Im Zug

Groteske

von  Jedermann

Dieser Text gehört zum Projekt    Corona-Texte
Dieser Text ist Teil der Serie  Die Pandemie des Absurden

Schaffner: „Aber Bürger, warum tun Sie das? Schauen sie sich doch bitte einmal um! Wir tragen doch alle eine Maske hier. Und, warum tragen Sie keine?“

Angesprochener schaut auf, aber antwortet nicht.

Fahrgast 1: „Gemeinsam haben wir gegen Corona gekämpft und Sie wollen uns das alles wieder zunichtemachen? Ich verstehe Sie nicht.“

Fahrgast 2: „ Es ist doch zu deinem Schutz. Du trägst doch auch den Sicherheitsgurt beim Autofahren, oder etwa nicht?“

Fahrgast 1: „Das Tragen der Maske ist doch auch eine Wertschätzung gegenüber deinen Mitmenschen. Du schützt doch die anderen auch dadurch.“

Angesprochener: „Aber warum haben wir das zugelassen? Gesunde gelten als krank!“

Fahrgast 1: „Es gibt doch Regeln, die sind doch nicht von ungefähr. Daran muss man sich halten.“

Fahrgast 2: „Ja das stimmt, Regeln machen das Leben strukturierter, einfacher und natürlich auch sicherer.“

Zugansage: Bitte beachten sie die Regeln zum Tragen einer medizinischen Maske. Im Zug gilt die Pflicht zum Tragen einer FFP2-Maske!“

Schaffner: „Bürger, haben Sie nicht die Ansage gehört?“

Angesprochener: „Aber ich brauche keine Maske, ich bin doch gesund. Aber, warum haben wir das zugelassen, das Gesunde als krank gelten?“

Schaffner: „Nun hören Sie doch auf immer das gleiche zu erzählen und setzen sie endlich ihre Maske auf.“

Angesprochener: „Aber, ich habe doch keine Maske, weil ich doch keine brauche.“

Schaffner: „Es reicht, Sie werden sich an anderer Stelle verantworten.“

Er verlässt das Abteil. Die Fahrgäste schütteln missbilligend die Köpfe.

Rufe werden laut. „Schmeißt den Kerl raus, diesen Bekloppten.“

Schimpfworte prasseln nieder: „Gefährder schäme dich; bist wohl so ein bekloppter Covidiot; schlimmer als ein Terrorist, du verfassungsfeindlicher Abschaum; Dummdenker; Spatzenhirngänger; gehst wahrscheinlich auch mit deinen Nazifreunden auf die Straße.“

Der Schaffner kommt zurück. Er hat Verstärkung mitgebracht. „Zum letzten Mal, entweder Sie setzen ihre Maske auf oder sie verlassen den Zug.“

Angesprochener: „Aber, ich brauche doch keine Maske.“

Zugbegleiter: „Stehen Sie auf!“

Die Zugbegleiter packen den Mann - er wehrt sich nicht - und führen ihn aus dem Abteil.

Im Abteil wird heftig debattiert. „Ich hätte dem eine reinhauen können; dieses Arschloch!“ „Ich hoffe der bekommt eine deftige Strafe.“ „Wegen solcher Subjekte haben wir die Pandemie noch nicht überwunden.“ „Der war bestimmt nicht mal geimpft.“ „Na soll er doch krepieren.“

Der Zug hält außerplanmäßig an einer Station. Eine Tür öffnet sich. Die Zugbegleiter drücken den Mann die Treppe hinunter. Dort stehen zwei Polizisten. Sie nehmen den Mann fest. Handschellen schließen sich um dessen Handknöchel. Sie schieben ihn den Bahnsteig entlang. Menschen schauen neugierig durch die Zugfenster. „Wegen dem haben wir auch noch Verspätung.“

Am Ende des Bahnsteigs steht ein Gefängniswagen. Die Polizisten stoßen den Mann hinein. Der Zug fährt an. Die Fahrgäste lehnen sich entspannt in ihre bequemen Stühle. Der Service bietet frischen Kaffee an. Jetzt ist der richtige Moment einen heißen frisch gebrühten Kaffee zu genießen. Dafür kann man ja auch mal die Maske abstreifen, aber nicht zu lange.




Anmerkung von Jedermann:

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Kommentare zu diesem Text


 Dieter_Rotmund (07.07.22, 11:09)
Oje, nicht noch so ein Schwurbler-Geschichte!

 Jedermann meinte dazu am 07.07.22 um 20:59:
Ja, der Ausdruck Schwurbler ist schon ein recht böser. Nicht umsonst hat man ihn wieder ausgegraben.
Ich habe mich aber meines Erachtens nicht unverständlich oder inhaltslos ausgedrückt. Dystopisch überspitzte Schilderungen sind doch erlaubt, oder wollen wir in keinVerlag eine Zensur einführen? Außerdem ist keiner gezwungen meine Texte zu lesen. So mache ich das jedenfalls, wenn ein Text nicht in irgendeiner Weise mein Interesse erweckt, dann lese ich ihn einfach nicht weiter.

 Dieter_Rotmund antwortete darauf am 25.08.22 um 09:12:
Nein, keine Zensur. Die Geschichte ist ja durchaus ambivalent. Zwar werden die verantwortungsbewußten Bürger als Lynchmob dargestellt, der Coronaleugner aber auch als ziemlicher Depp.

P.S.: 
 Reinhauen ->  reinhauen

 magico (07.07.22, 11:19)
Zum Thema will ich jetzt mal gar nicht viel schreiben, aber die Umsetzung ist handwerklich mangelhaft. Die wörtlichen Reden wirken viel zu gekünstelt. So spricht doch kaum jemand. Das nimmt dem Ganzen zum einen den Schwung und zum anderen den Realitätsbezug. Und was bitte, ist ein Gefängniswagen? Klingt nach Wildem Westen. Du meinst sicher einen Gefangenentransport.
Ich verstehe schon, dass der Text überspitzt dargestellt ist, aber aus genannten Gründen, verfehlt er sein Ziel.

 Jedermann schrieb daraufhin am 07.07.22 um 21:08:
Das ist keine Schilderung der Realität. Ich versuche ein Bild zu vermitteln.
Im Moment wird für Maskenverweigerung nur eine Ordnungsstrafe verhängt, oder man verliert nur die Arbeit. Also alles halb so schlimm.

Tipp: Wie schon oben für den Anti-Schwurbler geschrieben. Im Zweifelsfall einfach nicht lesen!

 magico äußerte darauf am 08.07.22 um 11:55:
Es ist klar, dass es keine Schilderung der Realität ist. Wie erwähnt, habe ich die Überspitzung bemerkt. Dennoch ließe es sich flüssiger Lesen, wenn die Akteure eine flüssigere, weil sprachtechnisch authentischere, Unterhaltung führen würden.

 Dieter_Rotmund ergänzte dazu am 25.08.22 um 09:13:
Ja, die Dialoge wirken hölzern, und eine sog. "grüne Minna", so hieß das früher, gibt es nicht mehr, oder?

 BerndtB (29.09.22, 11:14)
Leider ist das keine Groteske, sondern Realitätsbeschreibung. Danke.

LG Berndt
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