Mieze und Maus

Kurzgeschichte zum Thema Engel

von  Terminator

Klasse, Klasse 9! Thieh war begeistert. Immer seltener das abgehobene Pokerface, immer öfter das aristokratische Lächeln. Eine Schule mit angeschlossener Uni, die große Bibliothek als Brücke dazwischen, und die war in der 12. Etage. Coole Cityschool.


Und Alter beziehungsweise Mann, begehrte er in den ersten zwei Wochen Jessica! Diese leichtlebig extravertierte Ziermieze, hellbrünett und immer am Kichern. Doch warte, dachte sich Thieh. Da geht noch was. Statistikbücher aus den letzten 4 Jahrhunderten, auf dem Sessel am Fenster.


Eine Leseorgie nach der anderen, und schon war Herbst. Angeblich munkelte man, eine Hochgewachsene aus der 12 würde von der Schule fliegen, weil sie keine Jungfrau mehr war. Das wäre schrecklich, wenn es wahr wäre, denn die ganze Atmosphäre war erfüllt mit kindlichem Vertrauen in süßes Verknalltsein, an das widerliche Sexualgewichse war gar nicht zu denken. Es hieß, die Neue aus der 10 hätte im Keller den Hausmeister verführt. Legenden.


Thieh war von den Mädchen begehrt, das wusste er. Diese Reinheit, die er ausstrahlte, obwohl: es gab ja keinen, der unrein war. Das war keine Abschaumschule, sondern Mousse de Aristocrat, wie ein Lehrer scherzte. Und nein, die Hochgewachsene hatte bloß eine zierliche Unimieze hotwaxt, aber Jungfrau war sie, was selbstverständlich ist, immer noch.


Die aus der 10 schrieb erotische Texte. Phantasievoll, aber nichts Schweinisches. Woher denn auch? Weder gab es Ekel-TV wie in halb in die Untiefen der Hölle abgestiegenen Ländern und Kulturen...


Thieh bemerkte jedenfalls eine introvertierte Schüchterne in seiner Klasse: die dunkelbrünette Julie. Etwas funkte, funkelte und zog in seinen Bann, eine Ahnung eines Gefühls, so stark wie das zarte Mädchen schwach war. Thieh begriff es: Julie war verliebt.


In wen!? Das war harte Detektivarbeit, denn das Mädchen war so schüchtern, das gibt es gar nicht. Doch einmal, als er mit einer Freundin aus der Uni in der Bibliothek halb diskutierte halb kuschelte, starrten ihn diese wunderschönen schüchternen Augen eifersüchtig an. Julie sah, wie die wie die ihren kleinen und unbeschreiblich schönen Hände der Unimieze, die mit 25 wie 15 aussah, in den hochedlen Händen Thiehs undsoweiterten.


Es wurde nicht mal gesprochen, die Intuition besorgte alles. Körpersprache, eigentlich Blicksprache, und schon saß Julie mittendrin. Sie staunte, dass die ultrazierliche Mieze nicht aus der 10 war, sondern sich gerade auf ihren Master-Abschluss vorbereitete. Thieh ließ die Mädchen, erfüllt von Glück und Weltliebe.


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