Keine kleine Nachtmusik

Sonett zum Thema Krieg/Krieger

von  Walther

Keine kleine Nachtmusik

In seiner Linken hält er die Granate,
In seiner Rechten schwingt ein Schießgewehr.
Sein linkes Auge, blau einst, gibt’s nicht mehr.
Was braucht der Mensch für eine Bachkantate?

Zehn ganze Finger. Das sind die Geräte,
Die G?tt, der Herr, dem Menschen wachsen ließ,
Als er noch träumte, nackt, im Paradies.
Jetzt haut er sich Granaten in die Gräte

Und auch woanders hin, in Bauch und Brust.
Das Oratorium singt in ihm in Nächten,
Wenn nichts als Angst ihn frisst und Frust,

Dass er Kollegen tötet in Gefechten,
Die andere befahln aus Machtsuchtlust –
Sein Fuß im Takt beim Lob für den Gerechten.



Anmerkung von Walther:


Gewidmet allen Künstlern, die jetzt in der Ukraine für die Freiheit der Kunst und für ihr Land kämpfen.

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Kommentare zu diesem Text


 Regina (22.05.22, 14:09)
Virtuose Finger auf den Saiten einer Stradivari erfreuen uns tausendmal mehr als der Zeigefinger am Abzug einer Kalaschnikov. Im Krieg gibt es nur Verlierer, und da kämpft keiner für die Kunst.

 Walther meinte dazu am 23.05.22 um 19:18:
Hi Regina,
danke fürs lesen und kommentieren!
der held dieses gedichts greift in die tasten. wenn du den fragst, den ich beschreibe, es gibt ihn nämlich wirklich, sieht er das anders als du.
ich denke mal, dass das eine frage des blickwinkels ist. wer als ausgebildeter musiker für sein land in den schützengräben des Donbas kämpft, dürfte sich wundern, dein statement zu lesen.
lg W.



empfohlen  von:   Tula,   franky
Lieblingstext  von:   franky

 Regina antwortete darauf am 24.05.22 um 17:52:
Würden Politiker auf ausgebildete Musiker hören, gäbe es möglicherweise keine Schützengräben.

 Walther schrieb daraufhin am 24.05.22 um 18:14:
Hm. das würde voraussetzen, dass künstler im allgemeinen und musiker im besonderen weniger streit- und herrschsüchtig wären, weniger intrigant und hinterhältig, weniger geldgeil und weniger bösartig.
da beide, politiker und künstler/musiker, menschen sind, plagen mich da gewisse ernstzugenehmende zweifel.
aber man/frau darf ja hoffen, nicht wahr?

Antwort geändert am 24.05.2022 um 18:15 Uhr

 Regina äußerte darauf am 24.05.22 um 18:30:
Weil das nicht garantiert ist, schrieb ich "möglicherweise". Allerdings bin ich der Meinung, dass Künstler/Musiker prozentual vielleicht weniger zu Gewalttätigkeit neigen.

 Walther ergänzte dazu am 24.05.22 um 18:56:
das habe ich schon verstanden. deine ansicht sei dir unbenommen. meine zweifel mir bitte auch.

 lugarex (03.06.22, 10:15)
 dass künstler im allgemeinen und musiker im besonderen weniger streit- und herrschsüchtig wären, weniger intrigant und hinterhältig, weniger geldgeil und weniger bösartig
Wann werden die Oscars für die beste männliche Hauptrolle wieder verteilt? Die Letzen hat er verpasst...

 Walther meinte dazu am 03.06.22 um 12:31:
Hey,
danke fürs lesen und kommentieren! die Oscars schaut nicht jeder, und nicht jede kennt Will Smith. ich kenn ihn auch nicht. persönlich, mein ich.
lg W.

 Dieter_Rotmund (03.06.22, 15:10)
Was bedeutet das Fragenzeichen in "Gott"?

 Walther meinte dazu am 03.06.22 um 16:17:
das habe ich mir aus rücksicht auf unsere jüdischen mitmenschen angewöhnt.

 Dieter_Rotmund meinte dazu am 03.06.22 um 18:19:
Das verstehe ich nicht.

 Walther meinte dazu am 03.06.22 um 18:43:
wenn man einen freund hat, der vorleser einer israelitischen gemeinde ist, und das hier gelesen;  https://www.zugetextet.com/?p=9572 hat, beantwortet sich die frage schnell.

Antwort geändert am 03.06.2022 um 18:43 Uhr

 Dieter_Rotmund meinte dazu am 04.06.22 um 08:55:
Ist die Rezension von Dir? Sehr sauber und gut geschrieben!
... das Fragezeichen wird darin allerdings nicht erklärt...

 Walther meinte dazu am 04.06.22 um 15:38:
ja, lies das buch.

 Dieter_Rotmund meinte dazu am 04.06.22 um 15:41:
Ich hätte mich über eine kurze Erklärung gefreut. Nun, gut ...

 Walther meinte dazu am 04.06.22 um 15:55:
der name des H?rrn darf nicht ausgesprochen werden, sagt die Thora.

 Dieter_Rotmund meinte dazu am 04.06.22 um 16:14:
Also bitte, "Gott" ist doch kein Name, genausowenig wie "Mensch" oder "Tier".

 Walther meinte dazu am 04.06.22 um 17:17:
lesen schadet nicht. es bildet. also lies das buch.

 Dieter_Rotmund meinte dazu am 04.06.22 um 17:50:
Ist das ein Befehl?  :(

 Walther meinte dazu am 04.06.22 um 18:11:
nö.
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