Als finge nun ein Wunder an

Text

von  Cathleen

Als finge nun ein Wunder an

Du kamst im letzten Augenblick
und dekoriertest mit Geschick
mein kahles Zimmer:
Es sei doch schließlich Weihnachtszeit!
Ich war voll Kinderseligkeit
bei Kerzenschimmer
und sah der Pyramide zu,
die sich geräuschlos voller Ruh
beharrlich drehte.
Wir tauschten zärtlich Kuss um Kuss,
so dass mein Traurigsein zum Schluss
doch noch verwehte.

Ein Jahr darauf zerfiel das Glück:
Du gingst zu deiner Frau zurück,
es sei zu Ende!
Ich saß am Heiligabend dumm
in der geschmückten Wohnung rum
und sah nur Wände.
Die Pyramide drehte sich
und war nur bunter Kram für mich,
was für die Kleinen.
In fremden Armen liegst jetzt du,
dacht’ ich verzweifelt immerzu
und musste weinen.

Die Stille Nacht sie tat mir weh,
in meinen Haaren fing sich Schnee
auf weißen Wegen.
Ein Vater kam mit seinem Sohn
und einem gelben Lampion
mir still entgegen.
Der Kleine sang vom Christuskind
und Menschen, die heut fröhlich sind,
ich war betroffen.
Und irgendetwas in mir drin,
es formte meinen müden Sinn
zu neuem Hoffen.

Das Stimmchen zog mich in den Bann,
als finge nun ein Wunder an.


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