069 tief

Alltagsgedicht

von  gitano

meine schläfe klappert
tschackabumm....tschackabumm
am fenster
im flow von lücken im schienenstrang
tiefstadtseits
rempelt ein graffiti ordnungsphantasien
rasen im tunnel,

ausstieg
links oder rechts in fahrtrichtung

kauf mich!“ penetrationen verstopfte blicke
im taggries
organisieren häusertürme himmelssektoren
sperren wohnsilokinder
in schwarze kapuzen
in instagram träumerstunden

versunken
in diesem battle
ist täglich november
mousegrau
tonnengrau
blickgrau
wohingrau

sprühnebel zischen an brückenpfeilern
exterritoriale „hallo“ -rufe

himmelrisse
ziehen jumbourlaubsflieger
durch gemüter




Anmerkung von gitano:

069 ist die Telefonvorwahl von Frankfurt/Main...dem imaginären Schauplatz des Textes.
"tief" bzw."hoch" sind zusätzliche Infos hinter den Abfahrtszeiten von S-Bahnen am Frankfurter Hauptbahnhof, weil S-Bahnen dort sowohl unterirdisch als auch auf Normalebene abfahren / ankommen.
Den Text habe ich vor Jahren als "Idee" hier vorgestellt. Inzwischen ist ein Text daraus geworden.

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Kommentare zu diesem Text


 AchterZwerg (03.06.22, 06:50)
Sehr gelungen
und der Bankenstadt ins Gesicht geschaut.
Gerade an heißen Tagen lehnt man sein Gesicht gern an eine Fensterscheibe und sieht - verzerrt - aber aus nächster Nähe, was draußen vorbeihuscht. Und das ist nicht immer nur schön.
Ich selber habe lange in FFM gelebt und halte mich noch immer in der Nähe auf. Mag die Stadt trotz allem, die eigentlich nicht mehr als ein Dorf ist, das aus seinem Anzug geplatzt ist.

Die Form des Gedichts überzeugt, weil sie gut zur Unregelmäßigkeit einer S-Bah-Fahrt passt. Sprachlich gefällt mir dein "mousegrau" ganz besonders.

Herzliche Grüße
der8.

 gitano meinte dazu am 03.06.22 um 07:05:
Hallo ZwergIn, danke für Deine Einlassung auf diesen Text...und Du hast ja einen doch sehr direkten Einblick in die Szenerie.
Ich wollte auch etwas urbanes Collorit einfangen ohne alles irgendwie runter zu machen, denn FFM hat auch sehr angenehme Seiten...Viele Großstädte haben neben ihren Möglichkeiten auch Entfremdungen zwischen Bevölkerungsgruppen oder auch die "Abseitslebensräume und-perspektiven"...mit den "fetzenhaften" Sprachabschnitten (Blickwechseln) wollte ich auch die wahrnehmbaren Wechsel von Eindrücken im Urbanen ein wenig spiegeln...auch ein wenig mit dem Sprachgebrauch (...und da fällt mir noch ein Fehlerchen auf, den ich gleich noch korrigieren werde;-)  ) Danke für das Lob für "mousegrau" und die sehr treffende Bemerkung "der Bankenstadt ins Gesicht geschaut"...kurz und zutreffend! Ich selbst war neben "mousegrau" erfreut über die Idee zu "wohingrau". Nach wie vor bin ich der Meinung dass Neologismen für Prägnanz, Verständlichkeit ihre Berechtigung haben.
Herzlichen Dank für Deine getippte Einlassung
gitano
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