gebunkerte ohnmacht

Kurzgedicht

von  monalisa

ich kann nicht einschlafen
weil mich die bilder verfolgen

sie können nicht aufwachen
aus ihrem alptraum

die tage winke ich durch
und schalte die abende ab

für unsre geschwister
im bunker ist nacht


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Kommentare zu diesem Text


 EkkehartMittelberg (22.03.22, 00:41)
Wer das erlebt hat, weiß, wie es schmerzt.
Liebe Grüße
Ekki

Kommentar geändert am 22.03.2022 um 00:41 Uhr

 monalisa meinte dazu am 22.03.22 um 08:26:
Lieber Ekki,
es ist unfassbar, dieses Elend, dieses Leid und beschämend, die Bilder wegzudrücken, während die Menschen in der Ukraine das nicht können! Aber hilft es ihnen, wenn wir uns im Ohnmachtsbunker verkriechen?

Vielen Dank und liebe Grüße
mona

Antwort geändert am 22.03.2022 um 08:26 Uhr
Taina (39)
(22.03.22, 08:10)
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 monalisa antwortete darauf am 22.03.22 um 08:28:
Danke, Taina, ich denke, dass es vielen von uns so ergehen wird. Das wollte ich thematisieren.

Liebe Grüße
mona

 GastIltis (22.03.22, 17:15)
Ach liebe mona,

ob sich die Frau Kotvitskaja als Beifahrerin in einem ungarischen Fahrzeug, als sie mit rund dreißig Millionen Euro in sechs Koffern über die ukrainisch-ungarische Grenze wollte und (fast nicht) erwischt wurde, auch so viele Gedanken macht, die ich genau wie du mit den bedauernswerten Armen teile? Nun ermittelt man, ob die Frau K. auf legalem Weg zu dem Geld gekommen sein könnte. Was da wohl heraus kommt?

Sei herzlich gegrüßt von Gil.

Kommentar geändert am 22.03.2022 um 17:45 Uhr

 monalisa schrieb daraufhin am 22.03.22 um 19:12:
Ja, lieber Gil,
sich in manche Menschen einzufühlen fällt besonders schwer. Das gilt sowohl für die Elenden im Bunker, die Flüchtenden, die ihre nackte Haut retten, wie auch für Frau K.

Vielen Dank und liebe Grüße
mona

 Tula äußerte darauf am 22.03.22 um 21:54:
Hallo mona
Es gibt Situationen, die kann man sich sicherlich ohne das eigene Erleben nicht vorstellen, selbst wenn man es ernsthaft versucht. Der Bunker an sich ist das eine, aber die Angst bzw. vielerlei Ängste, die die Menschen durchmachen ... das muss schwer traumatisierend sein. 
Die Welle der Solidarität lindert etwas die Ohnmacht, und gibt hoffentlich auch den Betroffenen eine gewisse Hoffnung, dass es irgendwie vorbei und dann wieder aufwärts gehen wird.

LG
Tula

 monalisa ergänzte dazu am 23.03.22 um 08:07:
Danke, lieber Tula,
ich wollte den Bunker gern als Symbol für all die Ängste und Traumata verstanden wissen. Ich hoffe, diese Solidarität wird sich als beständig und tragfähig erweisen :) !

Liebe Grüße
mona
Taina (39) meinte dazu am 23.03.22 um 09:06:
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 monalisa meinte dazu am 23.03.22 um 09:39:
Letztlich wissen wir wenig darüber, wie es in den Menschen drin aussieht, weil jede/r auf ihre/seine Weise erlebt, auf- und wahrnimmt, verabeitet und reagiert ..
Man hat aber doch eine ungefähre Vorstellung davon, wie es sein muss, ohne Strom, ohne Wasser, mit zur Neige gehenden Lebensmittelvorräten .. unter ständigem Beschuss auszuharren, oder mit kleinen Kindern stunden-, tagelang auf der Flucht ins Ungewisse unterwegs zu sein. Was in Kopf und Herz von so Ausnahmeerscheinungen wie Frau K. vorgeht, kann ich mir noch weniger vorstellen. Darum lass ich es!
Taina (39) meinte dazu am 23.03.22 um 10:11:
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 AchterZwerg (23.03.22, 06:58)
Liebe Mona,
zum Inhalt ist bereits genug gesagt worden.
Mich faszinieren an diesem Gedicht zudem Form und Sprache: Die Bilder materialisieren sich gleichsam und sind es selbst, die nicht erwachen können. Der innere Dialog ähnelt dem äußeren: Die eigene Empathie wird vom Stand-by-Modus bestimmt.
Ein bitteres und für mich sehr gelungenes Gedicht.

Respekt. <3

 monalisa meinte dazu am 23.03.22 um 09:44:
Ach, 8. <3 ,
hab vielen Dank für die Würdigung der Form, dieses abgemagerte Wortgerüst, das, wie ich hoffe, Fenster im je eigenen aufploppen lässt.
Ich freue mich sehr über deinen Kommentar :) .

Liebe Grüße
mona

 Quoth (23.03.22, 08:40)
Hallo Monalisa, schon vor diesem Krieg verdrängten wir viel. Es war nur weiter weg. Wir fühlten uns nicht bedroht. In dem Wort "Geschwister" ist das enthalten. Gruß Quoth

 monalisa meinte dazu am 23.03.22 um 09:52:
Hallo Quoth, ich bin sehr dankbar über deinen Beitrag. Mein Menschenbild geht davon aus, dass wir alle Geschwister sind. Ich bin dankbar, dass den Ukraine-Flüchtenden so eine Welle der Hilfbereitschaft entgegenschlägt, noch, gleichzeitig verstehe ich dieses zweierlei Maß nicht: Ist der Krieg in Syrien, in Afghanistan weniger schrecklich, geht uns das Leid der Menschen (von) dort weniger an?

Liebe Grüße
mona

 Quoth meinte dazu am 23.03.22 um 11:42:
Strucks berühmter Ausspruch, die Sicherheit Deutschlands werde auch am Hindukusch verteidigt, hat 2002 wenig bis nichts bewirkt. Würde heute jemand sagen, sie werde acu in Kiew verteidigt (und in Frage gestellt), wir würden diesem Jemand (auch wenn er weiblich ist) sofort glauben.
Gruß Quoth

 monalisa meinte dazu am 23.03.22 um 18:59:
Unsere Erde ist zu klein, denke ich, als dass irgendetwas so weit entfernt sein könnte, dass es uns nichts anginge. Damals wie heute.
Liebe Grüße
mona

 minze meinte dazu am 23.03.22 um 20:05:
Dieser Antwortkommentar von dir, Mona, rührt mich sehr an. Ich empfinde oft ähnliches.LG

Antwort geändert am 23.03.2022 um 20:05 Uhr

 monalisa meinte dazu am 24.03.22 um 16:06:
Das ist schön, minze, dann sind wir schon zwei, die das so ähnlich empfinden :)

Liebe Grüße
mona

 TassoTuwas (23.03.22, 20:55)
Hallo Mona,

diese Ohnmacht ist zu greifen.

Nur die Verursacher begreifen es nicht.

Liebe Grüße
TT

 monalisa meinte dazu am 24.03.22 um 16:08:
Lieber TT, man hat fast den Eindruck :( , vor allem wollen sie nicht begreifen, denke ich.

Liebe Grüße
mona
Agnete (66)
(24.03.22, 22:43)
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 monalisa meinte dazu am 25.03.22 um 06:38:
Oh, vielen Dank, Agnete :) !
Liebe Grüße
mona

 Alazán (25.03.22, 23:40)
"weil mich die bilder verfolgen
sie können nicht aufwachen"


Das ist genial - die Bilder können nicht aufwachen, es sind eben keine Bilder, sondern Menschen im Scheusal der Realität.
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