Letzte Worte

Gedicht zum Thema Abschied

von  FrankReich

Goethes Abgang kam zur Nacht,
doch war der ihm wohl zu schlicht.

Goethes Abgang kam zur Nacht
ohne Pauken oder Pracht,
und so steht auch im Bericht,
dass er einschlief, sanft und sacht.
Eines noch ist überbracht:
Goethe sagte nicht: "Mehr Licht.",
sondern fragte nur: "Mehr nicht?"
Denn er hatte zwar bedacht,
dass der Mensch auf lange Sicht
irgendwann den Abgang macht,
doch war der ihm wohl zu schlicht.


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Kommentare zu diesem Text

klausKuckuck (71)
(03.07.22, 11:13)
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 FrankReich meinte dazu am 03.07.22 um 12:19:
Es freut mich ungemein, dass Du "die blöden Dinger" ebenso gern zu lesen scheinst, wie ich sie schreibe (und natürlich auch lese). 
Vom Formalen her (Trochäus, durchgehend stumpfer Reim bei sieben Silben und assonant) ist mir diesmal sogar ein Klassiker (passend zum Klassiker, wenn auch nicht annähernd mit seinen Werken zu vergleichen) gelungen. 
Inhaltlich fasziniert mich an dieser Gedichtart besonders die Kompositionsfigur These, Antithese und Synthese und die Kombinationsmöglichkeiten von Realität, Abstraktem, Fiktion, Konkretem und nicht zuletzt dem Paradoxen. 
Manchmal male ich mir aus, wie sich die deutsche Dichtung entwickelt hätte, wenn diese Lyrikform zu Barockpoeten wie Fleming, Gryphius oder Hoffmannswaldau vorgedrungen wäre. 👋😂

Dank und ciao, Frank
klausKuckuck (71) antwortete darauf am 03.07.22 um 14:27:
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 FrankReich schrieb daraufhin am 03.07.22 um 17:11:
Obwohl ich von Hagedorn eine Gesamtausgabe seiner Dichtung besitze, habe ich mich mit der Anakreontik bisher nur unzureichend auseinandergesetzt, aber ich schätze, dass das Triolett im ersten Drittel des 18. Jahrhunderts von Frankreich nach Deutschland gelangte. Lt. Wikipedia erscheint es in Frankreich als Liedform im 13. Jahrhundert, ist also bedeutend älter als das Fatras, wohingegen die Fatrasie ebenfalls im 13. Jahrhundert entwickelt wurde. Da liegt natürlich die Vermutung nahe, dass das Fatras den Kopf vom Triolett, sowie den Rumpf von der Fatrasie erhielt und quasi eine Hybridform aus den beiden Gedichtarten darstellt.
Aber einmal abgesehen davon, dass die Struktur des Fatras im Deutschen besser nachzugestalten ist, gefällt es mir trotz seiner Länge erheblich besser als das Triolett, da mir dort die Reimendung des Anfangsverses einmal zu oft wiederholt wird, wobei mir aufgefallen ist, dass das von Hagedorn ins Deutsche übertragene Triolett im Original eh nur aus Identreimen besteht.
Einen schönen Sonntag noch.

Ciao, Frank
klausKuckuck (71) äußerte darauf am 03.07.22 um 20:10:
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 FrankReich ergänzte dazu am 04.07.22 um 00:08:
Uz war mir bisher nur dem Namen nach geläufig, dieses Gedicht kann aber mit denen von Johann Christian Günther oder Barthold Heinrich Brockes durchaus mithalten, wenn ich nicht wüsste, aus welcher Epoche es stammt, würde ich es in die Zeit zwischen den beiden Dichtern einordnen, wie gesagt, mit der Aufklärung, bzw. der Anakreontik habe ich mich noch nicht eingehend auseinandergesetzt, mein Interesse ist nun allerdings geweckt.

Ciao, Frank

 FrankReich meinte dazu am 04.07.22 um 07:16:
P. S.: Wirst Du das Gedicht von Uz in Deine Vorträge aufnehmen?
klausKuckuck (71) meinte dazu am 04.07.22 um 07:41:
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 FrankReich meinte dazu am 04.07.22 um 08:23:
Hoffentlich wirst Du fündig, auf die gesprochene Interpretation bin ich gespannt. 
Übrigens hat der Fatrasieforscher Ralph Dutli auch schon einige aus dem Französischen übertragene Fatrasien vorgetragen, der Nachteil besteht allerdings darin, dass er sie reimfrei übersetzt hat, dadurch geht der Reiz im Vortrag verloren.

Ciao

 Graeculus (03.07.22, 23:45)
Fast noch interessanter als das Gedicht ist in diesem Falle das Gespräch darüber.
So, die Anakreontik gab es auch noch nach der Antike. Das wußte ich nicht.

Ich hoffe, daß mir als letztes Wort etwas Geistvolleres einfällt als Goethe. Wenigstens einmal im Leben!
Allerdings sind die Sammlungen dessen, was bei dieser Gelegenheit schon so alles gesagt wurde, beeindruckend.
Zum Beispiel:

Marcus Porcius Cato der Jüngere (95–46 v.u.Z.), Philosoph und Führer der Optimatenpartei im Senat, ein erbitterter Gegner Caesars, nahm sich nach dessen Sieg bei Thapsus in Utica, in der Nähe Karthagos, das Leben. Zu seinem Sklaven:
 
„Schließe die Tür! Ich gehöre jetzt nur mir selbst [Nunc mei iuris sum].“

 FrankReich meinte dazu am 04.07.22 um 08:10:
Anakreontik und Rokoko sind lediglich Strömungen während der Epoche der Aufklärung gewesen, mir ist allerdings nicht bekannt, dass es die Anakreontik schon in der Antike gab.
Die letzten Worte Goethes werden von den Biographen, die ihm überhaupt welche zugestehen, tatsächlich kontrovers diskutiert, das Fragezeichen ist allerdings rein fiktiv und dient als Einleitung der Synthese, mit der ich für mich einen intertextuellen Bezug auf folgendes von Goethes orphischen Urworten herstelle:

Dämon

Wie an dem Tag, der dich der Welt verliehen,
Die Sonne stand zum Gruße der Planeten,
Bist alsobald und fort und fort gediehen
Nach dem Gesetz, wonach du angetreten.
So mußt du sein, dir kannst du nicht entfliehen,
So sagten schon Sybillen, so Propheten;
und keine Zeit und keine Macht zerstückelt
Geprägte Form, die lebend sich entwickelt.

Auch wenn ich da noch zu keinem Schluss gekommen bin, zweifle ich Goethes Einstellung an, dass der Mensch seinem Schicksal nicht entkommen, bzw. es nicht selbst bestimmen kann.

Dank und ciao, Frank

 Dieter Wal (18.07.22, 09:38)
Beeindruckend, wie sinnvoll Du diese Form erfüllst.

 FrankReich meinte dazu am 20.08.22 um 11:30:
😂, ja klar, danke auch für Deine Empfehlung, Dieter.

Ciao, Frank
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