Von der Liebe an einem Sonntag (Romanauszug)

Cut-Up zum Thema Liebe und Hoffnung

von  alter79

Doro. Jene taffe Frau die Felix vor den Arabern beschützte und in einer Holzkiste nach Israel mitnahm. Dort ging es zwischen ihnen auch eine Weile gut, sie liebten und lebten sich - bis; denn dann konnte Felix wohl nicht anders und ging auf die Suche. (Vermutete Doro: die redet darüber ganz offen in der Therapierunde vor uns. Und M. Der dann (immer) seine berüchtigten Glubschaugen bekommt. Hustet. Wie Karl der Laubfrosch im Anstaltspark beim Wasserlassen). Suchte nach der einst geliebten Frau (Lana. Schwester von Hassan. Der Sohn vom Paten von Berlin Neukölln...) und dem gemeinsamen Kind; - und ging im tiefsten Afrika auf nimmer Wiedersehen verschütt.
- Doro blieb zur
ück und fiel in tiefste Depression. Wie viele Frauen. Wie man so sagt. Eine Schutzbehauptung, ich weiß. Dass die an die große Liebe glauben und dann bitter enttäuscht werden. Doch das ist so was von traurig. Und dazu noch kurz vor dem Fest: Ich muss einfach darüber schreiben! Doro, könnte man sonst denken, wäre mit einem weißen Segelboot von sonst woher gekommen und nicht aus einem Krieg den sie und Israel, ihr Land, führt. Doro, könnte man auch denken, hat eine endlose Weite im Gemüt, ihr Leben ist ein Bild von einem Stück Großzügigkeit wo alles seinen Platz findet. Der erste Kuss wie der letzte Atem.
- Doro bewohnte eine klassisch Berliner Altbauwohnung mit hohen Decken, Stuck daran, Parkettboden, 5 Zimmern, eins davon als Erkerzimmer im f
ünften Stock ohne Fahrstuhl und kocht gerade Kaffee. Doro.
Die sitzt ansonsten in einer Sitzecke aus zusammen geschobenem Sessel und Zweiersofa unter einer Leselampe mit Ocker Schirm aus den 30er Jahren. Und die Wände um sie herum sind mit Bildern behangen, die sie Stück für Stück aus den Trödelmärkten der Stadt klaubte. Auch ihre Schellackplatten hat sie von dort. Ihre CDs. Und LPs. Und gerade hört sie Marianne Faithfull Crazy Love durch die hohen, schönen hellen Räume, - denkt dabei an ihren Freund: Felix. Und auch hier wieder an die endlose, weiße Weite die ihr Leben bisher ausmachte. An ihren Feldzug gegen Gewalt, in dem Liebe bisher keinen Platz fand. Und immer ist da dieses Lächeln, trotz allem dieses bezaubernde Lächeln. Eins, das zeigen soll wie gut es ihr geht. Obwohl es ihr nicht immer gut geht, - denn sie musste aus Notwehr auch schon Menschen töten und hat seit dem nie wieder richtig durchgeschlafen; sei es die Angst, sei es das Gewissen. Und deswegen erscheint dem, der genau hinschaut, dieses ewige Lächeln ab und an auch irgendwie gequält. Als wenn Doro etwas verfolgt. Und auch dann erst sieht man die tiefen Ringe unter ihren Augen die sonst geschickt wegschminkt, auch weil sie überhaupt täglich Egypt- Wonder aufträgt, um gesund zu erscheinen. Eine richtige Frau eben, diese Doro, - die manchmal handeln muss wie ein Mann; wie ein ganzer Kerl.
- An manchen Tagen raucht Doro. Kette. Obwohl sie sich das Rauchen l
ängst abgewöhnt hat. An manchen Tagen trinkt sie. Kette. Obwohl sie... An manchen Tage tickt sie nicht sauber. Sagen (sagten!) ihre Kollegen. Denn dann denkt sie an ihre Eltern, die von Terroristen ermordet wurden. Selbstmord, die Mutter von Doro, - sagt einer ihrer Kollegen. Ist vergewaltigt worden und... und hält sich dann doch lieber den Finger vor, denn wenn Doro nicht sauber tickt, ist sie am zusammenbrechen. Läuft ruhelos Amok. Von da nach dort und von hier nach dort, raucht... und hasst. Araber. Manchmal kann sie darüber reden. Doch meist nicht. Kein Wort. Was bleibt ist das gequälte... Lächeln. Wie jetzt - bei Marianne Faithfull, von der sie mit mir zusammen What have they done to the rain hört.



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