Kurz nach acht

Kurzprosa zum Thema Beziehung

von  BeBa

Am Abend ruft sie an. Er hat sich gerade in seinen Sessel gesetzt, mit dem Käsebrot und einer Flasche Bier. Die Tagesschau stellt er auf tonlos und nimmt den Hörer ab.

„Was machst du?", fragt sie.

„Ich wollte gerade essen", sagt er.

„Oh, störe ich?"

„Ist schon in Ordnung."

Hinter dem Tagesschausprecher brennt ein Hochhaus.

„Ich denke, wir müssen reden", meint sie.

„OK", sagt er. Leute stürzen sich aus den Fenstern auf die Straße, um den Flammen zu entkommen. Unten auf der Straße stehen Feuerwehrleute mit Sprungtüchern.

„OK? Ist das alles?"

„Was meinst du?", fragt er. Er greift nach dem Käsebrot, dazu nimmt er einen Schluck Bier.

„Ich wusste doch, dass dir alles egal ist!"

Er nimmt noch einen Schluck aus der Flasche. Im Fernsehen schütteln sich ein paar Politiker die Hände und lächeln in die Kamera. Dann fällt ihm auf, dass sie aufgelegt hat.



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Kommentare zu diesem Text


 franky (03.04.22, 06:52)
Hi Beba
 
Das ist so lebensnah empfunden, eine gelungene Kurzprosa.
 
Morgengrüße von Franky

 BeBa meinte dazu am 04.04.22 um 07:56:
Danke, Franky. Freut mich.

LG
BeBa

 TassoTuwas (03.04.22, 09:15)
Unheile Welt.
Kein Verlangen nach "Smalltalk".

LG TT

 AchterZwerg antwortete darauf am 04.04.22 um 06:51:
Wem sagste das!

 BeBa schrieb daraufhin am 04.04.22 um 07:57:
:) 

LG
BeBa
Jo-W. (83)
(03.04.22, 09:22)
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 BeBa äußerte darauf am 04.04.22 um 07:57:
Ja, das bleibt uns noch ... ;) 

LG
BeBa

 AchterZwerg (04.04.22, 06:54)
Der Klassiker "Wir müssen reden!" kommt nicht immer gut an - auch nicht beim hiesigen Master des Universums ... 8-) 

Ein frohes "Prost"
der8.

 BeBa ergänzte dazu am 04.04.22 um 07:58:
Ja, 8er, da hast du Recht.

"Prost" zurück,
BeBa

Antwort geändert am 04.04.2022 um 07:58 Uhr

 Dieter_Rotmund (04.04.22, 08:45)
Anfangs zu viel verbales Geplänkel, das würde ich ändern und die Anteile der direkten Rede auf die wichtigsten Teile beschränken. Ansonsten wirkt es schon sehr hölzern-linkisch in der Machart.

 BeBa meinte dazu am 04.04.22 um 11:00:
Hallo Dieter,

Geplänkel? Für mich ist es eine schnelle Einführung des Lesers in die Szene. Weniger, meine ich, würde kaum gehen.

Hölzern-linkisch? Verstehe ich nicht? Meinst du die Dialoge? Die sind natürlich so beabsichtigt. Immerhin findet ja (und das ist doch letztlich das Tehma) ein Dialog gar nicht wirklich statt.

Ich kann deiner Kritik ja häufig folgen, hier aber nicht. Doch vielleicht stehe ich auch auf der Leitung ... ;) 

LG
BeBa

 Dieter_Rotmund meinte dazu am 04.04.22 um 11:26:
Zuviel direkte Rede ist ein Zeichen schlechter Trivialliteratur. 

Ich verstehe dein Anliegen, aber die handwerkliche Umsetzung funktioniert auf diese Weise nicht.

 monalisa (04.04.22, 08:53)
Wie machst du das nur, lieber Beba,

in so wenigen  Worten so viel unterzubringen, miteinander zu verquicken? Private "Unannehmlichkeiten", Katastrophen, große Weltpolitk, Sein und Schein, und in allem eine gewisse "Wurstigkeit am Käsebrot", runtergespült mit Bier aus der Flasche, damit nichts hängenbleibt, man sich nicht dran verschluckt.
Du beschreibst eine Szene der "Zerstreuung", wie sie realer nicht sein könnte, eine Szene von teilweise hausgemachter Überforderung, oder ist es eine Art Selbstschutz, die Bilder tonlos, gemildert durch Ksäebrot und Bier, nicht so nah rankommen zu lassen, dem "ernsten Gespräch" auszuweichen, indem die Tagesschau weiterläuft ...

Ich bin wieder einmal sehr beeindruckt!

Liebe Grüße
mona

 BeBa meinte dazu am 04.04.22 um 11:02:
:blush: 

Danke für dein intensives Befassen mit dem Text. Hat mich sehr gefreut.

LG
BeBa
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