Jenseits der Wälder

Text zum Thema Weltanschauung

von  Regina

Jenseits der Wälder fand ich mich unversehens in einem Land, dessen Bewohner keinerlei Vertrauen in ihre Mitmenschen aufbrachten. Sie sahen sich vor die Notwendigkeit gestellt, in der ständigen Auseinandersetzung um die Macht zu leben, weil nur der Stärkere bestehen könne. Im Erziehungswesen musste der Lehrer dem Schüler mit harter Hand begegnen, indem er ihn zur Disziplin zwang. Dasselbe galt für die Kunst, wo die höchstmögliche Perfektion mit Hilfe von Bestrafungen erreicht wurde, aber kein Künstler sich mit seinem Können identifizierte. Freude kam selten auf. Auch im Beruf galt es, die Oberhand zu behalten, nötigenfalls mit allen erdenklichen Mitteln, also auch Lüge, Betrug, Intrige oder Gewalt bis hin zum Zweckmord. Frauenverachtung blieb an der Tagesordnung. Dennoch verstanden auch Frauen das unwürdige Spiel. Einen Mann, der nicht aus seiner Herzenswärme lebt, kann die Frau ja allemal bei seiner Triebhaftigkeit packen und ausnützen, denn es galt für sie, sich bestmöglich bezahlen zu lassen. Die Herrscher dort bremsten die meiste Zeit die Kriegslüsternheit ihrer kampfbereiten Bürgerscharen aus, um ihr gelegentlich freien Lauf zu lassen. Dann stürzte sich das Heer zunächst einmal auf die Frauen des Feindes, als ob in dieser Erniedrigung bereits ein Kriegsgewinn läge. Doch die durch Vergewaltigung Geschwängerten ließen alsbald ihre Neugeborenen in der Geburtsklinik zurück oder warfen sie gar in den Mülleimer.

Nicht, dass es die Liebe in dieser Gesellschaft nicht gegeben hätte, aber in den meisten Fällen war sie mit tiefem Leid verbunden und füllte die Romanliteratur mit Hunderten von Seiten tragischer Ereignisse sowie Liedern in Moll. Entwand sich dieser Lebensweise dennoch echte Güte, so offenbarte sie sich bar jeglicher Oberflächlichkeit.


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Kommentare zu diesem Text


 Thal (14.03.22, 17:10)
Uff, ja. Ein Glück kann ich hier abgeschieden noch in meiner eigenen kleinen heilen Welt leben.

 Dieter_Rotmund (14.03.22, 18:43)
Etwas arg distanziert geschriebene Parabel, nicht wahr?Oder gehts da wieder um Afghanistan? Falls ja, wieso dann so verschlüsselt?
P.S.:
doch -> Doch (Satzanfang!)

 Regina meinte dazu am 14.03.22 um 18:54:
Es geht nicht um Afghanistan, nicht um ein bestimmtes Land, sondern um eine Haltung, Weltanschauung, wie der Untertitel sagt.

 Dieter_Rotmund antwortete darauf am 15.03.22 um 14:38:
Okay, ist aber dadurch ein sehr seelen- und lebloser Text geworden.
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