ob es vor dem Urknall etwas gab. Und wir wissen nicht, ob nicht irgendwann wieder ein neues Nichts entstehen könnte, es sei denn, wir begeben uns in religiöse Gefilde. Und übrigens: von Geräusch ist im ganzen Gedicht keine Rede. Eigentlich steht da (ungefähr) folgender verklausulierter Satz: „Der Umgang, egal wie sich die Zeit verhält, unabhängig davon, in wie vielen Dimensionen sie sich bewegt, ist schwer erklärbar. Das ist der Hintergrund.“
So, nun kannst du mich verdammen (oder in den Hintern treten!).
LG von Gil.
klausKuckuck (71) äußerte darauf am 14.03.22 um 19:03:
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 GastIltis ergänzte dazu am 14.03.22 um 19:18:
Finde ich gut, nur etwas klein. Versuch doch noch meine leichte Leseübung „Das Kollektive Gedächtnis der Menschheit“ vom 2.2.2018.

 TrekanBelluvitsh (14.03.22, 13:32)
Der Mensch macht Pläne. Und er verbraucht viel Zeit, sie zu verfolgen. Und wenn diese Pläne dann nicht aufgehen, behauten wir einfach, wir seien flexibel...im besten Fall. Denn sonst wissen wir ganz genau, dass alles die Schuld des großen Buhmanns ist und keineswegs an unseren bescheuerten Plänen liegt.

 GastIltis meinte dazu am 14.03.22 um 17:58:
Hallo Trekan, danke erst einmal.
Du weißt, dass die Plan- von der Marktwirtschaft abgelöst worden ist. Letzterer ist ja die Flexibilität immanent. Der Markt ist jedoch eine Funktion der Zeit [M = f (t)]. Aber da die Zeit sich selbst in Frage stellt, muss man natürlich eine neue Größe einführen. Wer könnte das besser als du?
Viele Grüße von Gil.

 Didi.Costaire (14.03.22, 17:23)
Hallo Gil,

bei solchen Werken ist man ja geneigt zu sagen, der Dichter wäre seiner Zeit voraus. Wobei wahrscheinlich gleichzeitig die Zeit uns allen voraus ist, was wiederum zur Folge hat, dass sich die Gedanken verknoten.

Beste Grüße,
Dirk

Kommentar geändert am 14.03.2022 um 17:24 Uhr

 GastIltis meinte dazu am 14.03.22 um 18:07:
Danke Dirk,

dass man bei deinem ersten Satz ernsthafte Bedenken anmelden müsste, scheint wohl eher unnötig zu sein, wenn man den Scharfsinn seines Verfassers kennt. Aber dir gelingt es in würdiger Form, mit dem zweiten Satz und den passenden Nebensätzen das Ganze so zu relativieren, dass man sowohl ein verhaltenes Lob als auch eine vorsichtige Ungewissheit herauszulesen meint.

Sei vielfach gegrüßt von Gil.

 TassoTuwas (14.03.22, 17:50)
Hallo Gil,
allein schon diese wunderbaren Wortkreationen pflog und stiehlt, führen zwangsläufig zu höchstem Lob und Anerkennung. 
Hier entflieht dem Kritiker jedes weitere Wort!
Sprachlose Grüße von TT

Kommentar geändert am 14.03.2022 um 17:51 Uhr

 GastIltis meinte dazu am 14.03.22 um 18:28:
Hallo Tasso, entfleucht dem Kritiker wäre auch nicht so schlecht gewesen, dünkt es mich. Oder deucht! Entfleucht dir viel mehr Lob als List, bleibt alles wie es lebt und leibt.

Ich danke dir von Herzen. Gil.

 plotzn (15.03.22, 18:02)
Servus Gil,

die Zeit als vierte Dimension,
das hatten wir doch alles schon,
die Unzeit wäre dann die fünfte
und trotzte aller Unvernünfte.

Und da sie immer dann erscheint,
wenn man es grade gar nicht meint,
wünscht ich das ein ums andre Mal,
die Welt wär nur zweidimensional.


Eine Scheibe halt...

Liebe Grüße aus welcher Dimension auch immer!
Stefan

 GastIltis meinte dazu am 15.03.22 um 18:42:
Lieber Stefan, du hast mir noch gefehlt!

Als Retter in der Not. Gehofft hatte ich es ja, hast mich aber ganz schön lange hängen lassen. Wahrscheinlich aus Rache. Wer einem so übel mitspielt, braucht ab und zu einen Denkzettel. „Habe verstanden“ liest sich schon wieder wie Werbung. Weiß bloß nicht wofür.
Wir blicken nach vorn. Wenn zwei eine Scheibe haben, nein (!), auf einer Scheibe sind, muss der eine auf den anderen aufpassen, dass er nicht über den Rand fällt. Warst du nicht letztens erst in Amerika? Ich mache mir Sorgen.

Sei dennoch dankbar und hoffnungsfroh gegrüßt von Gil.
Agnete (66)
(16.03.22, 19:35)
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 GastIltis meinte dazu am 17.03.22 um 10:39:
Danke, liebe Agnete,
wie Ekki schon schrieb, ist die Zeit ein Rätsel. Ob nun absolut oder relativ oder als vierte Dimension betrachtet, so wie du es siehst, ist es. Wir möchten es nicht, aber wir müssen uns damit abfinden. Sie, also die Zeit, zu überlisten, wird immer schon im Ansatz scheitern. Oder ein Traum bleiben. Fein, dein Kommentar.
Liebe Grüße von Gil.
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